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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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Deck, das Gesicht gen Himmel. Dieser erstreckte sich strahlend blau über ihr, mit einem Mast in der Mitte. Jess ließ den Kopf zur Seite rollen und erkannte Blodgett. Kapitän Blodgett. Nun wusste sie, wo sie sich befand. Das hier war die Northern Lark .
    Die Lark war alt und klobig und musste ständig repariert werden – eigentlich keine Entschuldigung für ein Schiff, aber sie rentierte sich kaum noch. Auf der Lark wurde schmutzige Fracht transportiert, für die bessere Schiffe zu schade waren: Pferdefelle, Dörrfisch und Ähnliches.
    Schon seltsam, dass es sie nicht besonders überraschte, Quentin hier anzutreffen, der mit dem Rücken zu ihr stand und sich mit Blodgett stritt. Jess hatte das Gefühl, dass ihr Verstand die ganze Zeit Berechnungen und Mutmaßungen angestellt und als Ergebnis längst Quentins Namen ausgespuckt hatte, doch jetzt erst dazu kam, ihr dies zu verkünden.
    Quentin und Pitney. Quentin war der Ränkeschmied. Auf so etwas wäre Pitney niemals von allein gekommen.
    Die Mannschaft der Northern Lark befand sich an Bord. Jess konnte ihre Schritte auf dem Deckboden spüren. Schönes Wetter für einen Segelausflug, und es hörte sich so an, als bereite man sich gerade darauf vor.
    »Jess … «
    Sie wandte den Kopf. Das Licht auf dem Wasser blendete sie. Dann wurden die Formen klarer. Das neben der Reling war kein Haufen schmutziger Wäsche. Es handelte sich um einen Mann, den man dort abgeworfen hatte, sodass er nun in einer unnatürlichen Körperhaltung dalag.
    »Jessie … «
    Sie rollte sich auf den Bauch und kroch zu ihm.
    Pitney war angeschossen worden. Auf den Brettern unter ihm bildete sich eine Blutlache. Sein Mundwinkel war rot. Das Blut dort war voller Bläschen, was bedeutete, dass seine Lunge getroffen war. Niemand überlebte einen Lungenschuss. »Pitney.«
    »Jessie-Mädchen. Ich wollte nicht … «
    Sein Mund war voller Blut. Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden. Doch sie konnte es. »Das haben Sie nicht gewollt. Nichts davon. Sie hatten nicht die Absicht, mir zu schaden. Auch nicht Papa. Das weiß ich. Ich hätte auch nie etwas anderes gedacht, keine einzige Minute lang.«
    Sie schaffte es, sich aufzusetzen, ihn auf den Schoß zu ziehen und so seinen Kopf zu stützen. Seine Kleidung war feucht und klebrig. So viel Blut in einem einzigen Menschen. Die Tränen, die ihr über die Wangen rollten, landeten in seinem Gesicht.
    Sein Atem ging stockend und gurgelnd. »… nur Briefe, Jess. Briefe nach Frankreich. Ich wusste nicht … «
    »Sie wussten nicht, dass sie Verrat enthielten.«
    Es war nicht schwer zu verstehen, wie man ihn hereingelegt hatte. Nur Briefe. Damit hatte alles angefangen. Er erhielt eine oder zwei Münzen, um ein Bündel Briefe, Geheimnisse, nach Frankreich zu versenden.
    An meine Schwester …
    An mein Geschäft in Lyon …
    All die Jahre, in denen er in gutem Glauben Spitze, Brandy und Tee geschmuggelt hatte, hätte er nicht einen Gedanken an Verrat verschwendet. Nicht ehe er tief genug in die Sache verstrickt gewesen war, um sie aufzuhalten.
    »… ich hätte nie … «
    »Das hätten Sie niemals. Nicht Verrat.«
    »Dachte, Josiah würde davonkommen … «
    »Er gibt Ihnen nicht die Schuld.«
    »Ich habe versucht, sie … « Sein Atem ging in das Rasseln über, das den unmittelbar bevorstehenden Tod ankündigte. »… aufzuhalten … «
    »Sie haben sie aufgehalten, Pitney. Das haben Sie gut gemacht.« Obwohl er noch atmete, ging sein Blick schon ins Leere. Vielleicht konnte er noch hören. »Sie haben mir immer den Hals gerettet. Erinnern Sie sich noch, wie Sie mir nachsprangen, als ich vor Hythe aus diesem verdammten Boot geplumpst bin? Und wir konnten beide keinen Meter weit schwimmen. Papa war so was von sauer. Hat mich deshalb ein Jahr lang zwischendurch immer wieder angeschrien. Sie würden nicht glauben … «
    Alles Leben war aus Pitney gewichen. Sie spürte die Veränderung in ihren Armen.
    Lazarus hielt in dem schummrigen, vulgären Salon desselben Hauses Hof. Im Hintergrund überschütteten vier Männer die Tische mit der Beute eines sehr erfolgreichen Raubzuges. Zwei weitere sprachen mit einer alten Frau, die über einem Geschäftsbuch kauerte. Die meisten Diebe zahlten ihre Abgaben an den örtlichen Laufburschen, doch wer Gold mitgehen ließ, hatte persönlich bei Lazarus zu erscheinen, bei der Alten, um die Zahlung zu leisten. Kein Hehler in ganz London würde es sonst anrühren.
    Mit Adrian an seiner Seite stapfte Sebastian in die Mitte des
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