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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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ich kann kaum ewig so stehen bleiben. Langsam öffne ich meine schweren Lider. Ich vermisse seine Wärme schon jetzt und habe das Gefühl, als würde mir was fehlen.
    Moment!
    Wie lange kenne ich John jetzt? Vier Stunden? Fünf? Wobei kennen sicher leicht übertrieben ist. Er weiß bestimmt mehr über mich als ich über ihn. Das Einzige, was ich mit Sicherheit über ihn und unsere Begegnung sagen kann, ist, dass ich mich mit dem ersten Blickkontakt hoffnungslos in ihn verliebt habe. Punkt.
    Ich weiß seit der ersten Sekunde, dass sein Blick mich in seinen Bann gezogen und sein Lachen mich berührt hat. Und dass mein Körper sich seit der ersten Berührung nach ihm verzehrt. Muss ich mehr wissen?
    Dieser Mann ist einfach so unglaublich attraktiv und ich möchte seinen Anblick in mich aufsaugen. Nur für den Fall, dass er sich gleich in Luft auflöst und ich in inniger Umarmung mit mir selbst dastehe.
    Doch er erwidert meinen Blick. Und diesmal sehe ich kein amüsiertes Glitzern in seinen Augen. Keinen Schelm, der in seinem Nacken sitzt und um die Ecke linst, und auch keine Lachfältchen um die himmelblauen Augen. Nichts. Er schaut mich an. Ernst und irgendwie ... geheimnisvoll.
    »Hey«, flüstert er. Ich schlucke. Auch an ihm ist der Kuss nicht spurlos vorübergegangen. In mir brodelt ein Feuer und ich bin im Zwiespalt. Weiterküssen und meinen emotionalen Bedürfnissen nachgeben oder aufhören, rational denken – soweit möglich – und essen gehen? Essen?
    Wie aufs Stichwort knurrt mein Magen. Geräuschvoll. Typisch. Auf ihn kann ich mich verlassen. John zieht fast unmerklich eine Augenbraue nach oben. Wenn das eins ist, dann sexy.
    Meine Beine wollen schon wieder nachgeben, doch ich widerstehe dem Drang, mich an ihn zu klammern oder gar auf ihn zu stürzen. Wenn auch nur knapp.
    »Hunger?« Johns Stimme holt mich in die Realität zurück und dafür bin ich ihm dankbar. Wer weiß, wozu ich sonst fähig gewesen wäre. Ich reiße mich zusammen und nicke stumm. Den Ausdruck in seinen Augen kann ich nicht deuten. Er kommt näher, sein Mund streift meine Wange. Ich spüre seinen Atem und erschaudere.
    »Du bist süß«, haucht er mir ins Ohr. Dann lässt er mich los. Abrupt.
    Ist es das, was ich will?
    Wirklich?
     

        Hunger stillen
    »Lass uns essen gehen. Wie geplant. Und wenn ... wenn dann ...« Er spricht nicht aus, was wir beide denken, aber ich verstehe ihn auch so. Ich nicke, wieder mal ohne ein Wort herauszubringen.
    Er schnappt sich seine Jacke, die er achtlos auf seine Reisetasche geworfen hatte, und macht zwei Schritte von mir weg in Richtung Ausgangstür. »Sollen wir?«
    Ich greife nach meinem Mantel, der ordentlich an der Garderobe hängt, und dabei streift mein Blick die Tasche. Sie steht noch im Eingang zum Wohnzimmer. Sein Blick folgt meinem, und wieder einmal zieht er fragend eine Braue hoch. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben, ich schüttele amüsiert den Kopf und ziehe ihn an der Hand nach draußen.
    Die Tasche würde er dann eben erst morgen mitnehmen ...
    Im Steakhaus ist nicht mehr viel los.
    »Ein Rumpsteak zweihundert Gramm, Medium, mit Folienkartoffel und Salat. Und ein großes Bier«, gibt er seine Bestellung bei der Kellnerin auf und sieht mich an. »Und du?«
    Ich bestelle einen großen Salatteller und ebenfalls eine Folienkartoffel. »Mit extra Sourcream, bitte. Und auch ein großes Bier.« Die Kellnerin nickt, nimmt die Karten in Empfang und wirft John ein keckes Lächeln zu. Doch der sieht sie gar nicht an, sondern mich. Und das tut er so intensiv, dass mir ganz anders wird.
    Die Kellnerin macht auf dem Absatz kehrt und John greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand. Mein Herz hüpft und ich kneife mir unter dem Tisch mit der anderen Hand in meinen Oberschenkel. Scheiße, tut das weh, aber die endgültige Gewissheit, nicht zu träumen, lässt mich den Schmerz einfach weglächeln.
    Als das Bier kommt, stoßen wir an und der Blick, mit dem er mich ansieht, bringt meine Eingeweide zum Kochen. Kurz darauf kommt unser Essen und endlich erfahre ich ein wenig über ihn.
    John ist neunundzwanzig und Kanadier. Er kam mit seiner Familie nach Deutschland, als er sechs Jahre alt war, ging hier zur Schule, hatte hier seine erste Freundin und studierte dann in Frankfurt. Informatik.
    »Mein Dad wollte, dass ich nach dem Studium in seine Fußstapfen trete und in die Firma einsteige, aber das war nicht mein Plan. Letztendlich habe ich das Studium abgebrochen. Mein Dad ist an die
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