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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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Tonnen oder weniger. Klein genug, um auf die Verschwiegenheit der Mannschaft vertrauen zu können. Schmuggler oder Schlimmeres. Mit einer anständigen Besatzung würde Quentin das nicht wagen. Wir suchen also nach einem kleinen Schiff mit schlechtem Ruf.«
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Lazarus seinen Jungen, Twist, zu sich winkte und ihm Befehle zuflüsterte. »… sag’s dem Aussätzigen … Bernardo … «
    Quentin hatte Jess jeden Abend beim Essen zugehört. Ihm musste klar sein, dass sich das Netz um ihn zuzog. Quent hatte sich Fluchtpläne zurechtgelegt. »Haltet Ausschau nach einem Schiff, das zwar seit einer Woche mit versammelter Mannschaft am Kai liegt, aber keine Aktivitäten zeigt. Sie werden irgendeine fadenscheinige Erklärung haben.«
    »Merkt euch das und gebt es überall weiter!«, sagte Lazarus. »Steht nicht rum! Abmarsch.«
    Twist flitzte durch den Raum. Adrian trat zu Lazarus und blieb neben ihm stehen. »Er ist langsam. Nicht einfach, gute Helfer zu bekommen.«
    »Einige von euch erweisen sich als besser als die anderen.« Lazarus beäugte ihn. »Und manche werden sogar ehrlich, wie Jess.«
    »Im allerweitesten Sinne, ja. Ist Twist der Beste, der zu bekommen war?«
    »Er ist noch neu. Noch ein paar Monate, dann hört er auf, sich für schlau zu halten.« Lazarus betrachtete die Türschwelle. »Du hast dich nicht gut um Jess gekümmert, Hawker. Ich hatte mehr von dir erwartet.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Zum Leidwesen von Jess.«
    »Sebastian wird sie zurückholen. Wenn sie noch unter den Lebenden ist, holt er sie zurück.«
    »Ich hoffe, du hast recht. Jedenfalls hat sie sich nie ganz vom letzten Mal erholt, als sie so schwer verletzt war und Todesangst hatte. Im Innern, im Herzen, ist sie sehr zerbrechlich. Wie Eierschalen. Keine Ahnung, was wir da zurückholen, wenn wir nicht schnell genug sind.«
    Doyle unterhielt sich mit einer Frau mit hellem Haar und einem Baby auf dem Schoß. In einen langen Pelzmantel gehüllt, saß sie im Schneidersitz auf einem kleinen Teppich. Ihr Haar glich einem schneefarbenen Vorhang, der sie locker umgab und sich über Schultern und Rücken ergoss.
    »Das ist doch das Mädchen, das du zu Eunice geschickt hast«, stellte Adrian fest.
    »Fluffy. Letzte Nacht tauchte sie an meiner Tür auf und sagte, dass ich jetzt bitte schön die Verantwortung für sie hätte und sie nicht mehr so leicht loswürde. Ich hab keine Ahnung, was ich mit ihr anfangen soll.« Er schaute eine Weile missmutig in ihre Richtung. »… oder mit diesem verdammten stinkenden Bündel, von dem sie so begeistert ist. Sie hat es nach mir benannt.« Er sprang auf. »Ich sollte sie lieber mal hochjagen, damit sie uns einen Tee bringt. Das wird ein langer Tag. Und du kannst mir erzählen, warum ihr dieses verfluchte Frettchen mitgebracht habt.«
    Die Finsternis war so undurchdringlich wie das Holz um sie herum. Sie konnte die Hand ausstrecken und jede Seite des Schranks ertasten, in den man sie gesperrt hatte. Er roch noch nach Schmuggelware, nach Tabak, Brandy und Tee. Gleich auf der anderen Seite der Bretter platschte Wasser an die Bordwand, kalt und unheimlich. Als Jess die Hand an das Medaillon ihrer Mutter legen wollte, erinnerte sie sich, dass es nicht mehr da war. Sie hatte es weggeworfen. Das Letzte, was ihr noch geblieben war.
    Jess kauerte sich in der Dunkelheit zusammen. In Gedanken konnte sie Sebastian so deutlich vor sich sehen, als wäre er direkt neben ihr. Konnte ihn so sehen, wie er heute Morgen im Bett ausgesehen hatte, mit Sonnenstrahlen, die in langen Streifen auf seinen Körper fielen.
    Sebastian würde glauben, dass sie sich mit Pitney aus dem Staub gemacht hätte. Er würde denken, dass sie geradewegs und ohne Auf Wiedersehen zu sagen, zu Pitney gerannt war und nicht die Absicht hatte zurückzukehren. Vielleicht glaubte er sogar, dass sie die ganze Zeit mit Cinq unter einer Decke gesteckt hätte.
    Er würde sie nicht suchen. Niemand würde kommen.
    Letzten Endes siegt die Dunkelheit. Die letzte Kerze erlischt, und die Dunkelheit hat gewonnen.
    Eine Ratte trippelte durch den Gang gleich neben ihr. Ratten. Sie kauerte sich noch mehr zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. In der Nähe begann jemand monoton zu stöhnen.
    Nein. Nicht in der Nähe. Das Stöhnen kam von ihr.
    »Wirst du wohl damit aufhören, zum Teufel noch mal!« Sebastian pflückte das verdammte Frettchen vom Tisch. »Nimm deine Nase da raus.«
    Die Alte, die Lazarus’ Aufzeichnungen
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