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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht
Autoren: Christopher Pike
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seinen Kopf durchs Fenster. »Kann ich die Tasche nach hinten legen?« fragte er.
    »Klar«, sagte Teresa und sah gleichzeitig in den Rückspiegel. Sie wollte keinen Auffahrunfall verursachen, derweil sie ihre gute Tat des Abends vollbrachte, doch glücklicherweise gab es kaum Verkehr. Bei dem Wetter blieben die Leute lieber zu Hause. »Du kannst die Tasche auch in den Kofferraum legen, wenn du willst«, sagte sie, während der Mann die linke hintere Tür öffnete.
    »Nein«, sagte er. Die Frau hatte den Wagen erreicht, und er wandte sich zu ihr um. »Willst du hinten sitzen, mit der Tasche?« fragte er.
    »Mir bleibt wohl keine andere Wahl, oder?« willigte sie ein.
    Er grinste. »Man hat immer eine Wahl.«
    Sie musterte Teresa durch das noch immer heruntergekurbelte Beifahrerfenster. »Ich werd hinten sitzen«, sagte sie tonlos.
    Die beiden stiegen ein. Der Mann kurbelte das Fenster hoch, während Teresa losfuhr und die Auffahrt zum Freeway nahm. Die Höchstgeschwindigkeit war achtzig Kilometer; sie fuhr immer zwanzig schneller und hatte noch nie einen Strafzettel bekommen. Sie blickte zu dem Mann hinüber. Er beobachtete sie.
    »Hi«, sagte sie. »Ich heiße Teresa.«
    Er streckte ihr die Hand entgegen. »Nett, dich kennenzulernen. Ich bin Freedom Jack.«
    Sie nahm seine Hand. Sie war so kalt und feucht wie die Nacht. »Ist das dein richtiger Name?« fragte sie.
    »Meine Mutter nennt mich so. Wenn du willst, kannst du mich Free nennen.« Er deutete über die Schulter nach hinten. Die Frau hatte sich direkt hinter sie gesetzt, wie Teresa mit leichtem Unbehagen registrierte. »Und das ist Poppy Corn.«
    »Wie bitte?« fragte Teresa ungläubig.
    »Poppy Corn«, wiederholte die Frau.
    »Echt? Du heißt Poppy Corn?«
    »Mein Vater nennt mich so«, sagte die Frau.
    »Aber nenn sie ruhig Poppy«, sagte Free vergnügt. »Du kannst sie nennen, wie du willst, ist Poppy egal. Ihr ist alles egal. Stimmt doch Poppy, oder?«
    »Schon möglich«, sagte Poppy. »Kann man hier rauchen?«
    »Yeah«, antwortete Teresa widerwillig. Sie haßte Zigarettenqualm. »Stört's dich, wenn ich das Fenster halb offenlasse?«
    »Ist doch dein Wagen, du kannst hier machen, was du willst«, sagte Free.
    »Mich stört die Kälte nicht«, sagte Poppy.
    »Mich stört aber der Rauch«, sagte Free.
    »Dein Problem.«
    »Nur jetzt ist es auch Teresas Problem«, sagte Free.
    »Ach, ist schon okay, wirklich«, sagte Teresa.
    Poppy zündete sich ihre Zigarette an und blies den Rauch gegen Teresas Hinterkopf. Dann drehte sie sich zur Seite und starrte aus dem Fenster. »Wohin fahren wir?« fragte sie.
    »Nach Norden«, sagte Free schnell. »Wo wir hinwollen.«
    »Und wo genau wollt ihr hin?« fragte Teresa. Sie überlegte, was für eine Beziehung die beiden zueinander hatten – scheinbar mochten sie sich nicht.
    »Wir haben einen Auftritt in der Bay Area«, sagte Free. »Morgen müssen wir da sein. Eigentlich wären wir jetzt schon da, wenn Poppy unseren Wagen nicht gegen einen Telefonmast gesetzt hätte. Stimmt doch, Poppy, oder?«
    Poppy zog an ihrer Zigarette. »Ich kann mich an keinen Telefonmast erinnern.«
    Free lachte. »Genau das ist es. Du hast das verdammte Ding nicht gesehen, bis es zu spät war.«
    »Was für ein Auftritt?« fragte Teresa.
    »Ich bin Zauberer. Wir sind im Club Bardos gebucht. Schon mal gehört?«
    »Kommt mir bekannt vor«, log Teresa. »Bist du auch Zauberin, Poppy?«
    Free lachte amüsiert. »Sie ist meine Assistentin. Ich zersäge sie, lasse sie in der Luft schweben. Morgen werde ich sie verschwinden lassen. Du solltest unsere Show sehen. Ich kann 'ne Freikarte besorgen.«
    »Hört sich lustig an«, sagte Teresa. Vielleicht war San Francisco erstmal weit genug im Norden, um Bill glauben zu machen, sie sei vom Angesicht der Erde verschwunden. Es hatte durchaus Vorteile, im Land zu bleiben.
    »Wenn's geht, wollen wir vorher unsere Eltern besuchen«, sagte Free. »Ich meine Mutter und Poppy ihren Vater – obwohl der sowieso bloß Scheiße labert.«
    »Wo wohnt dein Vater, Poppy?« fragte Teresa.
    »Auf der anderen Seite der Redwoods«, antwortete Poppy.
    Teresa nahm an, Poppy meinte gleich nördlich von Big Sur.
    »Was macht er?« fragte sie weiter.
    Poppy räusperte sich. »Er ist Priester.«
    »Oh«, murmelte Teresa. Diese Poppy war irgendwie komisch.
    »Hey, soll ich dir was vorzaubern?« schlug Free vor.
    »Jetzt? Während ich fahre?«
    »Klar. Man kann sich auch beim Autofahren verzaubern lassen, kein
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