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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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hatte sie Sebastians Leute abgehängt, doch nicht den Geheimdienst. Dieser Punkt stand als Nächstes auf ihrer Tagesordnung. Geheimagenten abschütteln.
    Sie schlüpfte um die Ecke und durch die Gasse und lauschte dabei immer auf das Geräusch schwerer Stiefel, die ihr womöglich nacheilten. Am Ende der Goose Lane kletterte sie auf ein Regenfass und über den Lattenzaun in die engen, gewundenen Pfade, bei denen sich niemand die Mühe machte, sie mit Namen zu versehen. Jetzt waren sie in ihrem Teil der Stadt.
    Mit roten Augen saß Claudia in der hässlichen Empfangshalle der Meeks Street und umklammerte ihr Retikül auf dem Schoß.
    »… seine Kleidung nicht mehr in seinem Zimmer war. All seine Sachen. Die Tür zu deinem Arbeitszimmer stand offen.« Sie schluckte und fuhr fort. »Die Schubladen von deinem Schreibtisch waren durchwühlt. Die persischen Bildchen aus dem oberen Flur und einige von den Gemälden fehlen. Mein Schmuckkasten … « Während sie redete, hielt sie ihr Gesicht abgewandt. Ihr Blick hing an irgendeinem Knopf oder Schnörkel des abscheulichen Sideboards links neben der Tür. »Mein Schmuckkasten muss letzte Nacht entwendet worden sein, als ich geschlafen habe. Ich habe ihn auf dem Boden in deinem Büro gefunden. Aufgebrochen und leer. Eunices Schmuck war … «
    »Er hat sich aus dem Staub gemacht«, unterbrach Sebastian sie. Es war nicht nötig, dass sie jetzt im Detail aufzählte, was alles gestohlen worden war. Sebastian fühlte sich miserabel. »Es war Quentin, von Anfang an. Quentin und Whitby. Das ergibt einen Sinn.«
    »Quentin ja.« Adrian zog seine eigenen Schlüsse. »Josiah nein.«
    Doyle rührte sich nicht vom Fenster weg. »Es war Pitney.« Doyles nüchterner Blick traf Sebastians. »Dein Cousin kennt Pitney, aber nicht Josiah Whitby. Es ist Pitney, der Handelskammer-Papiere weitergibt.«
    »Eine Verschwörung der kleinen Fische«, fasste Adrian zusammen. »Deshalb sind wir nicht darauf gekommen. Sebastian, es tut mir leid.«
    Im Hintergrund standen Geheimagenten und beobachteten das Geschehen.
    »Dein Cousin hatte Zugang zu geheimen Informationen«, erläuterte Adrian. »Und Pitney konnte über die Whitby-Schiffe verfügen, wie es ihm beliebte. Josiah hat ihm nie Fragen gestellt.«
    Quentin hatte Verrat begangen. Quentin lebte in seinem Haus. Tag für Tag hatte er beim Abendessen neben ihm gesessen. Als die Neptune Dancer untergegangen war, hatte er ihm mit feuchten Augen sein Mitgefühl ausgedrückt. Über Jahre hinweg hatte sein Cousin ihm etwas vorgespielt. »Quentin trägt die Verantwortung. Das war seine Idee. Er brauchte jemanden, der Schiffe besorgen konnte. Also hat er irgendwie Pitney mit in die Sache hineingezogen.«
    Adrian war aufgestanden und lief auf und ab. »Jess weiß, dass es Pitney ist.« Nach einer Minute fügte er hinzu: »Sie wusste es schon gestern Nacht, als sie ging. Sie hat ihn gewarnt.«
    »Pitney wartete bereits am Tor, als wir aus der Admiralität kamen.« Sebastian erinnerte sich an Jess’ Worte. Er erinnerte sich an ihre Mienen – Jess entschlossen und wie versteinert, Pitney bleich wie der Tod. »Sie hat es ihm direkt vor meinen Augen gesagt. Ich habe ihr dabei zugesehen.«
    »Mr. Pitney.« Claudias Stimme klang gepresst. Ihre Hände zuckten im Schoß. »Von Whitby’s. Sobald er kam, verließen die beiden das Haus. Dann sind sie ein Stück gegangen und haben sich unterhalten. Quentin hat stets dafür gesorgt, dass man ihr Gespräch nicht belauschen konnte. Ich wusste, dass etwas nicht in Ordnung ist. Einmal habe ich gesehen, wie Quentin ihm Geld zusteckte.«
    Sie hatte die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Mannes im Raum.
    »Ich hatte schon seit einiger Zeit den Verdacht, dass Quentin in üble Machenschaften verwickelt sein könnte. Ich hatte gehofft, es ginge um … eine unbedeutende Bestechungssache. Mein Vater hat zahllose Schandtaten begangen, ohne zum Verräter zu werden.« Ihr Gesicht zeigte Stolz und Heiterkeit. »Meinem Bruder ist nicht einmal das gelungen.«
    »Claudia … « Es war sein Fehler. Eigentlich hätte er sehen müssen, was in seinem Hause vor sich ging. Weil er Quentin nicht mochte, hatte er ihn immer nur ignoriert. Was konnte er sagen? Schon vorher hatte sie keinen Wert auf seine Freundschaft oder seinen Trost gelegt. Er hatte keine Ahnung, wie er ihr jetzt beides bieten sollte. »Wohin ist er gegangen?«
    »Ins Totenreich, hoffe ich inständig.« Claudia erhob sich und schüttelte ihre Röcke. »Gut möglich, dass der Name der
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