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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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wie ein Windhund, Ihre Jess. Kommt daher, dass sie jahrelang gefährliche Aufträge für Sie erledigt hat. Und für Lazarus. Sie muss es gewöhnt sein, in Panik zu verfallen.«
    Whitby knallte sein Glas auf den Tisch. »Keine Spielchen, Kennett. Man muss mich nicht auf scheinheilige Art dazu bringen, Jess zu helfen. Wieso ist sie Ihnen weggelaufen?«
    »Weil wir sie davon abgehalten hätten, zu Pitney zu gehen.«
    Whitbys Blick verriet nicht die leiseste Veränderung. »Pitney.«
    »Der Teil von Cinq, der Ihr Geschäft benutzte, um Verrat zu begehen.«
    Eine Minute verstrich. Dann nickte Whitby. »Ich war mir nicht sicher, bis man mir sagte, dass es Whitby-Schiffe waren. Da war mir alles klar.« Er wischte mit der Handkante ein paar Portspritzer weg. »Ich wünschte, jemand anders als Jess hätte das herausgefunden. Irgendwie wird sie sich das selbst zuschreiben.«
    »Er hat einen gefährlichen Komplizen – den Mann, der hinter der ganzen Sache steckt. Wenn Jess auftaucht, wird Pitney nicht in der Lage sein, sie zu beschützen. Ich muss zu ihr. Wo sind sie?«
    »Was passiert mit Pitney?«
    Sebastian antwortete nicht. Sie wussten beide, dass Pitney keine Gnade erfahren würde.
    Whitby lehnte sich zurück und starrte aus dem Fenster, an den Gitterstäben vorbei. Auf dem Fensterbrett saßen drei Spatzen und pickten Brotkrümel auf, die sie wohl Whitby zu verdanken hatten.
    »Ich kenne Pitney seit dreißig Jahren.« Josiah Whitby nahm einen Schluck und setzte das Glas wieder ab. »Jess ist auf dem Weg zu den Kaianlagen. Dort ist ein Lagerhaus. Das alte Belkey-Lagerhaus in der Asker Street. Der Fluchtweg aus England.«
    Asker Street. Jess hatte ihren letzten Aufpasser in der Nähe der Commercial Road verloren. Das war ein langer, heimtückischer Weg für eine Frau. Sebastian stand auf. »Ich finde sie.«
    Eine schlanke, graue Schnauze lugte hinter dem Vorhang hervor. Das Perlennäschen nahm Sebastians Witterung auf und schlängelte sich auf ihn zu. Jess’ Mistvieh.
    »Rühr meine Stiefel an, und du stirbst«, fuhr er das Tier an.
    Das Frettchen zeigte keinerlei Angst. In dieser Hinsicht war es wie Jess. Es stellte sich auf die Hinterbeine, um Sebastians Bein bis zum Oberschenkel zu beschnuppern. Dann krallte es sich mit einer Pfote an ihn, um das Gleichgewicht zu halten, und fing an, seine Hand zu beschnüffeln.
    »Er riecht Jess«, sagte Whitby.
    »Wenn er zubeißt, drehe ich ihm den Hals um.«
    »Ich habe hin und wieder an Frettchenfrikassee gedacht.«
    »Sie kann nicht allein durch Limehouse marschieren. Wohin geht sie?« Das Frettchen krümmte sich seltsam, schnupperte weiter und folgte ihm zur Tür.
    »Es ist schon zu lange her, Kennett. Ihre ganzen alten Freunde sind weg. Alles hat sich verändert. Sie gehört nicht mehr dorthin.«
    »Dann sollte sie sich verflixt noch mal von da fernhalten.«
    Die Tür des Arbeitszimmers war nicht verschlossen. Das war Adrians Anerkenntnis von Whitbys Unschuld. Das Frettchen, verflucht sei seine pelzige Seele, trippelte wie ein mit spitzen Zähnchen ausgestatteter Hund neben Sebastians Stiefeln her.
    »Nehmen Sie Kedger mit. In der Halle steht ein Transportkäfig.« Whitby stand auf und beobachtete ihn, die Fäuste hatte er auf dem Tisch geballt. »Nehmen Sie ihn als Glücksbringer mit, Kennett. Er wird Sie nicht stören. Und wenn Sie in die Nähe von Jess kommen, lassen Sie ihn frei. Dann wird er sie für Sie finden.«
    Es war leichter, das Viech einfach mitzunehmen als zu streiten.
    »Sie wird Pitney erreichen, wo auch immer er steckt«, erklärte Whitby. »Egal, was er getan hat, sie wird ihn aus England schaffen, in Sicherheit. Treu bis in den Tod, meine Jess. Ein weiterer Grund, warum Sie vorsichtig sein sollten, wenn Sie ihr Befehle erteilen. Doch wenn Sie ihr gehören, wird sie die Grundfeste der Erde für Sie bewegen.«
    Pitney ließ den Seesack zu seinen Füßen fallen. Es war derselbe, den er vor dreißig Jahren bei sich gehabt hatte, als er bei Josiah angefangen hatte. Darin befanden sich nichts als ein paar Handvoll Geld und einige Kleidungsstücke zum Wechseln. Nicht viel, was er nach einem ganzen Leben vorzuweisen hatte. Er war jetzt alt, von der Gesellschaft ausgestoßen und hatte seine Seele für nichts und wieder nichts verkauft. Es würde nicht leicht werden, einen Neuanfang in irgendeinem Hafen im Osten zu finden.
    »Ich habe einen Brief hinterlassen«, erklärte er.
    »Ließ sich nicht vermeiden«, erklang es weich und kalt zugleich neben ihm. »Das Werkzeug
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