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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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warst so in Gedanken, ich wollte dich nicht stören. Aber ...« Er lacht. »Irgendjemand muss ja aufpassen, dass dir keine Straßenlaterne in den Weg springt.«
    »Guter Witz«, erwidere ich und falle in sein Lachen mit ein. »Vielleicht sollte ich mir einen Blindenhund oder sowas in der Richtung zulegen, damit mir nichts passiert.«
    Er bleibt stehen, sieht mich an und streckt mir seine Hand entgegen. »Vielleicht reicht das erst einmal aus?« Ich starre auf seine Hand. Dann wieder in sein Gesicht. Unmerklich nickt er mir zu.
    »Ich denke schon«, sage ich leise und greife nach seiner Hand. Sofort schließen seine Finger sich fest um meine und ein Gefühl der Wärme durchströmt mich.
    Angekommen.
     
    »Wir sind da. Schau. Da oben.« Nach einem Fußmarsch von gut zwanzig Minuten, den ich sehr genossen habe, zeige ich auf das Haus an der Ecke. Dritter Stock, Altbau. Direkt unterm Dach. Ohne Fahrstuhl. Super Training für Beine und Po. Und das jeden Tag mindestens zweimal.
    Also – dick bin ich nicht, dünn aber auch nicht. Ich trage eine gute achtunddreißiger Größe und meine Beine sind auf jeden Fall durchtrainiert. Da kann niemand kommen und etwas Gegenteiliges behaupten. »Kommst du ... mit hoch?« Wir halten unsere Hände noch immer ineinander verschlungen.
    »Sicher. Wenn ich darf?« Der Mann hat Anstand.
    »Klar.« Ich schließe mit klopfendem Herzen die Tür auf und frage mich erstens, ob ich nun aufgeräumt habe und zweitens, ob Strumpfhosen starke Abdrücke auf der Haut hinterlassen ...
     

        Trautes Heim
    Ich schnaufe wie eine Dampflok. Und das, obwohl ich sonst nie schnaufen muss, wenn ich die achtundneunzig Stufen hinaufsteige. Aber heute. War ja klar.
    John nimmt die Steigung locker aus der Hüfte. Entweder wohnt er auch mindestens im dritten Stock und hat keinen Lift, oder er macht so viel Sport, dass das hier ein Klacks für ihn ist. Vielleicht ist er Triathlet? Oder Freeclimber? Ich stelle mir vor, wie er, nur in Shorts mit schweißüberströmtem Oberkörper in den kanadischen Rockys an den Klippen rumhängt. Wow ...
    Mir fällt auf, wie wenig ich von diesem Mann weiß, und hoffe, dass ich es nicht bereue, ihm so schnell Einblick in meine Welt zu gewähren.
    Er könnte ein Massenvergewaltiger sein, ein Mädchenmörder, ein Einbrecher oder ein Heiratsschwindler. Wer weiß das schon? Aber als ich ihn ansehe, in seine himmelblauen Augen sehe – in diesem Moment sind mir all diese Gedanken egal und ich schubse das Teufelchen, das plötzlich mit erhobenem Zeigefinger auf meiner Schulter sitzt, hinunter und kicke es unter den Flurschrank. Klappe halten!
    »Komm rein. Hier wohne ich. Schau dich nicht so genau um, ich glaub’, es sieht furchtbar aus hier. Aber ... naja, normalerweise nehme ich auch keine fremden Männer mit hierher.« Ich kichere nervös und dirigiere ihn in die Küche.
    Nein. Stopp. Nicht die Küche. Gestern habe ich gekocht und noch nichts abgewaschen. Schnell eine halbe Drehung und ich steuere voran ins Wohnzimmer. Da sieht es nur wenig besser aus.
    Auf dem Tisch liegt das angefangene Buch und ein Becher mit kaltem Kaffee steht daneben. Ein leerer Teller vom Frühstück auch. Mist! Wie gerne hätte ich eine Wohnung vorgewiesen, die aussieht wie aus Schöner Wohnen oder so, aber ... nein, das bin ich nicht. Chaos ist mein zweiter Vorname und die Wohnung spiegelt das auch ein wenig wider.
    Es ist nicht dreckig, nur chaotisch.
    Die Kuschelsocken auf dem Boden kicke ich schnell unter das Sofa und die Jeans nehme ich im Vorbeigehen vom Stuhl. Die will ich eh anziehen. »Setz dich doch. Magst du was trinken?« Er schüttelte den Kopf und setzt sich auf die Couch.
    »Gemütlich«, befindet er und lässt sich in die Kissen sinken. Was für ein göttlicher Anblick. Am liebsten würde ich ein Foto machen, für die Nachwelt. Sonst glaubt mir doch kein Mensch, dass dieses wunderbare Geschöpf auf meinem Sofa gelümmelt hat. Und das ohne Handschellen oder ähnliches Hilfswerkzeug. Aber ich befürchte, das kommt nicht so gut an. Daher lasse ich mein Smartphone in der Tasche und bleibe unschlüssig im Türrahmen stehen.
    »Ich warte hier. Mach dich in Ruhe fertig«, sagt er und gibt mir damit den Startschuss. Ich sage nichts, trete den Rückzug ins Schlafzimmer an und schließe die Tür hinter mir.
    In rasender Geschwindigkeit entledige ich mich meiner dicken Klamotten. Ein Ohr immer in Richtung Wohnzimmer.
    Was für ein Glück, dass eines meiner Badezimmer direkt vom Schlafzimmer
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