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1263 - Das Wissen der Toten

1263 - Das Wissen der Toten

Titel: 1263 - Das Wissen der Toten
Autoren: Jason Dark
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Alexa war eigentlich immer allein, und das mit ihren vierzehn Jahren. Es lag daran, dass ihre Eltern beide Künstler waren und am Abend Vorstellung hatten. Im letzten halben Jahr hatten sie sogar das Glück gehabt, in zwei Stücken gemeinsam spielen zu können, da brauchten sie London nicht extra zu verlassen.
    Aber wie das bei Schauspielern eben so ist, wenn sie auftreten, kommen sie vor Mitternacht selten nach Hause, und so saß Alexa in ihrem Zimmer mit der hohen Decke und dem großen Erker, der zur Straße hinwies, über die der Verkehr ununterbrochen rollte.
    Das störte Alexa nicht. Die Fenster besaßen eine Doppelverglasung, und am Abend, wenn der allgemeine Stadtlärm abflaute, genoss sie die Stille.
    Man konnte sie auch als ein stilles Mädchen bezeichnen. Sie passte so gar nicht zum Klischee der üblichen Teenies. Sie gehörte zu den jungen Leuten, die fast immer zu Hause blieben und so gut wie nicht weggingen. Es sei denn, sie kam nicht daran vorbei. Da ging es dann zumeist um schulische Dinge.
    Außerdem war sie nicht besonders beliebt in der Klasse. Das mochte daran liegen, dass sie auch vom Outfit her nicht in die Norm hineinpasste. Sie trug keine modernen Klamotten, sondern immer etwas altmodische Kleider, deren Säume bis zu den Waden reichten.
    Aufgrund eines Sehfehlers musste sie eine Brille tragen. Ihre hatte Ähnlichkeit mit der berühmten Harry-Potter-Brille. Zwei kreisrunde Gläser waren durch ein Mittelteil miteinander verbunden, das halbrund auf ihrem Nasenrücken saß.
    Auch ihr Haar zeigte keinen modernen Schnitt. Es war sehr dünn, und sie hatte es flach, auf den Kopf gekämmt, wobei es an den Seiten in zwei Zöpfe auslief, die weit bis über die Ohren reichten.
    Auch wenn die Mädchen und Jungen in der Klasse über sie lachten, es störte sie nicht. Sie ging ihren eigenen Weg, und sie wusste auch genau, was sie tat.
    Sie fühlte sich nie allein - niemals, denn sie besaß Freunde, von denen sie anderen nichts erzählte.
    Es waren besondere Freunde, die wohl keiner auf der Welt hatte.
    Ihre Eltern mochten alte Möbel. Keinen Plunder, sondern Antiquitäten, mit denen sie auch das Spiegelzimmer eingerichtet hatten. So stammte es aus der Zeit des Biedermeiers. Der Stuhl war ebenfalls kaum jünger, und das Gleiche galt auch für den Schrank an der Seite. Es war eben alles so wunderbar alt, und die Stoffe der schweren Vorhänge passten sich ebenfalls an.
    Alexa Jenkins war glücklich, und sie war nicht allein, obwohl sich außer ihr niemand im Raum aufhielt.
    Das Mädchen schaute auf die Spiegelfläche. Nicht nur der Rahmen war alt, auch die Fläche. An den Seiten hatten sich ein paar Rostflecken angesetzt, was Alexa nicht störte, denn das gehörte dazu. Er wurde auch nie geputzt, ihre Mutter hatte es einmal versucht und es dann aufgegeben, denn die Fläche ließ sich einfach nicht säubern. Sie stemmte sich dagegen an, was die Frau nicht begriff. Und so hatte sie es dann aufgegeben, den Spiegel säubern zu wollen.
    Das war auch wichtig, denn dieser Spiegel war nur nach außen hin einer. In Wirklichkeit war er viel mehr. Von ihm ging ein geheimnisvoller Zauber aus, dem sich Alexa nicht entziehen konnte. Sie war dabei die einzige Person, der es so ging.
    Auch an diesem späten Abend hatte sie wieder ihren Platz vor dem Spiegel eingenommen. An die Glotze oder an irgendwelche Computerspiele dachte sie nicht mal im Traum. Nur der Spiegel zählte für sie, denn er war ihr wahrer Freund.
    Die Fläche war nicht so stumpf, als dass sie ihr Bild nicht wiedergegeben hätte. Nur eben nicht konturenscharf, denn an den Rändern verlief ihre Gestalt ein wenig. Das war nicht wichtig, denn das musste so sein, sonst würde sie keinen Kontakt bekommen können.
    Sie wartete.
    Die richtige Ruhe war eingetreten, und auch Alexa fühlte sich locker. Unter den Stuhl hatte sie den bunten Ball geklemmt, der in diesem Spiel etwas ganz Besonderes war.
    Noch war die Zeit nicht reif. Alexa würde es spüren, wenn sie anfangen musste. Ihre Eltern würden sogar noch länger bleiben, da sie nach der Vorstellung zu einer Party mussten. Diese Feten zogen sich meistens bis in die frühen Morgenstunden hin, und wenn sie dann ins Bett gingen, schliefen sie zumeist bis zum Mittag.
    Alexa konzentrierte sich. Sie führte ihre Atemübungen durch. Das war sie so gewohnt. Sie brauchte eine innere Ruhe und Freiheit, um sich auf das einstellen zu können, was kam.
    Es würde nicht mehr lange dauern, das war ihr klar. Sie spürte es mit
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