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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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hättest, als hättest du noch ein Honneur in der Reserve. Du hattest ein grauenhaftes Blatt, meine Liebe, aber im Übrigen gehen die Stiche ja bekanntlich an den, der sie verdient.«
    »Und für uns sind das weitere dreihundert Punkte. Besser so, Mina, als wenn wir drei Pik gespielt hätten. Die beiden scheinen uns helfen zu wollen.«
    »Ja wirklich, und außerdem finde ich das Spiel in der Defensive äußerst anregend, so kreativ.«
    »Entschuldige, Mina, aber wenn du so gestelzt daherredest, bist du unausstehlich. Und puste mir bitte nicht den Rauch ins Gesicht, du weißt, dass ich das hasse!«
    »Olimpia, meine Liebe, die Niederlage hat dir wohl die Laune verdorben. Gibt es noch Cola? Danke, sonst noch wer?«
    »Bloß nicht! Das nächste Mal bringe ich meinen eigenen Wodka mit.«
    »Was meckert ihr denn herum, ihr Klatschweiber? Seht nur, was ich Feines für euch gemacht habe.«
    Bebè Polignani, die ihre Lockenwickler mit einem zu ihrem Kaftan passenden rosa-orangefarbenen Tuch umwickelt hatte, trug aus der Küche ein Tablett herein. Die anderen stöhnten: Außer den verhassten falschen Lachskanapees entdeckten sie die gefürchteten Teigringe mit Kaviarersatz, den die Hausherrin völlig schamlos für echten Wolga-Kaviar ausgab.
    »Mädchen, hört auf, euch zu streiten, in der Pause wird nicht über Bridge geredet. Was gibt es Neues? Hat man etwas über dieses schreckliche Verbrechen herausgefunden?«
    Bebè war eine zweiundvierzigjährige, blondgefärbte, buttrige Person mit langen, manchmal zum Dutt hochgesteckten, manchmal mädchenhaft auf die Schultern herabfallenden Haaren. Sie hatte volle Lippen, einen mehr als passablen Körper, das Stimmchen einer Gans und eine Art, die Männer von unten herauf anzusehen, die all ihre vermeintlichen Freundinnen in Rage versetzte. Sie rühmte sich eines Abschlusses in Pharmazie, doch dem seligen Notar hatte sie den Gerüchten zufolge bei der Maniküre den Kopf verdreht. Ganz dumm war sie aber auchnicht, denn mit der Heirat hatte sie sich einen mehr als ansehnlichen Status gesichert, und immerhin hatte Signor Polignani für sie seine erste Frau verlassen, mit der er zwanzig Jahre lang verheiratet gewesen war. Im Übrigen war Bebè schlagfertig und sympathisch, neugierig und stand immer gern im Mittelpunkt.
    Regina Capece Bosco stürzte sich ganz ungezwungen auf das Thema, das ihr am Herzen lag. »Ich habe versucht, etwas aus Ester, der Tochter des Obstverkäufers, herauszubekommen, die geht ja mit einem Carabiniere, aber die wissen wohl selbst nichts. Anscheinend haben sie noch nicht mal eine Ahnung, wie das arme Ding überhaupt hieß.«
    »Selbst Barbarella wusste nichts, dabei ist sie doch wirklich das Oberwaschweib von Pioppica!« Bebè lachte erfreut über ihre eigene Pointe – Barbarella Pilerci war Friseurin und kam zu ihnen allen zum Waschen, Schneiden, Legen nach Hause.
    »Gestern Abend haben wir bei Leandro gegessen, ihr wisst schon, Leandro de Collis, der Rechtsmediziner, er nimmt die Autopsie vor«, warf Olimpia mit gewichtiger Miene ein, konnte aber, als die anderen überrascht die Augen aufrissen, nicht viel hinzufügen: »Er war extrem zugeknöpft. Aber seine Frau hat mir gesagt, dass dieser Fall ihn sehr beschäftigt. Und das will etwas heißen bei Leandro. Der Mann hat das Einfühlungsvermögen einer Schildkröte.«
    »Ich frage mich, wer das arme Ding nur sein kann. Stellt euch vor, in diesem Moment macht sich jemand Sorgen um sie.«
    »Mina, dein weiches Herz rührt mich. Aber ausnahmsweise hast du einmal recht. Bebè, hattest du nicht gesagt, wir sollten Pippo informieren? Man kann nie wissen, wenn nun … Warum rufst du ihn nicht an?«
    »Das war eigentlich nicht meine Idee, aber wenn ihr meint …«
     
    »Pedro war also wieder mal in Höchstform.«
    Die Verachtung in seiner Stimme war unüberhörbar. Santomauro klammerte sich an den Griff, als das Auto eine Haarnadelkurve nahm. Das Meer befand sich noch ein ganzes Stück weiter unten, und der Maresciallo hatte keine Lust, schnellerals nötig anzukommen. Manfredi war eigentlich der großzügigste und uneigennützigste Mensch der Welt, doch Gnarra schaffte es, seine schlimmsten Seiten zum Vorschein zu bringen, und das quasi unwissentlich.
    »Man wird sehen, bevor die Leiche nicht offiziell identifiziert ist, können wir nicht davon ausgehen, dass es sich bei ihr um Carmela die Puppe handelt. Auch wenn es sehr wahrscheinlich klingt, die Beschreibung passt und es ein Motiv gäbe … Na ja, wir werden
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