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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht
Autoren: Christopher Pike
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etwas für mich?«
    Sie war perplex. »Oh, nein, das geht nicht. Ich gebe keine Konzerte.«
    »Und für wen spielst du dann?« fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Für niemanden, bloß für mich. Für andere Leute nur, wenn ich Unterricht gebe.«
    Bill stand auf. »Dann tue einfach so, als würdest du mich unterrichten.«
    »Wieso?«
    »Weil ich weiß, wie wundervoll das sein wird.«
    Kurz darauf kam er mit einer Gitarre zurück, die schon bessere Tage gesehen hatte. Er setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. Die Stahlsaiten waren rostig, und es dauerte einige Minuten, bis sie das Instrument gestimmt hatte. Bill wartete geduldig, und ihr Herz klopfte immer heftiger. Sie wußte, sie war gut, aber sie kannte seinen Musikgeschmack nicht. Zwar hatte er ihr beim Essen einige sehr nette Dinge gesagt, doch sie war sich trotzdem nicht sicher, ob er sie genauso sehr mochte wie sie ihn.
    »Was willst du hören?« fragte sie schließlich.
    »Du kannst alles spielen, was ich hören will?«
    »Na ja, ich kenne nicht jeden Song der Welt, aber einige.«
    »Spiel einfach eins deiner Lieblingslieder.«
    »Ich würde lieber eins deiner Lieblingslieder spielen.«
    »Teresa.«
    »Was.«
    »Spiel etwas von dir. Und sag jetzt nicht, du würdest keine eigenen Songs schreiben. Ich weiß, daß du komponierst.«
    Sie war verblüfft. »Woher willst du das wissen?«
    »Weil du eine Künstlerin bist. Wärst du beim Big Bang dabei gewesen, ich bin sicher, du hättest ein wundervolles Universum kreiert. Wahrscheinlich ein noch schöneres, als das, was wir haben.«
    Natürlich war das absoluter Blödsinn. Doch vielleicht berührte es sie gerade deswegen so sehr. Plötzlich wußte sie, welchen Song sie spielen würde. Sie hatte ihn erst am Morgen geschrieben, als sie tagträumend herumgesessen hatte. Sie wollte ihm eigentlich nur die Musik vorspielen, doch schon nach den ersten Akkorden begannen die Worte aus ihr herauszusprudeln.
     
    »There was a song in my room I wanted you to hear.
    It had colors and rhythms and a story most dear.
    But I kept it to myself out of sorrow and fear.
    That you would hear it too soon and neuer again come near.
     
    But you heard it anyway and it made you laugh.
    You saw me too soon and you eyes cut me in half.
    But I laugh, too, and I don't want it to end.
    This time together with the boy who gave me this painful yen.
     
    You think I am an interesting stranger.
    I have secrets you don't know that could be a danger.
    I have lies that would hurt me to share.
    But truths that could comfort me if you care.
     
    So why don't I stop now.
    Why don't 1 take my bow.
    1 can't say words in a song.
    Things that can't be found in time no matter how long.
    We sit together and talk of everything that might go wrong.
     
    But let's not talk, let's not say.
    We can't see where we are, we don't know the way.
    Let's just say we have today. We have today.
    And if that is enough to keep fate from asking us to pay.
    Then I will stay beside you untill the month of May.
    I will stay beside you any kind of way. Boy, this is all I want to say.
    Untill the month of May.«
     
    Als sie fertig war, starrte Bill sie wortlos an. Ihr Herzschlag hatte sich beruhigt. Er war zu einem warmen, goldfarbenen Glühen am Anbeginn einer neuen Schöpfung geworden. Bill lächelte und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wie heißt der Song?« fragte er.
    »The Month of May.«
    »Im Augenblick ist Dezember. Noch lange hin bis Mai.«
    »Ja, ich weiß«, entgegnete sie.
    Er stand auf, setzte sich neben sie und küßte sie lange und zärtlich auf den Mund. Stoff für hundert neue Songs, für tausend einsame Nächte. Es war das erste Mal, daß sie von einem Jungen geküßt wurde, und sie war froh, daß Bill es war. Er ließ sie los und schüttelte wieder den Kopf. »Das war wundervoll.«
    »Vielen Dank.«
    »Wann hast du es geschrieben?«
    Sie zögerte. »Heute morgen«, sagte sie dann.
    Er verstand. »Du bist wunderschön, Teresa.«
    »Meinst du das ernst?«
    Er nickte und küßte sie erneut. »Der Mai ist so weit weg, und du und ich, wir sind hier.«
    Er hielt sie die ganze Nacht in seinen Armen. Wohin hätte sie auch gehen können?
    Nirgendwo hin. Jeder andere Weg führte ins Nichts.
     
    »Er hat mich nur benutzt«, sagte Teresa zu Jack und Poppy, nachdem sie die Geschichte von ihrer ersten Verabredung mit Bill beendet hatte. »Er tat so, als würde ich ihm etwas bedeuten, doch es war alles bloß gelogen.«
    »Habt ihr es in der ersten Nacht
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