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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Autoren: Felix T. Richter
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    Kapitel 1: Der erste Schatten

 
 
    Der Magier schlug verschreckt die Augen auf. Was
war geschehen? Soeben noch hatte sich sein Körper im Reich der Toten befunden.
Gerade hatte er die Ruhe des ewigen Schlafes genossen, als plötzlich eine
unbändige Macht mit aller Kraft an ihm gezerrt hatte. Er hatte gespürt, wie
sein Körper weggerissen wurde, weg von dem warmen strahlenden Licht, welches
ihn die ganze Zeit liebevoll umarmt hatte, hinaus ins kalte Dunkel. Er hatte
versucht, sich gegen den Sog zu wehren, doch die Macht war zu stark, sodass er
immer weiter fort gerissen wurde.
    Kurz darauf befand er sich erneut unter den
Lebenden. Hastig schnappte er nach Luft. Die Lungenflügel blähten sich auf und
ließen den Brustkorb auf und ab bewegen. Das Herz jedoch schlug in einem
ruhigen Rhythmus, so als hätte es nie damit aufgehört. Er fühlte, dass er auf
etwas Kühlem lag. Die eklige Mischung aus Nässe und Kälte, die sich auf seinem
Rücken ausgebreitet hatte, bewirkte, dass sich seine Armhaare unweigerlich
aufstellten. Das, worauf sich sein Körper befand, war hart, wie ein steinerner
Altar oder etwas in dieser Art. Als er seine Glieder bewegen wollte, fühlten
sie sich taub an. Fast so, als wären sie noch nicht aus dem tiefen Schlaf der
Unendlichkeit erwacht. Lediglich den Kopf konnte er bewegen. Er drehte ihn
beiseite und stellte fest, dass schemenhafte Umrisse von scheinbar mehreren
Leuten wie Gespenster um ihn herum schwebten. Der Magier versuchte, Genaueres
zu erkennen, doch seine Augen ließen es nicht zu. Alles wirkte verschwommen,
als würde er durch eine milchige Scheibe blicken. Ein Gemurmel ging durch den
Raum, als er langsam den Kopf drehte. „Wir haben es tatsächlich geschafft! Von
nun an wird unser Handeln vom Erfolg geleitet!“, riefen euphorische Stimmen,
die seine Vermutung, dass es sich bei den Gebilden um ihn herum um Menschen
handelte, bestätigten. „Erhebe dich!“, richtete sich nun eine markante Stimme
an ihn. Sie war schroff und tief. Sie gefiel dem Mann auf dem steinernen
Untergrund gar nicht, denn sie erinnerte ihn unweigerlich an Leid und Schmerz.
Seltsamerweise konnte er sich ihr aber auch nicht widersetzen. Es war ein
merkwürdiges Gefühl, als das taube Gefühl in den Gliedern nachließ und er
langsam seinen Körper wieder vollständig spüren und kontrollieren konnte. Nur
mühsam erhob er sich. Als er sich schließlich aufgerichtet hatte, war seine
Sicht besser geworden und er erkannte, dass er sich in einer Art Kapelle
befand. Durch die verschmutzten Buntglasfenster fiel mattes Licht hinein,
welches die große Halle nur zu kleinen Teilen erhellen vermochte. Zusammen mit
den Fackeln, die an den langen Säulen angebracht waren, die die hohe Decke
stützten, warf das Licht beklemmende Schatten an die Wand. Lodernd fegten sie,
einem Tanzpaar gleich, an der Wand entlang. Sein prüfender Blick schweifte vorbei
an verstörend wirkenden Statuen, die auf Sockeln an der rauen Wand standen, und
ihn mit ihren leeren Augen anzustarren schienen. Fast schon wirkten sie wie
Unheilsbringer. Seine hektisch umherschweifenden Augen kamen vor den Menschen
zur Ruhe, die um ihn herum standen. Sie waren in schwarze Gewänder gehüllt und
hatten den Blick starr auf ihn gerichtet. Als er an sich hinabblickte, sah er,
dass er in eine ärmliche Kluft aus braunen Leinen gehüllt war. Seine nackten
Füße patschten leise auf dem Boden, als er ein paar Schritte auf den Mann
zuging, der ihm befohlen hatte, aufzustehen. Der Mann hatte die Arme
ausgebreitet, so als wollte er ihn begrüßen. „Wer bin ich?“, erkundigte sich
der Wiedererweckte. „Euer Name ist Anthlo!“, war die nüchterne Antwort des Mannes
vor ihm. Anthlo? Ja, das war sein Name. Er erinnerte sich. Anthlo betrachtete
das markante Gesicht des Mannes vor ihm. Dessen Antlitz war durchzogen von
tiefen Falten. Seine Augen funkelten in einer nicht klar erkennbaren Farbe. Es
war ein fahles Grau. Nur vereinzelt waren kleine grüne Tupfer zu sehen. Die
Lippen wirkten blass und ausgetrocknet. Der Mann musste schon sehr alt sein,
denn die Haare waren fast schon schneeweiß. Größtenteils waren sie jedoch von
der Kapuze der Kutte verdeckt. Er machte einen Schritt auf Anthlo zu und
schaute ihn freundlich an. Doch sein Lächeln wirkte falsch, als er weiter auf
Anthlo zuschritt und diesem seine knochige Hand reichte. „Wie fühlt Ihr Euch?“,
fragte er. „Soweit ich das beurteilen kann, geht es mir gut. Ich fühle mich
lediglich ein wenig
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