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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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sehen.«
    »Bravo, Gnarra!« Totò schlug zornig mit der Hand auf das Lenkrad. »Stolziert wie ein Gockel durch die Bars und Kneipen und findet trotzdem einen Hinweis, während wir depperten Familienväter über den Akten brüten dürfen.«
    Santomauro sah ihn verstohlen an: Ob sich hinter der puritanischen Feindseligkeit des superverheirateten Manfredi vielleicht weniger tugendhafte Motive verbargen, zum Beispiel ein gesunder Neid auf das lustige Singledasein des Kollegen? Sein Nebenmann bemerkte den Seitenblick und versuchte zu lächeln.
    »Entschuldige, Simone, das war unfair. Pietro hat wirklich gute Arbeit geleistet, und wir können es ihm nur danken, wenn wir mit seiner Hilfe den Fall schnell lösen. Die Sache ist halt nur«, fuhr er fort, während er die Verbindungsstraße nach Pioppica Sotto einschlug, »dass ich gereizt bin. Maria Pia war heute den ganzen Tag so komisch, ich habe das Gefühl, sie geht mir aus dem Weg. Die Kinder hat sie zum Baden zu den Cousins nach Acciaroli geschickt, die sind vor heute Abend nicht zurück. Aber wo sie selbst steckt, keine Ahnung, ich habe das Gefühl, sie verheimlicht mir etwas. Pah! Frauen sind merkwürdig. Vielleicht tut Pedro ja genau das Richtige, wenn er sich immer nur die Rosinen herauspickt.«
    Santomauro fühlte sich ein bisschen mitschuldig, aber er hatte versprochen, nichts von Gustavo zu sagen, also sagte er nichts. Jetzt, wo sein Kollege sich Luft gemacht hatte, dachte der Maresciallo, könnten sie wieder auf die Arbeit zu sprechen kommen. Doch da irrte er sich.
    »Entschuldige, Simone, wenn ich chronischer Nörgler dir hier die Ohren volljammere! Dabei hast du genug eigene Sorgen … Hast du denn in letzter Zeit was von ihr gehört?«
    Der Maresciallo lächelte, schwieg und wechselte dann das Thema. Warum kümmerten die Leute sich nicht um ihren eigenen Kram?
    Fünf Minuten später erreichten sie die Einfahrt zu Sigmalea, einer der beiden exklusiven privaten Wohnanlagen der Gegend mit ihren wenigen Luxusvillen im Besitz erlesener Feriengäste. Das Tor an der Einfahrt sollte Unbefugten den Zutritt verwehren, welche von dem Privatzugang zum Strand profitieren wollten. Der Wagen der Carabinieri schob sich in die Lücke, aus der gerade ein erdbeerfarbener Smart mit einer scharfen Brünetten am Steuer ausgeparkt hatte. Zwischen den Baumkronen konnte man die Dächer der Villen erahnen.
    Die dritte davon gehörte Professor de Collis. Sie erreichten sie über eine kleine Auffahrt, die vom Hauptweg abzweigte. Vor allem die Koryphäen der Medizin schätzten die Gegend, seit vor vierzig Jahren die Erfinder der mediterranen Diät, amerikanische und italienische Ernährungsexperten mit Weitblick, hier ihren Zufluchtsort vor dem hart umkämpften Wissenschaftsbetrieb gefunden hatten.
    Die Villa war im typischen Baustil der Region gehalten. Große Rundbögen hin zur Panoramaterrasse, geweißte Mauern, rote Ziegel, grüne und himmelblaue Majoliken. Rundherum war die üppig sprießende Natur kunstvoll auf die Bedürfnisse des Eigentümers zurechtgestutzt. Voller Neid betrachtete Santomauro eine wunderschöne, handgewebte Hängematte, die im Schatten zweier Bäume leicht hin und her schaukelte.
    Die Haustür war abgesperrt, und außer der schwingenden Hängematte war kein Lebenszeichen zu entdecken. Dabei hatten sie sich telefonisch angemeldet, und der Professore hatte sich, wenngleich wenig begeistert, bereit erklärt, sie zu empfangen. Während Santomauro an das Geländer trat und auf das Meer hinunterschaute, dessen Wellen sich mehrere Dutzend Meter weiter unten kräuselten, klopfte Manfredi mit Nachdruckan die Tür. Sie zuckten zusammen, als der Arzt unvermittelt aus einer Terrassentür im Rücken von Santomauro trat.
    »Entschuldigen Sie, ich war hinten im Garten und habe lieber abgeschlossen. In letzter Zeit hatten wir einige Einbrüche in Sigmalea. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    Überrumpelt von so viel Zuvorkommenheit konnte der Maresciallo nicht ablehnen, und wenige Minuten später saßen alle drei in bequemen Korbsesseln und nippten an ihren Getränken, die beiden Carabinieri an dem angebotenen Kaffee und der Professore an einem ungleich stärkeren Bourbon.
    »Meine Frau ist heute Morgen weggefahren. Zu ihrer Schwester nach Pescasseroli, es ist einfach zu heiß hier und zu voll.«
    Merkwürdig, wie die Menschen, wenn sie nervös waren, dazu neigten, zu viel zu reden, zu viele Informationen preiszugeben, um den Anschein von Normalität zu erwecken. Die Hand,
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