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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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den ganzen Weg über.
    Als wir am Flughafen ankommen, wird mein Herz noch schwerer und ich frage mich, wie das möglich ist. Wie kann man einen Menschen, den man gerade mal vierundzwanzig Stunden kennt, so dermaßen in sein Herz geschlossen haben? Wie kann man sich so sehr auf diesen Menschen einlassen, obwohl man genau weiß, dass er einem das Leben schwer machen wird? Wie kann man einem Menschen nach so kurzer Zeit so viel Vertrauen schenken, dass man ihm sogar sein Leben anvertrauen würde? Wie kann man nur ... so blöd sein?
    Ich finde keine Antwort darauf, und während ich warte, als John seine Tasche aufgibt und eincheckt, beobachte ich ihn. Ich sauge jede noch so unbedeutende Kleinigkeit in mich auf: den Parka, den er trägt und der sein verwegenes Erscheinungsbild noch unterstreicht. Seine Boots, die vermutlich Größe fünfundvierzig sind, wenn ich das richtig einschätze. Bei einer Körpergröße von knapp eins neunzig darf man auch auf großem Fuß leben.
    Seine blonden, fast schulterlangen Haare, die er jetzt mit einem Gummiband gebändigt hat. Ich liebe es, wenn sie ihm im Gesicht herumhängen, weil ich dann immer versucht bin, ihm die Strähne herauszustreichen. Das werde ich vermissen. Genauso wie seine himmelblauen Augen und seinen sinnlichen und immer freundlich grinsenden Mund. Ich werde seine ruhige Art vermissen und seinen trockenen Humor. Seine weichen Hände und seine Körperwärme. Sein Lächeln und sein Lachen. Seine Traurigkeit und seine Tränen. Ich werde einem Teil von mir hinterherwinken, wenn er geht. Denn den nimmt er mit.
    Ich habe ihm mein Herz geschenkt, obwohl ich da schon wusste, dass er es mir herausreißen wird. Doch ich gebe es ihm gerne mit auf seine Reise. Vielleicht kann es ihm über eine schwere Zeit hinweghelfen.
    Who knows ...
     

        The End
    Die Frage nach einem Wiedersehen schwirrt über unseren Köpfen herum wie eine lästige Fliege, doch ich stelle sie nicht.
    Ich spüre, dass John sie nicht beantworten kann. Und ich werde ihn nicht vor eine Entscheidung stellen. Ein Teufelskreis. Ich kann nur hoffen, dass unsere Wege sich irgendwann wieder kreuzen.
    Als ich meinen Kopf in seinem Parka vergrabe und ein letztes Mal seinen Geruch einatme, kommt es mir vor, als würde mit jedem Atemzug ein Teil von mir sterben.
    Ich hatte noch nie den Hang zur Dramatik. Ich bin ein gefühlsbetonter Mensch, aber ich kann rational denken. Doch das hier steht in keinem Verhältnis zu dem, was ich bereits durchgemacht habe.
    Ich habe geliebt und gehasst, habe gelacht und geweint, war ganz oben, um danach wieder tief zu fallen und habe Narben in meinem Herzen davongetragen. Doch dieses Mal wird es keine Narbe geben. Diesmal wird ein Loch bleiben, das nur er wieder schließen kann.
    Ich kämpfe mit den Tränen, versuche, den dicken Kloß hinunterzuschlucken, der mich am Sprechen hindern will, doch es gelingt mir nicht sofort. Auch John bleibt stumm. Wir sehen uns nur an und keiner kann verhindern, dass uns die Tränen hinunterlaufen. Wir verabschieden uns stumm, ohne Worte. Es ist alles gesagt.
    Ich liebe dich , sagt mein Blick. Was seiner antwortet, kann ich vor lauter Tränen nicht erkennen, doch ich hoffe, dass es dasselbe ist.
    Ich drücke ihn noch ein letztes Mal. Dann ist er fort. Für immer? Das weiß nur das Schicksal allein.
     

     Teil II
     

     

Dear John,
     
    gleich ist es soweit und du bist fort. Und ich weiß nicht, ob wir uns jemals wiedersehen werden.
    Deshalb möchte ich dir etwas von mir mit auf den Weg geben.
    In dem Moment, in dem ich das erste Mal in deinen himmelblauen Augen versunken bin, habe ich mich in dich verliebt. Liebe auf den ersten Blick – das, woran ich nie geglaubt habe.
    Du hast etwas in meiner Seele berührt, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es besitze.
    Vielleicht war es für mich mehr als für dich. Vielleicht war es für dich das Gleiche wie für mich. Vielleicht. Werde ich es jemals erfahren?
    Ich wünsche dir und Lynn alles Gute und ich hoffe sehr, dass sie trotz aller Vorhersagen wieder gesund wird. Steh ihr bei, so gut du kannst. Sie braucht dich jetzt.
    Ich hoffe darauf, dass wir uns irgendwann wiedersehen. Wenn es sein soll ...
    In Gedanken bin ich bei dir und in meinem Herzen trage ich dich durch mein Leben. Forever.
    With love
     
    Jo
     

Meine kleine Jo ...
     
    Ich habe keine Ahnung, warum du ausgerechnet jetzt in mein Leben getreten bist, aber irgendeinen Grund wird es haben. Und wenn es nur der ist, dass ich
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