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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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verfolgt mich immer noch. Der erste Eindruck ist entscheidend.
    Da Tom nichts weiter sagt, begrüße ich Ben. »Hey, wie geht’s?«
    »Danke. Bestens. Kommst du immer zu spät?« Bäm! Was für ein Arschloch ist das denn bitte?
    Mir klappt die Kinnlade runter und mir fehlen die Worte. Dieser Schnösel schaut mich abwartend an, mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht, das ich ihm nur zu gerne rauswischen würde, aber ich bin nicht mal in der Lage, ihm eine passende Antwort zu geben.
    »Ja, also ...« Tom schiebt diesen Idioten an mir vorbei. »Ben, ich zeig dir dann mal den Tresen. Jo, die Gäste an Tisch zehn sind neu.« Er drückt mir zwei Karten in die Hand und schiebt Ben aus meinem Blickfeld. Sein Glück, denn langsam finde ich wieder in die Gegenwart zurück und jetzt – jetzt könnte ich ihm eine Antwort geben, die er verdient hätte. Arschloch!
    Ich drücke die Karten an meine Brust, ziehe meine Mundwinkel nach oben und mache mich auf den Weg zu Tisch zehn.
    Als ich die Bestellung aufgenommen und in die Kasse eingetippt habe, lege ich den Getränkebon auf den Tresen, aber Ben ist der Meinung, er müsste mich schon wieder belehren. »Der kommt doch an die Leiste, oder nicht?« Er sieht mich an und grinst.
    Ich ziehe ganz langsam die Augenbrauen zusammen und beuge mich zu ihm herüber. »Wenn du Krieg willst, den kannst du haben!«, zische ich. »Aber mach dich auf was gefasst.«
    »Wa ... Wie kommst du denn darauf?« Jetzt schaut er mich entgeistert an.
    »Weil du mich noch keine zehn Minuten kennst und schon zweimal blöd angemacht hast. Ist das normal für dich oder liegt das womöglich an mir?« Er schüttelt sofort den Kopf und nichts an seiner Frisur bewegt sich. Er muss tonnenweise Gel und Spray darin verarbeitet haben.
    »Nein, sorry. Ich ... oh Mann, tut mir leid. Ich bin manchmal einfach zu direkt, ich weiß.« Er sieht jetzt etwas zerknirscht aus, was mich zufrieden macht.
    »Etwas direkt ist wohl untertrieben. Frech würde ich das eher nennen. Aber gut. Einsicht ist der erste Weg und so weiter.« Ich bin ja kein nachtragender Mensch. Aber sauer bin ich schon noch.
    »Danke. Tut mir leid. Echt.«
    »Ja, ist okay. Und jetzt mach mir bitte die Getränke fertig!« Ich schiebe ihm demonstrativ den Bon über den Tresen und diesmal nimmt er ihn ohne einen weiteren blöden Kommentar entgegen.
    Den Abend über macht er seine Sache ganz gut. Auch wenn er noch lange nicht so schnell ist wie Tom, bin ich davon überzeugt, dass er in kurzer Zeit ein guter Barkeeper werden wird. Ab und an wirft er mir ein schüchternes Lächeln zu und ich nicke ihm dann aufmunternd zu. Doch, ich bin zufrieden. Er gibt sich Mühe.
    Später am Abend kommt Nikki mich besuchen.
    »Hey, was machst du hier?« Ich sehe ihr an, dass irgendwas nicht stimmt. Sie hat dunkle Ränder unter den Augen und sieht verdammt blass aus. Als sie nicht antwortet und nur abwinkt, lotse ich sie an einen Zweiertisch in der Ecke.
    »Ben? Übernimmst du mal eben? Ich muss mich mal kümmern«, raune ich dem Neuzugang zu, während ich einen Kaffee für mich und ein Bier für Nikki einschenke.
    »Klar. Kein Problem«, antwortet er, und als ich sehe, wie hingebungsvoll er die Gläser poliert, glaube ich ihm das sogar. »Danke.«
    Nikki erzählt mir, dass sie sich von Alex getrennt hat. »Er ist ein Arsch. Obwohl er mir versprochen hat, es nicht mehr zu tun, hängt er wieder mit Jay und Konsorten rum.«
    »Das sind die, die sich ständig bekiffen?«, frage ich. Sie erwähnte Mal sowas.
    »Ja, genau die.«
    Ich nehme mir genau einen Kaffee lang Zeit, sie in ihrem Tun zu bestätigen und auf andere Gedanken zu bringen. Als es voller wird und ich wieder in den Betrieb einsteigen muss, setzt sie sich zu Ben an den Tresen.
    Als ich meine Schicht beende und mit einem Feierabendkaffee am Tresen sitze, ist es halb fünf in der Früh. Ben ist schon längst weg – zusammen mit Nikki. Ich hoffe, dass sie mit ihm mehr Glück hat als mit Piercing-Alex und vertiefe mich in meine Abrechnung.
    »Hey. Du am Tresen?« Tom steht plötzlich hinter mir.
    »Hey. Ja, die Zeit des Logenplatzes ist vorbei. Endgültig«, sage ich und zähle meine Einnahmen des Abends zu Ende. Bis gestern habe ich während meiner Abrechnung immer auf dem Sofa gesessen, auf dem ich zusammen mit John die halbe Nacht durchgequatscht habe. Auf dem er mir erzählt hat, dass er ... stop! Ich hebe den Kopf und sehe Tom an. »Hier. Ich hab’s wiedergutgemacht. Kannst nachzählen.« Ich schiebe ihm das
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