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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge
Autoren: Dinah McCall
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würde ich in Gegenwart Ihrer Frau niemals aussprechen, das wissen Sie genauso gut wie ich.“
    „Das heißt aber noch lange nicht, dass Sie es nicht gedacht haben, oder?“
    Ruger lachte leise auf. „Na ja, sie kann aber auch wirklich ganz schön penetrant sein.“
    Macie, die in der Nähe stand und gehört hatte, was Jonah gesagt hatte, drehte sich mit einem überraschten Ausdruck auf dem Gesicht um. Jonah blies ihr einen Kuss zu.
    „Wer ist das denn?“ fragte sie.
    „Meine Frau will wissen, wer dran ist“, sagte Jonah.
    Ruger seufzte. „Haben Sie vor, mir einen Korb zu geben, wenn sie darauf besteht?“
    Jonah lächelte Macie verschmitzt an, dann zwinkerte er ihr zu. „Himmel, nein, Geschäft ist Geschäft. Sie brauchen nur ein Wort zu sagen, und ich gehöre Ihnen, so lange Sie wollen.“
    Macie runzelte die Stirn. Das klang nicht gut. Sie hatte Jonah nicht gebeten, den Dienst bei der Firma zu quittieren, aber sie war überglücklich gewesen, als er es getan hatte. Jetzt, mit dem Baby, das bald kommen würde, und Declyn, der in einem Pflegeheim in der Nähe untergebracht war, hatte sie alle Hände voll zu tun. Und erst kürzlich hatte sie ihrer Assistentin mehr Verantwortung übertragen und ihr eine Gehaltserhöhung gegeben. Jetzt blieben sie über Internet und Telefon in Verbindung. Wenn Jonah in den aktiven Dienst zurückkehrte, würde das Leben, das sie im Moment führten, nicht nur schwieriger, sondern unmöglich werden.
    „Was halten Sie davon, wenn ich nächste Woche von Montag bis Freitag komme?“ fragte Ruger.
    „Ich muss erst in meinen Terminkalender schauen, aber ich denke, das geht klar“, gab Jonah zurück.
    Er beeilte sich, mit dem Hörer am Ohr ins Haus an seinen Schreibtisch zu kommen, um einen Blick in das Buch mit den Vorbestellungen zu werfen, dann trug er den Termin ein.
    „Ja, geht in Ordnung“, sagte er. „Die nächste Charterfahrt ist erst eine Woche später gebucht.“
    „Prima. Bis dann also“, meinte Ruger.
    „He, Moment mal“, sagte Jonah. „Brauchen Sie denn keine Wegbeschreibung?“
    Ruger lachte. „Ich bin doch ein Fed, oder? Ich finde Sie überall, egal, wo Sie sind.“
    „Ja, richtig“, erwiderte Jonah, dann legte er auf.
    „Jonah?“ Macie war hereingekommen.
    „Ja?“
    „Wer war das?“
    „Ruger. Er hat für nächste Woche eine Charterfahrt gebucht.“ Dann fuhr er sich mit gespielter Frustration durchs Haar. „Gott, nach fünf Tagen mit diesem Mann kannst du mich wahrscheinlich in die Klapsmühle einliefern lassen.“
    „Gott sei Dank“, sagte sie. „Ich dachte schon, es sei jemand von der Firma.“
    Jonahs Lächeln verblasste ein wenig. „Oh Baby … komm her.“
    Macie, die seiner Umarmung nie überdrüssig wurde, ging zu ihm und schmiegte sich in seine Arme.
    „Mit diesem Leben bin ich fertig“, sagte Jonah. „Der Tag, an dem ich Evan retten konnte, war das Ende meines alten Lebens und der Beginn eines neuen. Eines besseren, okay?“
    „Okay.“
    „Deshalb darfst du nie denken – noch nicht mal für eine Sekunde –, dass ich dieses Leben vermissen und womöglich wieder zurückgehen könnte. Schon bevor ich von Evan wusste … bevor ich dich wiedergefunden hatte …“
    „He, Moment mal“, fiel Macie ihm ins Wort. „Ich habe dich gefunden.“
    Er lachte. „Ja, richtig. Schon bevor du mich wiedergefunden hattest, war mir klar geworden, dass es Zeit wird aufzuhören.“
    „Wirklich?“
    „Ja, wirklich.“
    „Dann ist das, was wir jetzt machen, also eine gute Sache, stimmt’s?“
    Jonah wusste, was sie meinte. Sie hatten das gesamte Blain’sche Vermögen in einen Treuhandfonds für Evan umgewandelt. Declyn Blaine hatte für seine Lüge schwer bezahlen müssen. Erst hatte er seine Kinder verloren und dann auch noch seinen Verstand. Dass sein Herz immer noch schlug, konnte man fast als eine bittere Ironie des Schicksals betrachten. Er lebte zwar, war aber unfähig, jenseits seines Zimmers im Pflegeheim zu existieren. Seine Nahrung wurde ihm durch einen Schlauch zugeführt. Wenn ihm der Speichel aus dem Mund lief, blieb er an seinem Kinn hängen, bis jemand kam, um ihn abzuwischen. Es gab keine Demütigung, die ihm noch nicht widerfahren wäre. Sein einziges Glück war, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach von all dem nichts wusste.
    Jonah lächelte und fuhr Macie zärtlich mit der Hand übers Haar, dann über die Wange. „Ja, wenn es dich glücklich macht, ist es eine gute Sache.“
    „Aber ich will, dass du auch glücklich bist“,
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