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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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Portemonnaie rüber. Er grinst.
    »Ich habe nichts anderes von dir erwartet.« Er setzt sich zu mir. Als Freund, nicht als Chef. »Und ... wie kommt die Einsicht?« Er nickt zum Logenplatz rüber und sieht mich mitfühlend an.
    »Ich denke, ich habe genug gelitten. Auch, wenn das Loch hier drinnen«, ich zeige auf mein Herz, »sich nicht so schnell schließen wird, muss ich nach vorne gucken. Sonst verliere ich irgendwann noch mehr als das. Tut mir ehrlich leid – wegen meiner Verspätung.« Er nickt langsam, nimmt das Geld an sich und schaut mich an.
    »Frühstück?«, fragt er nach einer Weile.
    »Gerne.« Lange ist es her, dass wir nach einer Schicht gemeinsam frühstücken gegangen sind. Jetzt merke ich, wie sehr ich ihn vermisst habe. Ich hüpfe vom Barhocker, stelle mich vor ihn und breite meine Arme aus. »Kuscheln?«
    Tom zieht mich an seine schmale Brust und hält mich fest. Ich schniefe.
    Tom ist mein Fels in der Brandung. Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit und haben so viele Jahre gemeinsam miteinander verbracht. Dann ging ich nach London. Und in der Zeit hatte er sein Coming-out. Damals war er zwanzig. Heute ist er zweiunddreißig. Als ich vor einem Jahr aus London zurückgekommen bin, hat er mich sofort aufgenommen, ohne Wenn und Aber. Er war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Und auch jetzt fragt er nicht, sondern bietet mir einfach nur einen Ort, an dem ich sein darf, wie ich bin.
    »Ich hab dich vermisst«, nuschele ich in sein Hemd.
    »Willkommen zurück, Kleines«, flüstert er und wir wissen beide, was er damit meint.
    Um sieben Uhr sitzen wir immer noch bei Kaffee und Brötchen zusammen und reden über Gott und die Welt. Tom und ich – wir haben eine Menge nachzuholen und müde bin ich kein Stück. Ich freue mich, dass er mich wieder aufgenommen hat und ich meinen Freund wiederhabe.
    »Ich habe mich ganz schön rargemacht, was?«
    »Ja, du warst ganz schön weit weg. Ich habe langsam angefangen, mir echt Sorgen zu machen, weißt du.« Er greift nach meiner Hand und ich senke beschämt den Kopf. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht.
    »Das tut mir leid«, sage ich und meine es ernst.
    »Schon okay. Jetzt bist du ja wieder da. Und? Wie kommst du mit Ben zurecht?«, wechselt er das Thema.
    »Er ist ein Idiot. Aber die Mädels fliegen auf ihn.« Ich lache und erzähle Tom von unserem kleinen Zusammenprall, nachdem er weg war. Auch davon, dass es den Rest des Abends dann gut funktioniert hat. »Er hat mir meine Bestellungen zügig rausgegeben, hatte den Tresen gut in Schuss und die Mädels im Griff. Also ein perfekter Barkeeper. Außerdem hat er sich um Nikki gekümmert und sie wieder zum Lachen gebracht.« Ich erzähle ihm die Kurzfassung von der Geschichte. »Aber dir kann er nicht das Wasser reichen«, setze ich hinterher und zwinkere Tom zu.
    »Das wird er aber bald müssen.« Ich runzele die Stirn. Warum gefällt mir nicht, was er sagt.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich mache Schluss. Im April werde ich Deutschland verlassen und nach Amerika gehen.« Oh no!
    In mir bricht eine Welt zusammen. Tom wird mich verlassen. Das ist ... Nein!
    »Sag, dass das nicht wahr ist. Tom, das kannst du ... Das geht nicht. Du kannst nicht einfach so ... Warum?«
    »Ich habe jemanden kennen- und liebengelernt. Und ... Jo, nun guck mich nicht so an. Ja, du hast vieles nicht mitbekommen in den letzten Monaten.« Ich ducke mich unter diesem Vorwurf und ja – ich muss mir diesen Schuh anziehen.
    »Sorry«, lenke ich zerknirscht ein. »Also? Wer ist es? Wie heißt er? Was macht er und vor allem – was hat er mit dir gemacht, dass du das alles hier aufgeben willst?« Ich kann es noch nicht ganz begreifen. Tom hat, seit ich denken kann, davon geträumt, ein eigenes Lokal zu besitzen. Jetzt hat er sich diesen Traum endlich erfüllen können und dann das.
    »Er heißt Aiden, ist 35 und lebt in New York. Wir haben uns hier kennengelernt, als er zur Hochzeit seiner Schwester nach Deutschland gekommen ist. Ich weiß auch nicht, aber ... es war Liebe auf den ersten Blick ...«
    Bäm! Das kommt mir verdammt bekannt vor, doch ich schiebe den Vergleich an meine eigene Liebe-auf-den-ersten-Blick-Story schnell wieder beiseite.
    Tom schwelgt in Erinnerungen und bekommt einen ganz verklärten Blick. Ja, ich sehe, wie verliebt er ist, und ich freue mich für ihn, dass es endlich geklappt und er sein Glück gefunden hat. Auch, wenn es eine halbe Weltreise entfernt von mir liegt.
    Ich erfahre, dass Aiden ein
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