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Sternenfaust - 049 - Der Virus

Sternenfaust - 049 - Der Virus

Titel: Sternenfaust - 049 - Der Virus
Autoren: Volker Krämer
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meine liebe Frau. Und da ist Pjotr, Leskas Bruder. Sie sind immer da.« Zitternd führte er eine Hand zu seiner Stirn, tippte mit dem Zeigefinger dagegen. »Sie waren immer dort. Alleine bin ich hier nie gewesen. Manchmal waren sie ganz schön lästig, aber sie haben mich nie verlassen, wissen Sie?«
    Er sank erschöpft nach hinten. Einer der Marines wollte ihm ein stabilisierendes Mittel spritzen, doch Wanda winkte ab. Es war sinnlos, denn der alte Mann lebte schon nicht mehr.
    Die Massai sah den Kridan an, der schweigend neben ihr stand. »Können Sie mir das erklären?« Sun-Tarin konnte mit den Worten des Mannes nichts anfangen. Die Massai stand auf.
    »Bitte kommen Sie mit. Ich möchte etwas suchen.«
    Hinter dem Haus wurden sie fündig.
    Die schlichte Stahlplatte war in den tief vereisten Boden eingelassen. In klarer Schrift waren zwei Namen in sie graviert worden.
    Valeska Valborn – Pjotr Kobylanski
    Mehr war dort nicht zu lesen. »Seine Frau und ihr Bruder. Es gibt Menschen, die solche Verluste einfach nicht verkraften. Sie entwickeln eine Schizophrenie, vielleicht sogar eine Art von multipler Persönlichkeit. Die Verstorbenen sind so immer bei ihnen.« Wanda zuckte die Schultern. »Ich kann das auch nicht besser erklären. Mein Volk hätte es in früheren Zeiten mit den Geistern der Toten erklärt, die in einem leben. Mag sein, dass der Parasit mit dieser verwirrten und gespaltenen Persönlichkeit des Mannes nicht klarkam. Möglich ist es …«
    Sun-Tarin schwieg. Er schwieg auch auf dem Rückflug, der sie zu den anderen brachte.
     
    *
     
    Knapp 48 Stunden später landete der Rettungsraumer auf Wingat VII.
    Von den mehr als tausend Menschen, die in den Eisbergen gearbeitet und gelebt hatten, waren 524 dem Hungertod und der Kälte entronnen. Alte, Schwache, Kinder … sie stellten den größten Teil derer, die es nicht geschafft hatten.
    Weitere zwölf Stunden vergingen, bis die beiden Shuttles zurück zur STERNENFAUST fliegen konnten.
    Captain Dana Frost konnte melden, dass Wingat VII der erste Planet war, den die Dronte ab sofort meiden würden, wie der Teufel das Weihwasser.
    Der Vergleich wurde allgemein als durchaus passend betrachtet.
    Teufel – nichts anderes waren die Dronte …
     
    *
     
    Stephan van Deyk nahm das Schweigen seines Captain lange hin. Wenn sie nicht reden wollte, dann war das natürlich ihre Entscheidung. Doch er wusste, dass der hinter ihnen liegende Einsatz Frost nachhaltig belastete.
    Erneut suchte er sie in ihrem Raum auf – dieses Mal jedoch ohne ihre Aufforderung. Es war nicht anders zu erwarten gewesen, dass sie auch in diesem Fall mit einer leeren, längst ausgekühlten Kaffeetasse in den Händen an dem kleinen Tisch saß, um den herum es drei spartanisch anmutende Sitzgelegenheiten gab.
    Van Deyk setzte sich ihr gegenüber. »Sie sind mit dem Test nicht glücklich, Captain?«
    Frost blickte ihren Ersten Offizier nachdenklich an. »Es spielt keine Rolle, ob ich damit glücklich werde. Das Ergebnis zählt einzig und allein. Es scheint, als hätten wir nun eine Trumpfkarte in der Hand. Das könnte den Ausschlag im Krieg gegen die Dronte geben. Wenn alle bewohnten Planeten mit dem Virus infiziert werden, dann wird es für die Dronte nahezu unmöglich werden, Opfer für ihre sogenannte neue Ordnung zu finden. Wir könnten ihnen damit sozusagen den Hahn abdrehen, ihnen jedes Interesse an dieser Seite des Wurmlochs verleiden.«
    Van Deyk nickte. »Das sind gute Perspektiven. Warum also die Nachdenklichkeit, die Zweifel, die an Ihnen nagen. Und sagen Sie mir jetzt nicht, dass ich mich da grundlegend irre.« Er versuchte ein ironisches Lächeln, von dem er nicht sehr sicher war, dass es ihm auch gelungen war.
    Dana erwiderte sein Lächeln, doch das ihre geriet gänzlich daneben. »Sie haben ja Recht. Wir werden es ihnen zeigen: Hier, wir verfügen über den Erreger, der euch vernichten kann. Bleibt uns also vom Leib.« Sie stand auf, ging unruhig hin und her. »Und gleichzeitig schaffen wir damit Nullwesen … lebende Hüllen, so vollkommen hilflose Kreaturen. Sie fühlen nichts, sie spüren nichts – nicht einmal die größten Schmerzen.«
    Der Erste Offizier der STERNENFAUST hatte geahnt, dass es diese Gedanken waren, die seinen Captain Umtrieben. Was hätte er antworten sollen? Ihm fiel nichts ein, was Frost nicht längst bewusst war. Die Wirtskörper waren jeder Individualität beraubt. Es waren die Dronte, die dafür verantwortlich waren. Stephan van Deyk war froh, dass
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