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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar
Autoren: Andreas Eschbach
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ein neues Testament aufzusetzen«, gestand John beschämt. »Nicht einmal daran habe ich gedacht.« Er wandte den Blick ab, zur Zimmerdecke, deren dunkles Muster anfing zu zerfließen. »Ich war der Falsche, nicht wahr?«
    Der Padrone trat dicht an das Bett und sah auf ihn hinab. »Alles, was McCaine hat, ist ein Stück Papier. Was ist das schon?«
    »Ein gültiges Testament«, sagte John voller Verzweiflung.
    »Aber nein. Gültig ist nur das, was die Menschen als gültig anerkennen.« Der Padrone legte ihm die Hand auf die Stirn, kühl und beruhigend. »Hast du vergessen, dass die Wahlperiode begonnen hat? Die erste weltweite Abstimmung, die jemals stattgefunden hat? Du hast die Menschen aufgefordert, sich zu entscheiden. Und jetzt, nach dem Attentat auf dich, wissen sie: Wenn sie sich dafür entscheiden, alles beim Alten zu belassen, entscheiden sie sich für McCaine. Dann wird McCaine das Vermögen erben und eines Tages der Herrscher der Welt sein. Aber so muss es nicht kommen. Es wird ein Votum geben. Eine Stimme, weiter nichts – klein, leise, scheinbar unbedeutend – und doch mächtiger als alle Waffen der Welt, denn es wird die Stimme aller Menschen sein. Sie können sich dafür entscheiden, die Dinge zu verändern. Ein erster Schritt nur, aber alles beginnt so.« Er sah ihn an, ein gütiges Gesicht, durchscheinend beinahe. »Und du hast das ermöglicht. Du hast die Tür in die Zukunft geöffnet. Es ist an den anderen, hindurchzuschreiten oder sich abzuwenden; das ist nicht mehr deine Verantwortung. Aber jetzt, in diesem Moment, in diesen Tagen, haben die Menschen eine Zukunft. Und du hast sie ihnen gegeben.«
    John sah ihn an, fühlte Tränen in die Augen steigen. »Ist das wahr?«
    »Du weißt, dass es so ist.«
    Ja. Er wusste es. Aber es war beunruhigend, trotz allem.
    »Und ich? Was geschieht jetzt mit mir?«
    Der Padrone streckte ihm die Hand hin. »Komm.«
    John zögerte. »Aber wenn es doch ein Fehler war? Wenn ich es anders hätte machen müssen? Vielleicht, wenn ich es versucht hätte… wenigstens versucht, das Steuersystem zu ändern …? Es gibt so vieles, was ich nicht einmal versucht habe…«
    Die Stille schien ewig zu dauern. Doch je länger sie dauerte, desto mehr von seiner Verzweiflung saugte sie in sich auf wie Löschpapier verschüttete Tinte. Seine Tränen versiegten. Er wurde ruhig.
    »Sag mir eins«, forderte der Padrone ihn auf. »Hast du getan, was du konntest?«
    »Ich weiß nicht. Ich –«
    »Nicht was irgendjemand gekonnt hätte. Was du konntest.«
    John dachte nach, überdachte sein Leben, die vielen Wendungen, die es genommen hatte. »Ja«, sagte er. »Ich hab’s nicht immer gut gemacht, aber immer so gut, wie ich konnte.«
    Der Padrone nickte sachte. »Mehr«, sagte er ruhig, »wird nicht verlangt.«
    John setzte sich auf, ließ sich von ihm aus dem Bett auf die Beine helfen. Der Boden war glatt und kalt unter seinen nackten Füßen, aber da waren keine Schuhe oder Slipper, nichts.
    »Komm«, sagte der Padrone .
    John sah umher, sah den Kranken in dem Bett hinter sich, der schlimm aussah mit all den Schläuchen und Kabeln und Leitungen am Körper, all den Geräten und blinkenden Lämpchen über sich, und ihm war irgendwie nicht wohl dabei, das alles zurückzulassen.
    Aber der Padrone stand schon an der Tür und winkte ihn her. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, John. Du hast deine Aufgabe erfüllt.«
    Plötzlich ging es ihm unglaublich auf den Geist, dieses ewige Rätselraten um den Sinn des Lebens und die Aufgabe, die man angeblich darin hatte. »Wissen Sie was, Padrone ?«, sagte er. »Das ist mir inzwischen so was von egal.«
    Da endlich öffneten sich die zwei Türflügel vor ihnen, und sie traten hinaus in einen von geradezu überirdischem Licht erfüllten Raum.

Danksagungen und Anmerkungen
    Vor allen anderen will ich meiner Frau Marianne danken, die mir immer wieder Mut gemacht hat und mir half, die Begeisterung für dieses Thema aufrecht zu erhalten. Ohne sie wäre dieses Buch nicht entstanden.
     
    Dann habe ich vielen Menschen zu danken, die mich bei meinen Recherchen unterstützt haben – ich hoffe, ich vergesse jetzt niemanden.
    Zu Dank verpflichtet bin ich Timothy Stahl für zahlreiche Auskünfte über Alltag und rechtliche Bestimmungen in den USA, Robin Benatti und Nirbija Fuchs für entsprechende Auskünfte über Italien. Thomas Braatz, Manfred Orlowski und Dirk Berger aus Leipzig erzählten mir ausführlich alles, was ich über das Leben in der DDR,
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