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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tor und stellte beruhigt fest, daß die Nachbarn nichts sehen konnten.
    Als die Straße frei war, winkte er, und der Krankenwagen verließ in schneller Fahrt das Barrenbergsche Grundstück.
    Vier Tage später erhielt Eduard Barrenberg in seinem Büro einen Privatbrief. Er kam ohne Absender, aber der leichte Parfümgeruch, der aus dem Kuvert strömte, machte ihn auch überflüssig.
    Bettina Ahrendsen schrieb:
    Dieser Brief erreicht dich, wenn ich schon in Kanada bin. Ich habe durch Zufall und von heute auf morgen ein Angebot bekommen und habe zugesagt.
    Du hast George erschossen – ich weiß es. Du hast es für mich getan, auch das weiß ich. Aber ich weiß auch, daß es jetzt unmöglich geworden ist, daß wir zusammen leben können, so wie bisher oder gar als Ehepaar, falls du dich scheiden ließest. Der Tote wäre nie zu vergessen. Es ist nicht möglich, Voice, gemeinsam ein neues Leben zu beginnen; der Tote stünde immer zwischen uns.
    Du hast es gut gemeint, ich liebe dich noch immer. Du hast uns mit dem Mord befreien wollen – aber Mord bleibt Mord, und ich würde immer mit Schaudern deine Hand anblicken, die getötet hat. Wer kann das aushalten?
    Verzeih mir, mein Liebster. Suche mich nicht! Kanada ist groß, und keiner weiß, wohin ich dort gehe. Auch Bieringer nicht. Ich will leben und vergessen. An deiner Seite wäre das unmöglich gewesen.
    Ich küsse dich zum letzten Mal. Betty.
    PS.: Verbrenne den Brief sofort!
    Barrenberg sah aus dem Fenster, verzog sein Gesicht, und plötzlich lachte er, glucksend saß er in seinem Sessel, sein Bauch hüpfte auf und ab.
    »Du hast George erschossen … du hast es für mich getan.« Barrenberg, der Mörder aus Liebe! Barrenberg, der sich selbst aus den Armen seiner Geliebten geschossen hat. Oder: Barrenberg, das zweite Opfer des unbekannten Täters. Man konnte es sehen, wie man wollte, – es blieb eine schauerliche Komödie.
    Mit seinem Feuerzeug zündete er den Brief an, wartete, bis er im Aschenbecher völlig verbrannt war, zerrieb die Asche zwischen den Händen und ließ sie aus dem Fenster wehen. Kanada … Das ist weit weg. Da kann man ihr nicht mehr nachlaufen.
    Und plötzlich war er froh darüber und fühlte sich befreit und beschloß, Maria am Abend einen großen Blumenstrauß mitzubringen.

Im folgenden Sommer fuhren die Barrenbergs in Urlaub. Nach Teneriffa. Eduard Barrenberg und seine Frau Maria. Sie sah um Jahre jünger aus, trug eine andere Frisur und aufregende Kleider.
    Mit ihnen reisten Monika Barrenberg und ihr Verlobter, der Chemiker Holger Mahlert.
    Monika hatte einen übermenschlich schweren Kampf mit sich selber führen müssen. Die Entziehungskur hatte Monate gedauert, es hatte Rückfälle, Kreislaufversagen, auch einen verzweifelten Ausbruchsversuch gegeben. Aber immer wenn sie nahe vor dem Absturz gewesen war, hatte Holgers Liebe sie aufgefangen. Und endlich hatte ihr Lebenswille gesiegt.
    Nun wohnten sie mit Monikas Eltern in einem der besten Hotels der Insel. Sie bezogen eine Suite mit Namen ›Lanzarote‹: ein schönes Paar, ein glückliches Paar, strahlend vor Jugend und Gesundheit. Die Hoteldirektorin begrüßte sie persönlich. In der deutschsprachigen ›Teneriffa-Woche‹ stand die Notiz: »Der bekannte Architekt Eduard Barrenberg verbrachte mit seiner Familie drei unbeschwerte schöne Wochen im Hotel ›San Felipe‹.« Eine berühmte Malerin, die auf Teneriffa lebte, porträtierte Eduard Barrenberg in seiner charakteristischen Haltung: das Kinn angezogen, den Blick markig nach vorn gerichtet.
    Es war wirklich eine angesehene Familie.
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