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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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später versteckte Hinweise auf unsere damalige Beziehung fand ... wäre ich fast durchgedreht. Und deswegen bin ich zurück nach Deutschland gegangen.
    Ich habe die Zeit bei Tom gewohnt. Tom, der schwule Tom. Deshalb haben wir so ein inniges Verhältnis miteinander. Er ist wie ein Bruder für mich und war in den schweren Zeiten meines Lebens für mich da.
    Als Stefan mich auf die eine Art nicht mehr kriegen konnte, fing er an, mir zu drohen. Briefe. Anrufe. SMS. Er würde sich umbringen, wenn ich nicht zu ihm zurückkommen würde.
    Einen Monat später war ich auf seiner Beerdigung. Er hat sein Auto gegen einen Brückenpfeiler gesetzt.
    Tja, wie du siehst ... habe ich einen Menschen auf dem Gewissen. Ein Mensch, den ich einmal geliebt habe, ist nicht mehr da.
    Warum ich dir das erzähle?
    Weil ich nicht möchte, dass du deine Chance vertust, vielleicht ein Leben zu retten. Pass gut auf deine Lynn auf!
    Ich wünsche euch – von Herzen – alles Gute!
    In love
     
    Jo
     

     Teil III
     

     

        Abschied nehmen
    Der Wind peitscht mir ins Gesicht. Es wird Herbst. Vor über drei Monaten habe ich John den letzten Brief geschrieben, in dem ich ihm meine Vergangenheit offenbart habe. Es war ein Abschiedsbrief. Auch wenn ich hoffte, noch ein paar Worte von ihm zurückzubekommen ... ist es besser so. Vorbei.
    Ich muss mich freimachen, mein Leben leben. Es ist nicht einfach, wenn man den größten Teil seines Herzens weggegeben hat. Diese Leere wird niemand mehr füllen können. Zumindest nicht so. Die Wundränder werden heilen, doch das Loch wird bleiben. Für immer. Den Gedanken daran, dass er wieder zurückkommen könnte, muss ich fallen lassen. Er hat Lynn, ich habe meine Erinnerungen.
    Ich stecke die Nase in meinen Schal und die freie Hand tiefer in die Jackentaschen meines Parkas. Aus den Kopfhörern dröhnt mir Jareds Stimme entgegen. One day maybe we'll meet again . Verdammt! No, no, no, no!
    Ich rase die Treppen zur U-Bahn hinunter, weil ich spät dran bin, und verschlucke mich fast an meinem Coffee to go. Da steht ein Typ. Mütze. Parka. Boots. Jeans. Rucksack. Mir würde das Herz stehenbleiben, wenn ich noch eins hätte, und ich merke, wie meine Beine anfangen zu zittern. Ich halte mich am Geländer fest. Ich werde angerempelt und angepöbelt, aber das ignoriere ich. Was ich nicht ignorieren kann, ist dieser Typ.
    John?
    Ich kann es nicht fassen. Ist er es wirklich? Mein Herz macht einen Sprung und ich höre das Blut in meinen Adern rauschen, als ich mich bereit mache, loszulaufen und in seine Arme zu springen. Doch dann ... Wie in Zeitlupe dreht er sich um und ich erkenne, dass es nicht John ist, sondern nur jemand, der die gleichen Klamotten trägt, wie er sie getragen hat.
    Ich breche zusammen. Mitten auf der Treppe der U-Bahn. Mir ist egal, was die Leute denken.
    Ungeduldig fummele ich am Verschluss meiner Tasche und wühle darin herum, bis ich endlich das Päckchen Zigaretten finde. Mit zitternden Fingern stecke ich mir eine an, und als das Nikotin durch meinen Körper strömt, beruhige ich mich langsam wieder. John, John, John, hämmert es in meinem Kopf und sein Bild hängt vor meinen Augen wie ein Plakat in Lebensgröße. Der Film unserer gemeinsamen Nacht läuft vor meinem inneren Auge ab und die Gefühle überrollen mich. Ich möchte schreien. Möchte weinen. Möchte irgendwas kaputtschlagen. Doch ich tue es nicht. Ich bleibe ganz ruhig sitzen, ziehe an meiner Zigarette und warte, bis diese Monsterwelle voller Emotionen über mich hinweggerollt ist.
    Es dauert etwas, doch dann hebe ich vorsichtig den Blick und sehe erleichtert, dass Johns Kopie weg ist.
    Das macht mich echt fertig, zu erkennen, dass nichts ist, wie es scheint. Ich bin nicht darüber hinweg, ich belüge mich nur selbst. Und das jeden Tag aufs Neue. Aber was bleibt mir anderes übrig?
    Als ich ihm schrieb, dass ich glücklich bin, wenn er es ist, war das die Wahrheit. Doch ein kleiner Egoist steckt wohl in jedem von uns und ich wünsche mir noch immer, dass ich diejenige wäre, die an seiner Seite sein darf. Trotz des Wissens, dass dieser Wunsch niemals Wirklichkeit werden wird.
    Ich muss einen Schlussstrich ziehen. Endgültig.
    Mit den Tränen kämpfend ziehe ich meine Geldbörse aus den Tiefen meiner Tasche und hole das Bild heraus, das ich in unserer Nacht heimlich von ihm geknipst habe, als er in meinem Bett lag.
    Vorsichtig streiche ich mit dem Daumen über sein Gesicht. Über die geschlossenen Augen, den leicht
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