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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht
Autoren: Christopher Pike
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und Frees weitere Einkäufe: eine Schachtel Schoko-Doughnuts, zwei Liter Milch und eine Tüte Kartoffelchips.
    »Wieviel macht das?« fragte Free.
    »Das Bier kriegen Sie nicht.« Der Verkäufer blieb hart.
    Free war verärgert. »Ich hab' meine Papiere verloren, na schön. Bin ich deswegen ein Verbrecher oder was? Sehen Sie mich an. Sehe ich minderjährig aus? Bongen Sie das Bier ein, machen Sie schon. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
    »Nicht ohne Ausweis«, wiederholte der Mann.
    »Ich kann Ihnen nicht zeigen, was ich nicht besitze«, fauchte Free wutentbrannt.
    »Free«, sagte Teresa besänftigend, »das ist den ganzen Ärger nicht wert.«
    Free sah zu ihr herüber und lächelte. Jegliche Anspannung schien plötzlich von ihm abzufallen, woraufhin sich auch Teresa entspannte.
    »Du hast recht, Babe«, sagte er. »Wir sollten beim Fahren nicht trinken.« Er wandte sich an den Verkäufer. »Also machen Sie, was Sie wollen, Mann.«
    Wenige Augenblicke später verließen sie den Laden ohne das Bier. Zurück im Wagen gaben sie Poppy die Zigaretten. Sie nahm sie mit einem leisen »Danke« entgegen. Als Teresa den Wagenschlüssel umdrehte und den Motor startete, beugte sich Free zur Fahrerseite hinüber und sah auf die Tankanzeige.
    »Wir sollten tanken«, sagte er.
    »Der Tank ist doch noch dreiviertelvoll«, entgegnete Teresa.
    »Schon, aber wir können ihn ja auffüllen«, sagte Free und stieg wieder aus. »Fahr zu den Zapfsäulen. Du kannst sitzen bleiben, ich mach' das schon.«
    Teresa tat wie geheißen. Free verschwand noch einmal im Laden, während Poppy sich die nächste Zigarette anzündete. Teresa verstellte den Rückspiegel, damit sie Poppy besser im Blick hatte. Poppy hatte kein Problem mit einer zu großen Nase. Sie war wunderschön, hatte große graue Augen und zarte, milchfarbene Haut. Sie war extrem blaß, doch das verlieh ihr etwas Ungewöhnliches, etwas Ätherisches. Mit ihrer schwarzen Mähne und ihrem schwarzen Ledermantel wirkte sie beinahe wie ein Vampir auf einem Maskenball. Sie schien erschöpft zu sein. Während sie mit zurückgelehntem Kopf dasaß, beobachtete Teresa die rote Zigarettenglut, die genau zwischen Poppys dunklen Augen zu schweben schien.
    »Bist du zufrieden?« fragte Poppy.
    »Ich versteh' nicht ganz«, sagte Teresa.
    »Du musterst mich so. Nichts dagegen einzuwenden, du nimmst uns ja schließlich mit. Gefällt dir, was du siehst?«
    »Du bist eine schöne Frau, Poppy.«
    »Du auch, Teresa.«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich bin bloß okay.«
    »Warum sagst du das?« fragte Poppy.
    »Weil es so ist.«
    »Du sagst das also nicht, damit ich widerspreche und dir erzähle, wie toll du aussiehst?«
    »Nein, wie kommst du darauf?«
    »Weil ich Hobbypsychologin bin. Stört dich der Qualm?«
    »Nein, hab' ich doch schon gesagt.«
    »Ich wünschte, ich könnte mit dem Rauchen aufhören.«
    »Warum tust du es dann nicht?« fragte Teresa.
    »Dafür ist es zu spät.«
    »Wohnt dein Vater in der Nähe von Big Sur?«
    »Yeah«, sagte Poppy. »Er wohnt in einer großen alten Kirche.«
    »Du hast nur so dahingesagt, er sei Priester, oder?«
    »Nein.«
    »Willst du ihn wirklich besuchen?« fragte Teresa. »Ich frag' bloß, weil wir dann auf jeden Fall die Küstenstraße nehmen müssen, was mit Sicherheit länger dauern wird. Mir ist es egal. Ich wollte sowieso da lang.«
    »Willst du ihn kennenlernen?« fragte Poppy.
    Teresa kicherte. »Wieso sollte ich?«
    »Er könnte dir die Beichte abnehmen.«
    Teresa fröstelte, obwohl ihr noch immer heiß war. Ihre Bluse war schweißnaß. »Ich habe nichts zu beichten«, sagte sie.
    Poppy schloß ihre Augen. »Wir haben alle etwas zu beichten.« Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette und mußte husten. »Verdammte Scheiße.«
    Einen Augenblick später kam Free zurück. Zu Teresas Überraschung hatte er die beiden Sechserpacks dabei. Er stellte sie vor sich auf dem Wagenboden ab und meinte, seinen Ausweis doch noch gefunden zu haben. Dann fuhren sie auf den Freeway zurück. Nach Norden, ohne ein bestimmtes Ziel.
     

2. Kapitel
     
     
    Etwa anderthalb Stunden später, hinter Ventura, erreichten sie die Küste. Free hatte bislang vier Bier getrunken, Poppy zwei, Teresa eins. Als sie Santa Barbara hinter sich gelassen hatten, den Pazifik zur Linken, waren die Milch und die letzten Doughnuts alle. Endlich roch die Luft frisch und salzig. Free verblüffte Teresa mit immer neuen Kartentricks und war die ganze Zeit bester Laune. Er führte einen Trick vor,
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