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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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zurückgekommen sind. Ich mag ihn nicht gehen lassen, doch es scheint mir ein guter Kompromiss zu sein.
    »Ja, natürlich«, sagt er, hockt sich vor mich und umfasst mein Gesicht mit beiden Händen. »Ich verlasse dich nie wieder, Jo. Das verspreche ich dir. Ich bleibe. Solange ich darf.« Dann küsst er mich. Und dann ist er fort.
    Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, öffne ich den Brief. Er ist nicht verschlossen und ein dünner Briefbogen aus dem gleichen elfenbeinfarbenen Papier, wartet darauf, herausgeholt und gelesen zu werden.
    »Auf in den Kampf«, sage ich leise, ziehe ihn heraus, klappe ihn auf und fange an, diese wunderschöne geschwungene Handschrift zu lesen ...
     
    »Jo, was ist los?« John findet mich in der gleichen Position vor, die ich gehalten habe, seit er Zigaretten holen gegangen ist. Mit dem einzigen Unterschied, dass jetzt der Brief offen neben mir liegt und ich eine Flasche Rotwein in der Hand habe, aus der ich schon ein Drittel ausgetrunken habe.
    Er muss denken, dass ich Alkoholikerin bin, aber das habe ich ja schon am ersten Abend bewiesen. Mittlerweile bin ich wirklich gut im Training. Ich schaue ihn nicht an, zeige nur mit der Flasche in der Hand auf den Brief.
    In der anderen Hand qualmt meine Zigarette und ich nehme einen tiefen Zug davon. Normalerweise rauche ich nur draußen, auf dem Balkon, aber ich kann mich nicht aufraffen, aufzustehen und mache daher eine Ausnahme.
    John schaut auf den Brief, dann auf mich und wieder auf den Brief. »Lies ruhig«, sage ich. »Ist auch für dich.«
    John weiß ganz offensichtlich nicht, was er davon und von mir im Speziellen halten soll. Langsam zieht er seine Jacke aus, legt sie über den Stuhl und setzt sich zu mir auf den Fußboden. Sein Blick wandert wieder zwischen dem Brief seiner toten Frau und mir hin und her, bis er irgendwann an dem Papier hängenbleibt.
    Er nimmt ihn in die Hand und fängt an zu lesen ...
     
    Liebe Jo!
     
    Ich hoffe, dass du diesen Brief bald lesen kannst, denn das heißt, dass John dich endlich gefunden hat.
    Wie du weißt, bin ich krank und werde nicht mehr lange unter euch sein, aber das ist okay. Ich freue mich auf eine Zeit ohne Leiden und darauf, meine kleine Tochter in den Arm zu schließen. John hat dir davon erzählt, richtig?
    Bevor ich gehe, möchte ich dich um etwas bitten. Auch wenn wir uns niemals begegnet sind und es niemals werden, habe ich das Gefühl, dich zu kennen. John hat mir so viel von dir erzählt. Es ist schon irre, was für Eindrücke ein Mensch in einer einzelnen Nacht aufnehmen kann. Nein, keine Angst, er ist nicht ins Detail gegangen. Er hat dich mir aber als einen wunderbaren Menschen beschrieben. Und weil ich ihn kenne und weiß, dass er das nicht tun würde, wenn es nicht wahr wäre, möchte ich, dass du weißt, dass er dich wirklich liebt. Von ganzem Herzen liebt.
    Ich habe mir einmal gewünscht, dass er mich mit diesem verklärten Blick ansehen würde, den er bekommt, wenn er von dir erzählt, aber dafür hat es bei uns beiden nie gereicht.
    Doch das ist okay.
    Ich habe ein erfülltes Leben und eine tolle Zeit gehabt und werde John für immer in meinem Herzen tragen.
     
    Ja, John – ich liebe dich.
    Und weil ich dich liebe, freue ich mich, dass Jo dir die Liebe geben kann, die du verdienst.
     
    Liebe Jo – bitte passe gut auf ihn auf. Alleine ist er nämlich verloren.
    Habt eine wunderbare Zeit miteinander. Wir sehen uns auf der anderen Seite. Irgendwann ...
    In Liebe
     
    Lynn
     

        Für immer
    Statt Kirchenglocken tönt Linkin Park aus den Lautsprechern und statt der obligatorischen Brautschuhe trage ich weiße Chucks unter meinem Kleid.
    Johns Anzug ist von der Stange und seine Chucks haben hinten ein Loch. Und trotzdem ist er der schönste Bräutigam, den ich mir wünschen kann.
    Es ist so weit. Wir machen unseren Traum wahr.
    Hochzeit in Las Vegas.
    Ein Haus in Kanada mit Pferden und zwei Hunden wartet bereits auf uns. Ich bin glücklich, und als ich in Johns himmelblaue Augen sehe, erkenne ich den gleichen Glanz wieder wie damals beim allerersten Blickkontakt.
    One day maybe we'll meet again .
    Ich habe immer daran geglaubt, zumindest tief in meinem Herzen, dass wir uns wiedersehen.
    Und jetzt ist unsere Zeit gekommen.
    »Und ich frage dich, John Brown, möchtest du die hier anwesende Johanna Bentheim zu deiner angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet? So antworte mit
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