Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
seinem Bruder Lino und einem anschließenden kurzen Gespräch. John Fontanelli begab sich etwa um zwei Uhr für die Hauptprobe in den Sitzungssaal, während Lino Fontanelli wieder seinen Platz im Eingangsbereich einnahm. Die Hauptprobe dauerte anderthalb Stunden und war um halb vier Uhr beendet.
    Einer der Leibwächter Mister Fontanellis, Marco Benetti, geboren 1971 in Rom, verheiratet, wohnhaft in London, gab zu Protokoll, dass er kurz vor drei Uhr von einem UN-Sicherheitsmann, George Brown, geboren 1976 in Alliance, Ohio, angesprochen wurde, ob er etwas davon wisse, dass Mister Fontanelli Besuch erwarte. Er erwiderte, ihm sei nichts dergleichen bekannt, begleitete Brown aber, als ihn dieser darum bat, nicht jedoch ohne seinen Kollegen Chris O’Hanlon darüber in Kenntnis zu setzen. Beide waren mit Mobiltelefonen ausgerüstet und vereinbarten, dass O’Hanlon Benetti unverzüglich informieren würde, falls die Hauptprobe enden sollte.
    Es stellte sich heraus, dass Wachleute des Arealschutzes eine Person beim Versuch, das abgesperrte UN-Gelände zu betreten, aufgegriffen hatten. Bei dieser Person handelte es sich, wie Benetti bei seinem Eintreffen feststellte, um Marvin Copeland, der Benetti persönlich bekannt war. Copeland behauptete, mit John Fontanelli telefoniert zu haben, und gab an, dieser habe ihm um ein Treffen nach Ende der Hauptprobe gebeten. Auf Benettis geäußerte Skepsis hin wies Copeland einen Zettel mit einer Telefonnummer vor, die Benetti als die Mobilfunknummer von Mister Fontanellis Gerät erkannte. Daraufhin ging Benetti davon aus, dass das angegebene Telefonat tatsächlich stattgefunden hatte, und bot Copeland an, ihn ins Gebäude zu bringen. Obwohl er davon ausging, dass die UN-Sicherheitskräfte Copeland bereits untersucht hatten, überprüfte er diesen noch einmal persönlich. Es entspann sich ein Gespräch darüber, in dessen Verlauf Copeland Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen äußerte.
    Sie trafen kurz nach drei Uhr am Haupteingang ein. Im Vorraum hatten bereits die Vorbereitungsarbeiten für die abendliche Fernsehübertragung begonnen, woraufhin Copeland vorschlug, draußen zu warten. Benetti willigte ein. Sie hatten unterwegs ihr Gespräch fortgesetzt. Copeland habe ihm, laut Aussage Benettis, erzählt, er sei schon vor über einem halben Jahr nach New York zurückgekehrt, habe sich von den Tantiemen seiner ersten CD eine kleine Wohnung in Greenwich Village gekauft und arbeite seither an seiner zweiten Platte, für die er allerdings noch keine Plattenfirma habe. Benetti vermutete zu diesem Zeitpunkt, dass Copeland Fontanelli vor allem in der Hoffnung treffen wollte, dass ihm dieser zu einem Plattenvertrag verhelfen werde, wie er es schon einmal getan hatte.
    Kurz vor halb vier erhielt Benetti einen Anruf O’Hanlons, dass die Hauptprobe zu Ende gehe. Copeland wurde aufgeregt und bat Benetti, ihm rasch zu sagen, wo es zu den Toiletten gehe, was dieser tat.
    Bei der Rückkehr Copelands war Fontanelli bereits aus dem Saal gekommen und befand sich in der Vorhalle. Copeland und Benetti begaben sich in Eile zu ihm, wobei sie, kurz bevor sie Mister Fontanelli erreichten, auf zwei verschiedenen Wegen um ein Hindernis – einen Büffettisch, auf dem von zwei Floristen soeben der Blumenschmuck arrangiert wurde – herumgingen, sodass sich Copeland in Fontanellis Rücken befand. In demselben Moment, als Benetti diesen auf die Anwesenheit seines Freundes aufmerksam machte, zog Copeland völlig überraschend eine Waffe, eine 9mm Sig-Sauer Automatik, und feuerte rasch mehrmals auf Fontanelli.
    Es ist davon auszugehen, dass Copeland die Waffe im Lauf der Woche während einer der üblichen Führungen für Besucher auf der Toilette versteckt hat. Es gelang ihm, sie so ausgeklügelt zu verbergen (an einem geschwärzten Faden in einen abwärts führenden Lüftungsschacht gehängt), dass das Versteck nicht nur den vorher durchgeführten Kontrollen entging, sondern selbst nach dem Attentat fast nicht entdeckt worden wäre.
    Insgesamt feuerte Copeland fünf Schüsse ab, von denen vier trafen, zwei in den Bauch, einer in die rechte obere Lunge und einer als Streifschuss am Hals. Dann traf ihn der erste von mehreren Schüssen, die Lino Fontanelli unter Inkaufnahme erheblicher Gefährdung der Anwesenden aus siebzig Fuß Entfernung auf ihn abgab, in den Kopf und tötete ihn auf der Stelle. Zeugen berichten übereinstimmend, dass Lino Fontanelli ununterbrochen geschrien habe, bis man ihn seinerseits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher