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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar
Autoren: Andreas Eschbach
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die erste angerufene Nummer die der Londoner Residenz von John Fontanelli, die zweite die von Fontanellis persönlichem Mobiltelefon. Am Abend des 13. Juni erhielt er Besuch von einem Mann in einem schwarzen Sportwagen, vermutlich einer Corvette, der etwa drei Stunden bei Copeland blieb. Copeland verließ das Motel am darauf folgenden Morgen.
    Seine weitere Route kann nicht mit letzter Sicherheit rekonstruiert werden. Es gibt Hinweise, dass er in dem in der Nähe des Lac St. Jean gelegenen Ort La Dore eine auffallend große Menge Obst kaufte, vorwiegend Melonen. Zeugen wollen am Lac Le Barrois, einem kleinen See abseits des Highway 167, einen Mann beobachtet haben, der Schießübungen machte. An besagter Stelle fanden Spaziergänger später zerstückelte Überreste von Obst, die ohne weiteres von Versuchsschüssen stammen konnten.
    Nach Angaben von Bekannten Copelands hatte dieser niemals zuvor eine Waffe besessen oder abgefeuert, er hatte auch keinerlei militärische Ausbildung.
    Unklar ist auch, wo Copeland die Grenze überquert hat. Ein Grenzbeamter glaubt sich an einen verstört wirkenden jungen Mann in einem grauen Mitsubishi zu erinnern, auf den die Beschreibung Copelands passen würde; er durchsuchte ihn auf Drogen, fand aber nichts, insbesondere keine Waffe.
    Fest steht, dass Copeland am Morgen des 22. Juni 1998 in New York eintraf, da sein Auto gegen halb neun Uhr morgens von dem Streifenpolizisten Warren Martin im Halteverbot entdeckt und als gestohlen identifiziert wurde. Copeland kehrte jedoch nicht zu seinem Fahrzeug zurück. Es konnte auch nicht festgestellt werden, wo er die Woche in New York verbracht hat. Niemand aus seinem Bekanntenkreis will ihn beherbergt haben; allerdings wurde verschiedentlich vermutet, er werde sich höchstwahrscheinlich bei einer früheren Geliebten aufgehalten haben.
    Dass am Samstag im Gebäude der Vereinten Nationen die Global Plebiscite Opening Ceremony, die offizielle Eröffnung der Wahlperiode für die Wahl des World Speaker , stattfinden sollte, war durch die Medien allgemein bekannt. Dass und für wann die Hauptprobe geplant war, ließ sich ebenfalls auf vielerlei Weise in Erfahrung bringen, etwa durch einen einfachen Anruf in der Hausverwaltung. Das gesamte UN-Gelände war an diesem Tag für den Besucherverkehr gesperrt. Aus diesem Grund wurden die ansonsten üblichen Sicherheitskontrollen (Metalldetektoren, Durchleuchtung von Gepäck) nicht durchgeführt, jedoch waren zusätzlich zu den UN-eigenen Kräften mehrere Leibwächter von Mister Fontanelli anwesend, sodass von ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen ausgegangen werden konnte.
    Besonderer Erwähnung bedürfen die erstaunlichen Umstände, die zur Anwesenheit von Lino Fontanelli, des älteren Bruders von John Fontanelli, unter den Sicherheitskräften an diesem Tag führten. Lino Fontanelli, ehemaliger Kampfflieger der US Air Force, war im Mai 1995 in Zusammenhang mit der so genannten »Bleeker-Affäre« bekannt geworden, wegen psychischen Problemen und mehrfacher Trunkenheit degradiert und zuletzt der Stützpunktsicherung des Stützpunkts Shaktoolik am Norton Sound, Alaska, zugeteilt worden. Von dort wurde er am 20. Juni durch einen telefonisch erteilten Befehl nach New York beordert und den UN-Sicherungskräften unterstellt.
    Es ist unklar, wie dies zustande kam. Der Kommandierende des Stützpunkts, Major Norman Reed, ist bereit zu beeiden, die Stimme seines ihm persönlich bekannten Vorgesetzten, Oberst James D. Buchanan, erkannt zu haben. Dieser wiederum bestreitet jede Kenntnis von diesem Vorgang. Es sollte eine Bestätigung per Fax erfolgen, die Übertragung des Faksimiles brach aber – was laut Major Reed eher die Regel als die Ausnahme war – ab, ehe die Unterschrift von Oberst Buchanan zum Vorschein kam. Da Major Reed nach eigenen Angaben nicht unglücklich war, den Problemfall Fontanelli loszuwerden, genügte ihm das als Grundlage, diesen nach New York zu beordern.
    Lino Fontanelli war am 27. Juni 1998 dem Gebäudeschutz im Eingangsbereich der General Assembly Hall zugeteilt, seine vorgesehene Dienstzeit begann um ein Uhr nachmittags und sollte um elf Uhr abends enden, mit einer Pause zwischen fünf und halb sieben Uhr. Er war bewaffnet mit einem langläufigen Smith-&-Wesson .41er Magnum-Revolver.
    John Fontanelli traf etwa zehn Minuten vor zwei Uhr vor der General Assembly Hall ein. Nach dem Aussteigen aus seinem Wagen, einem gepanzerten Lincoln, kam es zu einer für ihn unerwarteten Begegnung mit
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