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Die Terranauten 034 - Der Renegat

Die Terranauten 034 - Der Renegat

Titel: Die Terranauten 034 - Der Renegat
Autoren: Michael Roberts
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Der blonde, junge Mann verabschiedete sich lächelnd von den drei grünhäutigen Humanoiden mit den meterbreiten gefiederten Schwingen und den Krallenhänden. Die drei breiteten ihre Flügel aus und stürzten sich von den Zinnen des hohen, viereckigen Turms, der am Rand eines ausgedehnten, festungsähnlichen Gebäudekomplexes stand. Zwei, drei schnelle Flügelschläge, und die »Grünen Flieger«, wie die Menschen diese Wesen nannten, glitten elegant auf das rötlich schimmernde Meer am Horizont zu. Der Mann winkte ihnen nach, bis sie nur noch kleine Flecken am violetten Morgenhimmel von Rorqual waren.
    Schließlich wandte David terGorden sich seinem Begleiter zu und legte ihm aufmunternd den Arm um die Schulter:
    »Ich glaube, wir haben in den Malaiara gute und verläßliche Freunde gefunden. Was bedrückt dich, Asen-Ger?«
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des weißhaarigen Logenmeisters, der in der letzten Zeit deutlich gealtert war. Tiefe Runzeln und Falten hatten sich in sein Gesicht gegraben. »Die Grünen sind meine geringste Sorge, David«, versicherte Asen-Ger. »Du hast übrigens ein ganz außergewöhnliches Geschick im Umgang mit Fremdrassen entwickelt. Wenn dein geplantes Forschungsprogramm ›Rorqual‹ zustande kommt, und nichts spricht dagegen, dann dürfte es das erste von Menschen und Aliens gemeinsam betreute Projekt in der Geschichte der Menschheit sein.«
    Der Erbe der Macht nickte, und seine hellen Augen funkelten entschlossen. »Wir brauchten noch wesentlich mehr solcher Projekte. Aber du hast recht. Es fällt mir leicht, mich in das Denken fremder Wesen einzufühlen. Schließlich bin ich ja selbst nur ein halber Mensch.«
    Asen-Ger wirbelte erschrocken herum und starrte dem Freund ins Gesicht. »Du bist ein Mensch, David! Daran ändert auch deine Herkunft nichts!«
    »Was ich wirklich bin, weiß allein Yggdrasil. Sie wird es uns eines Tages offenbaren. Aber für den Augenblick haben wir wichtigere Probleme. Wir sehen uns nachher bei der Lagebesprechung.« David lief zur Treppe, die in den Turm hinunterführte, und war Sekunden später durch die Luke verschwunden.
    Der weißhaarige Logenmeister, der zu den Gründern und ältesten Führern der Terranauten gehörte, sah ihm stirnrunzelnd nach. Seit dem Kampf gegen die Banshees hatte David sich verändert. Asen-Ger wußte, daß David während des parapsychischen Chaos, das die Invasion der Banshees in der Burg der Grünen Flieger angerichtet hatte, von der Seele seines alten Lehrers Merlin III übernommen worden war. Durch Merlins Erinnerungen hatte David die Zeit vor seiner Geburt durchlebt, hatte erfahren, wie seine Mutter Myriam sich mit dem Urbaum Yggdrasil verband, um das Rätsel dieser ältesten irdischen Pflanze zu lösen. David hatte nur mit Asen-Ger und Llewellyn 709, dem Riemenmann, darüber gesprochen, was er bei diesem Blick in die Vergangenheit erfahren hatte.
    Schon beim Zusammentreffen mit dem Außerirdischen Cantos hatten sich Davids Veränderungen deutlich gezeigt. Er war genauso entschlossen wie früher, aber dazu kamen jetzt eine Selbstsicherheit und innere Ruhe, die ihm zuvor gefehlt hatten. David wirkte wie ein Mensch, der nach vielen Widerständen endlich zu sich selbst gefunden hatte und akzeptierte, was er war. Doch was war er wirklich?
    Asen-Ger schüttelte den Gedanken unwillig ab. Die Zeit von Davids Geburt war eine böse Zeit gewesen, voller Verrat, Niedertracht und Mord. Vielleicht wollte er sich selbst deshalb nur so ungern daran erinnern, weil er selbst bei den damaligen Ereignissen beteiligt gewesen war. Auch wenn David nun über sich selber besser Bescheid zu wissen schien, hatte er viele Fragen von seinem Ausflug in die Vergangenheit mitgebracht. Was war aus Mar-Estos, dem Geliebten seiner Mutter, geworden? Gab es eine Verbindung zwischen Mar-Estos und Llewellyn 709? Der Riemenmann konnte dazu nur feststellen, daß er keinen Mar-Estos kannte, solange er sich zurückerinnern konnte. Aber Llewellyns Erinnerung reichte nur bis zu dem Experiment zurück, daß ihn zum Riemenmann gemacht hatte. Offenkundiger war da schon die Verbindung zwischen dem verräterischen Treiber Jonsson und jenem Astos, dessen Leiche David auf dem Planeten Argus entdeckt hatte, eine Leiche, aus der ein Yggdrasil-Ableger wuchs der leider in die Hände der Grauen Garden fiel. Jonsson war von Merlin III einst zum Samenträger Yggdrasils ausersehen worden und hatte seinen Namen später in Astos geändert, vermutete man. Aber Scanner Cloud,
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