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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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wendet sich gegen seinen Meister. Napoleon selbst wurde von Barras verraten.«
    »Ich habe Buchanans Namen erwähnt und ihnen erzählt, dass, wo und wie er die falschen Beweise eingeschleust hat. Außerdem habe ich den Franzosen genannt. Und Sie. Ich habe mehr als genügend Beweise hinterlassen, um uns alle an den Galgen zu bringen. Josiah wird noch vor Ende des Tages auf freiem Fuß sein und auf Rache sinnen. Mich wird er nicht jagen, weil wir mal Freunde waren. Aber in Ihrer Haut möchte ich nicht stecken.«
    »Ich habe mich auf meine Weise gegen Whitby gewappnet. Er kann mir nichts anhaben.«
    »Vielleicht.« Es spielte keine Rolle. Für einen Menschen, der seine Freunde betrogen hatte, war kaum noch etwas von Bedeutung. Pitney konnte nicht einmal sagen, warum er es getan hatte. Nach all den Jahren hatte er das Gefühl gehabt, das Unternehmen wäre sein Eigen. Das Lagerhaus, die Schiffe. Es war ihm nicht sträflich erschienen, nebenbei etwas Schmuggel zu betreiben und dabei für saubere Bücher zu sorgen.
    Seine Welt war zerbrochen. Er hatte Verrat begangen … und wusste noch immer nicht, wie es dazu hatte kommen können.
    Die Stimme hinter ihm wollte nicht schweigen. »Die Republik vergisst ihre Helden nicht. Es gibt einen Ort, der auf mich wartet. Ich werde vorübergehend ins Exil gehen, und zwar ruhmvoll. Wenn der Kaiser im Triumph über die Pall Mall reitet, werde ich einer der Männer hinter ihm sein. Sie werden Engländer zur Führung der neuen Regierung brauchen. Ich habe Erfahrung.«
    Pitney hörte das Spannen einer Waffe. Er gestattete sich einen letzten Blick auf das braune Wasser der Themse und den klaren blauen Himmel darüber. Dann drehte er sich um.
    Er wollte nicht, dass man ihm in den Rücken schoss.
    Limehouse war voller Seeleute und Schauerleute aller bekannten Länder und Rassen, die meisten von ihnen betrunken, sogar mitten am Tag. Es war ein Spießrutenlauf, den sie allein lieber nicht angetreten hätte.
    Das Belkey-Lagerhaus befand sich eine Viertelmeile voraus, in der Asker Street, inmitten einer Reihe abbruchreifer Lagerhäuser am Ufer. Die meisten standen inzwischen leer oder dienten als Speicher.
    Der Reverend blieb an ihrer Seite. Seine schwarze Jacke und der weiße Kragen bahnten ihnen den Weg durch die Seemänner und Huren. Die Männer respektierten seine Kleidung oder wollten vermeiden, dass Prediger des Glaubens in diesem Teil der Stadt ihr Leben aushauchten. Die Einheimischen erkannten ihn und wussten, dass er unter Lazarus’ Schutz stand.
    In Hafennähe war die Asker Street weitgehend menschenleer. Das Belkey-Lagerhaus auf halbem Wege voraus war vor einem Jahr geschlossen worden. Aus den Fugen zwischen den Pflastersteinen in der Ladezone spross Unkraut. Die Fensterscheiben waren zerbrochen, sogar im dritten und vierten Stock. Musste die einheimischen Burschen Wochen gekostet haben, mit Steinen so hoch zu werfen und jede verdammte Scheibe zu zerschmettern. Es ging doch nichts über eine Herausforderung.
    Kein Lebenszeichen. Niemand hatte es sich in den Trümmern am anderen Ende des Platzes oder in einer kuscheligen Ecke am Zaun gemütlich gemacht. Allein dies waren Anzeichen dafür, dass hier jemand regelmäßig vorbeikam, um Stadtstreicher zu vertreiben. Stattdessen kümmerten sich Hunde um das Haus. Es waren Dutzende – bissig, abgehärtet und klug – , die hinter den Brettern des zerfallenen Zauns kauerten. Sie lagen im Schatten und beobachteten Fremde aus sicherer Entfernung. Die Jungs in diesem Bezirk brachten Hunden bei, Menschen mit Misstrauen zu begegnen.
    Der Fluss gab einen strengen Geruch von sich. Gleich auf der anderen Seite der Lagerhausmauer befand sich der stinkende Schlick der Themse. Kaltfeuchte Luft wurde vom Wasser hergetragen und sorgte für einen schlechten Geschmack im Mund. An den Anlegern, die man von hier nicht sehen konnte, knarrten, knackten und dröhnten Schiffe. Ketten rasselten, und in der Ferne knallte es plötzlich laut, wie von einer Waffe. Hier unten am Hafen herrschte nie Ruhe.
    Pitney konnte immer noch unauffällig in der Nähe warten, oder aber er war gekommen und wieder gegangen. Wie auch immer, im Innern des Lagerhauses hielt sich Tag und Nacht ein fähiger, wachsamer Mann auf, der ein Boot bereithielt. Papa hatte stets eine Hintertür aus jeder Stadt, in der sie wohnten. Niemand war vorsichtiger als Papa.
    Die Seitentür des Lagerhauses stand einen Spaltbreit offen.
    »Sie ist ja nicht verschlossen«, murmelte der Reverend.
    »Vermutlich
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