Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug
Autoren: Alan Gratz
Vom Netzwerk:
die Haut gleiten ließ, damit die Messer darunter einem die Haare absäbeln konnten. Ich zog die Schutzkappe aus Metall ab, um den Schneidemechanismus darunter freizulegen, und betrachtete ihn kritisch. Nicht gerade toll, aber alles, was ich hatte. Ich steckt den Rasierer in die Tasche und ging rein.
    Es war noch nicht ganz Mittagessenszeit und Hamilton, Roscoe und Gilbert waren die einzigen Gäste im Restaurant. Sie saßen auf einer Art Glasveranda, die vor dem Gastraum ans Haus angeklatscht war. Die Fenster waren an den Rändern noch von der Morgenkälte beschlagen. Alle drei hatten ein Tablett mit Burgern, Pommes und etwas zu trinken vor sich, und Hamilton packte gerade seinen Burger aus.
    Während ich auf den Stuhl neben dem Dünnen – Roscoe? – glitt, zog ich den elektrischen Rasierer raus und drückte ihn ihm in die Seite.
    »Hat dir schon jemand mal eins mit dem Elektroschocker verpasst?«, fragte ich ihn gerade laut genug, dass mich auch die beiden anderen am Tisch verstehen konnten. »Der hier pumpt dir einhunderttausend Watt Saft in die Muskeln. In Sekunden hängt dir dann das Gesicht im Hamburger und du musst dringend saubere Unterwäsche anziehen. Wenn du oder dein Freund auch nur einen Mucks machen, drücke ich ab.«
    Roscoe und Gilbert erstarrten, und nach ihren erschrockenen Gesichtern konnte man vermuten, dass sie bereits in ihre Hosen abgeladen hatten.
    »Horatio! Was zum Teufel …«, sagte Hamilton, aber ich wollte mich jetzt auf gar nichts einlassen.
    »Steh einfach vom Tisch auf, Hamilton, und steig in mein Auto. Ich erklär dir alles, wenn wir weg sind.«
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte Hamilton.
    »Jetzt steig einfach in den Wagen!«, sagte ich und rammte meinen »Taser« fester in Roscoes Seite, nur um ihn daran zu erinnern, dass ich noch da war. Hamilton stand auf und sammelte sein Essen ein.
    »Mann«, sagte Gilbert. »Heißt das jetzt, dass wir den neuen Supercharger nicht behalten können?«
    Ich stand auf und schob Hamilton zur Tür raus, direkt zu meinem Wagen. Ich warf schnell einen Blick nach hinten, aber Roscoe und Gilbert saßen immer noch da und redeten aufgeregt miteinander.
    Ich verfrachtete Hamilton auf den Beifahrersitz meines Volvos. »He, mein Zeug ist noch im Kofferraum von denen.«
    »Du kannst deine Kreditkarte nehmen, die du mir gegeben hast, und dir ein paar neue Klamotten kaufen. Mach die Tür zu.«
    Der Volvo schlingerte vom Parkplatz und ich schoss die Auffahrt zum Highway hoch.
    »W ohin fahren wir? Was ist los? Horatio …«
    »Bei der Entzugsklinik gibt es keinerlei Vermerk, dass ein Hamilton Prince heute eincheckt oder irgendwann sonst.«
    Mitten im Abbeißen von seinem Hamburger blieb Hamilton der Mund offen stehen.
    »W as?«
    »Ich hab angerufen, um zu fragen, wann ich dich besuchen kann, und die haben noch nie von dir gehört. Das ist eine Falle. Eine ganz gemeine Falle. Roscoe und Gilbert wurden nicht angeheuert, um dich nach St. Gregory zu bringen. Die wurden angeheuert, um dich umzubringen.«
    »Horatio, das kann doch nicht dein Ernst sein. Die beiden können doch nicht mal was zu essen bestellen, ohne auf die Bilder zu sehen.«
    »Du musst nicht schlau sein, um jemanden umzubringen. Du musst es nur wollen.«
    Ich nahm den Rasierer aus der Hosentasche und steckte ihn in den Becherhalter. Hamilton nahm ihn und betrachtete ihn.
    »Glaubst du nicht, dass du ein bisschen überreagierst?«, fragte er. »Ich meine, was ist, wenn sie mich unter einem anderen Namen angemeldet haben?«
    »W arum, um es vor deinem Fanklub geheim zu halten?«
    »W eil es ihnen wegen der Familie peinlich ist!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dein Onkel hat irgendwas im Schilde geführt. Als ich abgefahren bin, hat er gegrinst, als hätte er im Lotto gewonnen.«
    »W eißt du, die Leute freuen sich eben, wenn du abfährst.« Hamilton drehte den Rasierer in der Hand. »Moment mal. Ist das der Rasierer, den du immer im Handschuhfach hast? Du hast mich mit einem elektrischen Rasierer gerettet!?« Er schaltete ihn ein, aber nichts passierte. »Der funktioniert ja nicht mal!«
    »Und hätte das die ganze Sache irgendwie besser gemacht?«, fragte ich, nahm ihm den Rasierer ab und schmiss ihn in das Handschuhfach.
    Hamilton schüttelte den Kopf. »W eißt du, ich fand mich ja schon schwierig, Horatio, aber du bist paranoid, Mann. Hast du wirklich gedacht, Roscoe und Gilbert würden mich killen?« Er stützte einen Fuß gegen das Armaturenbrett und aß eine Pommes. »Nicht, dass ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher