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Geliebte des Blitzes

Geliebte des Blitzes

Titel: Geliebte des Blitzes
Autoren: Sydney Croft
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    M AN HATTE SIE GESCHLAGEN, mit Drogen vollge- pumpt und eingesperrt. Aber das alles vermochte Faith Black nicht zu schrecken. Nein, was ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ, war der Mann, mit dem sie ihre Gefangenschaft teilte. An eine improvisierte mittelalterliche Folterbank gekettet, von der Taille aufwärts nackt, lag er auf dem Rücken. Zahlreiche blaue Flecken bedeckten seine unglaubliche Brust, und vom linken Brustmuskel bis zur rechten Hüfte zog sich eine tiefe Schnittwunde.
    Doch obwohl er sich nicht bewegen konnte, war er keineswegs hilflos.
    Denn er besaß noch eine viel gefährlichere Waffe als die Telekinese – zumindest nach Faiths Meinung –, nämlich seine übermächtige Sexualität, eine Naturgewalt, die sie wie magnetisch anzog und trotz der bedrohlichen Situation ein heißes Verlangen in ihr entfachte.
    Langsam stand sie auf, denn ihr dröhnte noch immer der Kopf von der brutalen Ohrfeige. Auf bloßen Füßen tappte sie näher zu dem Mann und nahm ihre Nacktheit dabei kaum wahr. Während sie bewusstlos gewesen war, hatte man sie ausgezogen und ihre Kleidung in
eine Ecke des fensterlosen Raums mit den Stahlwänden geworfen. Das schwache gelbe Licht einer einzigen Glühbirne betonte die dunkle Bernsteinfarbe von Wyatts Augen, aus denen das Grün gewichen war. Nun befand er sich in der Übergangsphase, wie sie viele Telekinetiker erleben, sobald ihre Fähigkeit aufflammte. In der stillen Luft begann die Kette zu klirren, die seinen rechten Fußknöchel umschloss.
    »Nicht«, sagte Faith leise.
    Da drehte er den Kopf zur Seite und schaute sie verwirrt an, als hätte er bisher nicht registriert, dass sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte. »Faith.« Seine Stimme klang rau, so gehetzt wie sein Blick. »Ich habe ihm nichts erzählt. Das schwöre ich.«
    »Erzählt? Was? Wem?« »Deinem Freund. Dem habe ich nichts von uns erzählt. Er wusste es.«
    »Sean ist nicht mein Freund«, erwiderte sie, und Wyatt hob eine dunkle Braue. Offenbar glaubte er ihr nicht. »Und dass du nichts gesagt hast, weiß ich.«
    Das wusste sie, weil sie selber ausgeplaudert hatte, dass sie mit Wyatt geschlafen hatte.
    Sein Kopf rollte in die Ausgangsposition zurück, und er starrte wieder zu den Stahlbalken hinauf, die einander an der Decke des Raums kreuzten. Als er krampfhaft schluckte, spannten sich die Sehnen in seinem Hals an. »Tut mir leid, dass ich dich mit reingezogen habe.«
    »Du kannst nichts dafür.«
    »Doch«, stieß er hervor, »ich habe dich verführt. Das hätte nicht passieren dürfen. Nicht hier. Nicht auf der Bohrinsel, wo er es ja rausfinden musste.«

    Sie atmete seinen maskulinen Geruch ein, der sie aus dem Gleichgewicht brachte, wann immer er in ihre Nähe kam. Nein, sie konnte ihm nichts verübeln, schon gar nicht die unkontrollierbare Begierde, die er in ihr weckte. Er war hier wegen seines Auftrags, genau wie sie. Und das bedeutete, dass der Auftrag erledigt werden musste, mit Hilfe aller notwendigen Mittel.
    »Seans Eifersucht ist nicht der Grund, warum ich hier bin.« Obwohl Sean sogar furchtbar eifersüchtig war. Aber das brauchte Wyatt nicht zu wissen.
    »Warum denn sonst?«
    Faith riss ihren Blick von seinen attraktiven markanten Zügen los und konzentrierte ihr Gehirn auf eine Existenzebene, die nur wenige Menschen jemals zu Gesicht bekamen. Sofort wurde Wyatts Aura sichtbar, eine unstete, wogende Lichtschicht rings um seinen Körper.
    Und – o Gott, irgendwas stimmte da nicht, und zwar so sehr nicht, dass Faith beinahe der Atem stehen blieb.
    Da Wyatt eine ungeheure Kraft ausstrahlte, müsste das auch für seine Aura gelten. Stattdessen umgab sie seine Gestalt ganz schwach und dünn, wie ein schlecht sitzender Secondhand-Anzug voller Risse und Löcher, als hätte er wiederholt Angriffe übernatürlicher Art erlitten. Faith konnte zwar den Schaden mindern, doch ihre Bemühungen würden allenfalls Flickwerk an seiner spirituellen Hülle bedeuten. Seine Aura wieder aufzufüllen, zu erneuern – das konnte er nur selber schaffen, aus dem Unterbewusstsein heraus, mit gesunder Lebensweise und mentaler Stärke.
    Und so konzentrierte sie sich vorerst nur auf Wyatts Brust, den tiefen Schnitt, beschwor mittels ihres Spezialtalents
eine Psi-Nadel mit Faden heraus, um die Wundränder zusammenzunähen.
    Seine Brustmuskeln bebten – sie waren so stark ausgeprägt, dass sie dabei einander überschatteten. Wie sie sich unter ihren Händen anfühlten, wusste sie, wie sie zitterten, wenn sie ihren
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