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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hauses Personen oder Autos beobachtet …
    Monika schlief noch, als Eduard Barrenberg aus der Morgenzeitung vorlas. Dr. Köschinger, Barrenbergs Hausarzt, hatte Monika am Abend eine Injektion gegeben, die sie in eine Art Dauerschlaf versetzte und den Drang des Körpers nach einer neuen Dosis Heroin dämpfte. Jetzt wartete man auf einen Bescheid, wohin man Monika zur Entziehung einliefern konnte. Holger Mahlert war sofort gekommen, als Barrenberg ihn verständigte, aber da hatte Monika schon geschlafen.
    »Ich werde sofort alles mobilisieren«, sagte Mahlert. Er saß am Bett, streichelte Monikas bleiches Gesicht und gab vor allem Maria einen großen seelischen Halt. »Ich werde mitfahren. Ich werde ein paar Tage bei ihr in der Klinik bleiben, vor allem die ersten schrecklichen Tage. Ich lasse sie nicht allein. Nie mehr.«
    »Und Sie haben wirklich Hoffnung, daß sie noch zu heilen ist?!« fragte Barrenberg stockend.
    »Wir alle müssen mithelfen«, sagte Mahlert. »Wenn ich das sagen darf: Es ist alles falsch gemacht worden.«
    »Sie dürfen es sagen.« Barrenberg wischte sich über die Augen. »Aber wir haben das nie gemerkt. Ich stehe dafür ein. Ich bin der Hauptschuldige.«
    »Darüber wollen wir nicht mehr sprechen«, sagte Maria und zog Barrenberg aus Monikas Zimmer. Er sträubte sich, aber als Maria wortlos zu Mahlert hinübernickte, begriff er, daß Väter von erwachsenen Töchtern nicht immer tonangebend sein müssen, und ließ Mahlert mit Monika allein. Sie schlief ja ohnehin.
    »Wenn er sie tatsächlich heiratet«, sagte er unten im Wohnzimmer und öffnete eine Kognakflasche, »wenn er sie nach all dem noch heiratet, behänge ich den Jungen mit Gold!«
    »Das ist typisch Barrenberg«, sagte Maria und setzte sich vor den Kamin. »Alles nur mit Geld zudecken, denn alles ist ja käuflich! Kannst du dich überhaupt ändern?«
    »Ich werde mehr Zeit haben.« Barrenberg goß sich sein Napoleonglas voll und schwenkte den Kognak zur Duftentfaltung vorsichtig hin und her. »Wir werden wieder eine Familie sein. Ich werde auch Chopin und Schumann lieben lernen.«
    Das war am Abend gewesen. Jetzt las Barrenberg den Artikel über Petrescus Tod vor und frühstückte dabei mit gutem Appetit. Maria trank nur eine Tasse Tee; es war ihr unmöglich, auch nur einen Bissen zu essen.
    In einer Stunde sollte Monika abgeholt werden. Mahlert hatte am frühen Morgen angerufen, er hatte einen Platz in einer Privatklinik bekommen, aber noch stand der endgültige Bescheid aus. Dr. Köschinger wurde in einer Stunde erwartet, um Monika eine neue Injektion zu geben. Sie sollte schlafend abtransportiert werden, sollte aufwachen in ihrer neuen Umgebung und Holger an ihrer Seite sitzend finden. Die Qual, ihre Fahrt bewußt erleben zu müssen, wollte man ihr ersparen.
    »Wer hat ihn umgebracht?« fragte Barrenberg. Seit gestern fragte er das immer wieder. »Als du bei ihm warst, war er doch –«
    »Er lebte selbstverständlich noch«, sagte Maria. »Ich habe ihn angeschrien: ›Gib mir sofort Monika heraus!‹, habe ihm eine Ohrfeige gegeben, und da war auch schon Monika da, ich habe sie gepackt, weggezerrt, und wir haben das Haus fluchtartig verlassen. – Das habe ich dir doch alles schon erzählt!«
    »Und der Mörder lag da schon auf der Lauer?« Barrenberg tippte auf die Zeitung. »Hör dir die Uhrzeit an! Ihr seid raus, und er ist rein, so muß es gewesen sein. Vielleicht war er sogar schon im Haus! Wenn ich daran denke … Willst du bei der Polizei eine Aussage machen?«
    »Worüber?« fragte Maria.
    »Daß du Petrescu – oder Makaroff – noch lebend gesehen hast!«
    »Muß ich das?«
    »Eigentlich nicht. Wir sollten uns aus diesem Skandal heraushalten. Wenn es dich nicht belastet …«
    »Es belastet mich nicht!« sagte Maria Barrenberg. »Es sollte bei uns nichts mehr geben, was einen von uns belastet. Das Leben geht weiter.«
    »Und wie!« Barrenberg legte die Zeitung weg und strahlte Maria an. »Hubert Bollwitz, du weißt, der Fabrikant aus dem Harz, hat gestern fest zugesagt, daß wir die neue Fabrikanlage bauen. Kostenvoranschlag: runde 10 Millionen!«
    Zwei Stunden später wurde Monika abgeholt. Auf einer Trage wurde sie hinausgebracht; Dr. Köschinger hatte ihr die neue Schlafinjektion gegeben. Holger Mahlert ging neben der Trage her und hielt Monikas schlaffe Hand.
    Der Wagen hielt ganz hinten bei den Garagen, wo ihn keiner sehen konnte, und Monika wurde durch den Garagengang aus dem Haus getragen. Barrenberg stand vorn am
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