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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge
Autoren: Dinah McCall
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dem Raum hing der Geruch nach Krankheit und Tod. Macie ließ ihren Blick erst über die Decke schweifen und dann über die Vorhänge, weil sie es einfach nicht über sich brachte, den Mann im Bett anzuschauen.
    Als sie es schließlich tat, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Seine Gesichtszüge waren auf der einen Seite grausam verzerrt und auf der anderen völlig schlaff. Seine Augen, die früher dunkel und intensiv geleuchtet hatten, wirkten tot und fixierten einen Punkt über dem Fernseher an der Wand. Sie musste sich zwingen, näher an das Bett heranzutreten.
    „Dad?“ Sie berührte seinen Arm. Er bewegte sich nicht und blinzelte auch nicht. „Dad, ich bin’s, Macie.“ Das einzige Geräusch im Raum war das monotone Piepsen des Monitors.
    Macie traten Tränen in die Augen. Sie beugte sich vor. „Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass Jonah Evan gefunden hat. Er lebt und ist in Sicherheit. Wir haben ihn hier in dieses Krankenhaus gebracht. Er ist nur leicht verletzt, nichts Schlimmes. Sobald es ihm besser geht, kommt er dich besuchen, okay?“
    Nichts deutete darauf hin, dass Declyn die Information aufgenommen hatte.
    „Oh, Daddy“, sagte Macie. Dann legte sie sanft ihren Kopf an seine Brust und malte sich aus, dass er seine Arme um sie legte, so wie er es – wenn auch nur höchst selten – gemacht hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.
    „Es tut mir Leid“, sagte sie weich. „Aber es hätte nicht so kommen müssen.“
    Macie war bei Evan, als Jonah ankam. Sie sah ihm auf den ersten Blick an, dass etwas passiert war. Sie legte einen Finger auf ihre Lippen, um ihm zu bedeuten, dass der Junge schlief, dann ging sie mit ihm hinaus auf den Flur.
    „Erzähl es mir“, forderte sie ihn auf.
    „Was?“
    „Jonah, eine Frau weiß, wenn mit den Menschen, die sie liebt, etwas nicht stimmt.“ Zärtlich berührte sie seine Wange. „Und ich liebe dich so sehr … also rede.“
    Es schmerzte ihn, die Worte auszusprechen, aber er hatte keine andere Wahl. „Carl ist tot.“
    Macie holte erschrocken Luft. „Was? Oh, mein Gott … mein Liebling, es tut mir so Leid. Was ist passiert?“
    „Hat Evan es dir nicht erzählt?“
    „Was?“ fragte Macie.
    Jonah nahm ihre Hand und ging mit ihr in das leere Wartezimmer am Ende des Flurs. Nachdem sie sich beide gesetzt hatten, zog er sie an sich.
    „Jonah, du machst mir Angst“, sagte Macie. „Bitte, sprich.“
    „Carl war der Verräter. Er hat jahrelang ein doppeltes Spiel gespielt und sich nebenbei ordentlich Geld als Profikiller verdient. Er hatte enge Beziehungen zu Calderone und hat Probleme mit ihm bekommen, weil er ihn vor der Razzia nicht rechtzeitig gewarnt hat. Er hat mich verraten, um seine eigene Haut zu retten. Das heißt, er hat Calderone von Evan erzählt, um von sich selbst abzulenken. Er wusste schon seit Jahren von ihm.“
    Macie schnappte nach Luft. „Nein. Oh nein. Das kann ich nicht glauben! Er wirkte so aufrichtig … er ist doch sogar extra noch ins CIA-Hauptquartier gefahren, um den zweiten Computer zu holen. Wir waren Stunden in der Luft, um dich zu suchen.“
    „Er wusste ganz genau, wo ich war. Ich bin bereit, jede Wette einzugehen, dass er nicht mal die entsprechende Software geladen hatte. Andernfalls hätte mich der Computer überall an der Küste von La Jolla orten müssen.“
    „Oh Gott, wie schrecklich.“ Dann fiel ihr ein, dass er gesagt hatte, Carl sei tot. „Und du sagst, Carl ist tot? Wie ist das passiert?“
    „Er hat sich umgebracht“, sagte Jonah und stand abrupt auf. „Ich möchte jetzt zu Evan. Was hat der Arzt zu seinen Händen gesagt?“
    Macie erhob sich ebenfalls, aber sie wollte nicht, dass er ging. Noch nicht. „Jonah?“
    Er war schon fast bei der Tür.
    „Es tut mir Leid, dass du das durchmachen musstest, aber im Moment bin ich so stolz auf dich, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll.“
    Jonah konnte nicht verbergen, wie schockiert er war. „Stolz? Ich hätte ihn zurückhalten sollen. Ich wusste, dass er sich umbringen würde, und habe ihn nicht zurückgehalten.“ Er schluckte schwer.
    „Für mich stellt es sich so dar, dass du deinen Sohn und dich selbst gerettet hast.“ Einladend öffnete sie die Arme.
    Er ging zu ihr, und als sie ihre Arme um ihn legte, wusste er, dass er endlich zu Hause war.
    Macie küsste ihn kurz, aber sie ließ ihn nicht im Unklaren darüber, dass sie gern weitergemacht hätte. „So, und jetzt lass uns zu deinem Sohn gehen. Er hat vorhin schon dauernd nach dir
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