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Sternenfaust - 049 - Der Virus

Sternenfaust - 049 - Der Virus

Titel: Sternenfaust - 049 - Der Virus
Autoren: Volker Krämer
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Der Hobo hatte mit dem extremen Gefälle keinerlei Probleme. Das vorsintflutlich anmutende Kettenfahrzeug machte allerdings in der Stille der einbrechenden Nacht einen Höllenlärm, der Arian Valborn in den Ohren schmerzte. Verärgert stellte er die Zündung auf Nullposition. Der alte Motor starb mit einem Rülpser ab.
    Von hier an also zu Fuß.
    Arian sprang aus der Führerkabine. Schmerzhaft verzog er das Gesicht, als er den Stich im linken Oberschenkel zu spüren bekam.
    »Für solche Hüpfer bist du zu alt, mein Liebling.«
    Er ignorierte den Einwand – das wusste er schließlich selbst. Doch was sollte er machen? Die angeschweißte Trittleiter war irgendwann einmal weggebrochen.
    »Eine neue installieren?«
    Arian zuckte mit den Schultern und schwieg dazu.
    Der Holt & Bogart – von allen und jedem kurz Hobo genannt – wirkte auf Valborn immer wie ein Saurier, der sich selbst längst überlebt hatte. Dieses tonnenschwere Ungetüm war eine Mischung aus Planierraupe und Transporter, dessen Fabrikation vor ewigen Zeiten eingestellt worden war. Die moderne Technik des Jahres 2251 hatte selbst auf der geringsten Prospektoren-Welt ihren Siegeszug angetreten.
    Ausnahme – »Wingat VII« – Drecksbrocken am Randgebiet zwischen den Starr und den Solaren Welten. Gesegnet mit einer durchaus brauchbaren Atmosphäre, geschlagen mit meteorologischen Verhältnissen, die jedes normal denkende Wesen von ihm fernhalten sollte. Man hatte die Wahl zwischen Sintflut und Erfrieren.
    Prospektoren waren allerdings keine normal denkenden Wesen. Sie suchten den Dreck, in dem sie zu buddeln gedachten. Einen perfekteren Ort konnte man dazu allerdings kaum finden, denn für Arian Valborn war Wingat VII der schiere Dreck.
    Und der schlimmste Unrat, der lebte dort unten rund um den Raumhafen. Arian legte seine behandschuhten Finger auf die Motorhaube des Hobos; die eiskalte Luft hatte die Restwärme der Maschine schon nach wenigen Minuten geschluckt, doch ein bisschen davon wollte er noch für sich erhaschen.
    Er brauchte einigermaßen warme, geschmeidige Finger für das, was er vorhatte. Rasch öffnete der alte Buddler den Materialkasten, der unterhalb des Führerhauses lag. Von dem Werkzeugsatz, der hier einmal sicher aufbewahrt worden war, hatten es vielleicht drei oder vier Teile geschafft, auch heute noch in ihren Formbetten zu liegen. Der Rest war bei der harten Arbeit in den Bergen verloren gegangen – oder Valborn hatte die Sachen schlicht und einfach verschlampt, verliehen … so manches auch verkauft, wenn es wieder einmal düster in der Kasse ausgesehen hatte.
    »Warum so verbittert?«
    Arian hatte großes Geschick darin entwickelt, die Stimmen ganz einfach zu überhören.
    »Du hast es doch genauso gewollt. Der Claim auf ›Perla‹ hätte uns wahrscheinlich ein Leben lang ernährt. Wir hatten dort alles – erstklassige technische Ausrüstung, erträgliches Klima … und Nachbarn, die fast in Rufweite lebten. Zudem waren die durchaus in der Lage, ganze Sätze zu sprechen.«
    Arian spielte den Tauben. »Perla«, sicher, eine Welt mit Zukunft und Rohstoffen, die ganz bestimmt in den kommenden dreißig Jahren für Arbeit und Erfolg gesorgt hätten. Und für unerträgliche Langeweile. Arian Valborn war Prospektor, Digger ! Das Letzte, worauf er scharf war, waren nette Nachbarn , war ein Leben ohne täglich neue Herausforderung.
    Zumindest war das früher einmal so gewesen.
    Er wusste ja nur zu genau, dass er einen gewaltigen Fehler begangen hatte, sich ausgerechnet »Wingat VII« auszusuchen. Mit einer raschen Bewegung zog der Digger einen Behälter aus dem Materialkasten, schmal und gut zwei Ellen lang.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass du ernsthaft …« Diese Stimme war um einiges sonorer als die erste.
    Arian riss der Geduldsfaden. »Ach, seid doch still jetzt. Ich habe mich entschieden – und Schluss!«
    Die beiden Schnappverschlüsse des Behälters waren groß genug, um sie trotz dicker Handschuhe leicht öffnen zu können. Valborn war kein Waffennarr. Einem solchen wäre das Herz aufgegangen, beim Anblick der hundert oder mehr Jahre alten Schusswaffe, die zum Vorschein kam. Tatsächlich hatte Arian die Waffe von seinem Vater geerbt, so wie er die Leidenschaft zum Schürfen, Graben, Buddeln vermacht bekommen hatte.
    Das Gewehr war für die damalige Zeit sicher eine herausragende Waffe gewesen – Hochdruckgeschosse, Explosionsmunition … an Vielseitigkeit und Präzision kaum zu überbieten. Heute hatte sich Arian
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