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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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unter einer Autobahnbrücke, der Unfallfahrer war flüchtig. Drei weitere Frauen hatten sich telefonisch bei den besorgten Verwandten gemeldet. Eine vorbestrafte Prostituierte, deren Freundinnen sich Sorgen gemacht hatten, weil sie nicht mehr am Arbeitsplatz erschienen war, saß wegen Diebstahls im Gefängnis. Über den Verbleib einer Babysitterin von den Kapverden, die vor zwei Wochen verschwunden war, wusste man noch nichts, doch ihre Hautfarbe schloss sie automatisch aus. Drei Drogenabhängige zwischen neunzehnund vierzig, die zu verschiedenen Zeitpunkten in Vallo, Agropoli und Salerno verschwunden waren.
    Eine von ihnen könnte es sein, überlegte Santomauro.
    Oder Carmela die Puppe, wenn Gnarra richtiglag.
     
    Pioppica Sopra war ein entzückender Urlaubsort, wenn man die Ruhe und die Natur liebte und Diskos, Trubel, Meer, Eisdielen und lärmende Jugendliche hasste, alles Dinge, die trotzdem in geringer Entfernung zu haben waren.
    Santomauro saß an einem der Tischchen vor der Bar Colapelato, dem legendären Treffpunkt auf der Piazza dei Martiri d’Italia im Ortskern, nippte an einer Mandelmilch und betrachtete die nachmittäglichen Flaneure. Ein paar Grüppchen übellauniger Teenager, zu jung für den Führerschein und ohne jede Hoffnung auf ein Mofa, hingen auf dem Aussichtsmäuerchen herum und warteten darauf, älter zu werden, um endlich ihre Ferien weit weg von diesem elenden Kaff verbringen zu können. Ihre Eltern, in ahnungsloser Glückseligkeit schwelgend, unterhielten sich, spielten Karten oder genossen einfach das Panorama, froh darüber, weit weg von dem normalen, gemeinen Urlaubsgetümmel zu sein.
    Die Aussicht war wirklich einzigartig.
    Der Blick schweifte über die Landschaft hinab, wo die Kurven der Landstraße nach Pioppica Sotto zu erkennen waren, und dahinter das Meer, das in der Nachmittagssonne glitzerte, ein von Berghängen eingefasster Türkis, dann die ehemalige Feste La Rocca und weiter weg die Küstenlinie, die sich in der Ferne verlor, der Leuchtturm, Kap Palinuro und die Windsurfer, die wie Möwen am Himmel durch das Blau der See wirbelten. Es musste sich fürchterlich anfühlen, vierzehn Jahre alt zu sein und von hier oben, einer gottverlassenen Bergspitze, nach unten zu schauen, wo das Leben tobte.
    Erleichtert sah Santomauro Manfredi herankommen. Wie er selbst trug der Brigadiere Uniform, und die Jugendlichen beäugten sie mit finsteren Mienen.
     
    Samstags fand die Nachmittagspartie bei Bebè Polignani statt.
    Die anderen trafen sich ungern bei ihr, denn die Kanapees mit Lachscreme, die Bebè beharrlich anbot, schmeckten einfach grauslich.
    Olimpia behauptete ja, gehässig wie immer, sie bereite sie mit Fertigpaste aus der Tube zu, aber darüber herrschte noch keine Einigkeit.
    Wenn es am Samstagabend nicht irgendwohin zum Essen oder Tanzen ging, bot sich der Panoramasalon der Signora Capece Bosco in der Villa La Rocca immer für ein gemischtes Spiel mit zwei oder drei Tischen an, zu dem dann auch die Herren zugelassen waren, die wochenends von den Mühen der Stadt heimkehrten, und Regina ließ es nie an schmackhaften Häppchen und alkoholischen Getränken fehlen.
    Die anderen stellten ihre Wohnungen im Wechsel zur Verfügung, alle mit anständiger Bewirtung, doch der Samstagnachmittag gehörte allein Bebè, die darauf bestand, weil sie sich dann die Haare legen und die Lockenwickler so lange auf dem Kopf lassen konnte, bis es abends Zeit zum Ausgehen war.
    Auch an diesem Tag waren die Damen also auf der Terrasse ihres Hauses versammelt, der Villa Bebè, wie der verstorbene Notar Polignani sie kokett getauft hatte, als er sie seiner zweiten Frau schenkte. Sie waren wieder zu fünft, da Mina D’Onofrio die fehlende Elena Mazzoleni ersetzte. In gemütlicher Runde diskutierten sie rauchend die letzte Hand. Olimpia Casaburi war schmachvoll untergegangen, weil sie fünf Karo angesagt und nur drei erfüllt hatte. Nun musste sie wohl oder übel die Schmähungen ihrer Partnerin über sich ergehen lassen. Annamaria Musso Palladino war bekanntermaßen eine fast ebenso große Niete wie Bebè, und sie konnte ihr Glück kaum fassen, endlich einmal einer anderen das unbesonnene Bieten vorwerfen zu dürfen.
    »Mal ganz abgesehen davon, dass einfach keine fünf Karo da waren, kannst du mir bitte erklären, warum in Gottes Namen du den Cœurbuben im zweiten Stich hast durchlaufen lassen?«
    »Das war doch Bluff, du dumme Gans, und außerdem wäreich damit durchgekommen, wenn du nicht so getan
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