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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein.«
    »Wenn die Dame auf dem Foto auch die Schützin ist, können wir einpacken.« Engelbrecht schob das Foto in ein Kuvert, das er vom Schreibtisch nahm. Ein neutrales Kuvert ohne Aufdruck. »Oder soll ich dieses Bild als Fahndungsfoto an die Presse geben?«
    »Die Redakteure würden jubeln!«
    »Biermann, du bist ein Ferkel!« sagte Engelbrecht gemütlich. »Bringt mir mehr von dieser Fotoserie. Sicher ist auf einem Foto auch das Gesicht zu sehen. Dann haben wir sie. Wenn sie es war!«
    Am Abend saß Hauptkommissar Engelbrecht in seinem Zimmer im Präsidium und bereitete seinen Bericht vor. Er hatte Besuch. Hauptkommissar Döhrinck vom Sonderdezernat Rauschgift war herübergekommen. Man wußte jetzt, daß der tote Makaroff in Wahrheit Petrescu hieß. Eine Haussuchung am Nachmittag in den Büroräumen hatte einen leidlich gewinnträchtigen Importhandel ergeben, der aber in gar keinem Verhältnis zu dem Aufwand stand, den sich der Tote hatte leisten können. Eine orientalische Millionen-Villa sprang bei diesen Umsätzen nicht heraus. Dafür fand man im Tresor von Petrescus Chefbüro, den ein Fachmann in halbstündiger Arbeit öffnete, neben belanglosen Angeboten von Exporteuren aus dem asiatischen Raum, neun halbe Dollarnoten, deren andere Hälfte fehlte.
    Engelbrecht wollte schon darüber hinweggehen, als ihm einfiel, was Döhrinck einmal in einem Referat über Rauschgiftschmuggel gesagt hatte: Es gibt die ausgefallensten Erkennungszeichen, wenn zwei Großdealer zusammentreffen. Von der gleichen spezialgefertigten Krawatte bis zu zerrissenen Geldscheinen, deren Stücke zusammenpassen müssen.
    Döhrinck demonstrierte Engelbrecht mit abgerissenem Briefpapier, wie das funktionierte. »Gratuliere«, sagte er. »Sie haben da mitten in die Scheiße getreten! Sie wissen doch: das bringt Glück!«
    »Mir nicht! Das beweise ich Ihnen gleich.«
    »Petrescu muß einer der großen Bosse gewesen sein, die Deutschland mit Heroin überziehen. Die halben Dollarscheine sind ein unumstößlicher Beweis. Neun Stück … das heißt, daß noch neun Lieferungen ausstehen! Wieviel es im ganzen waren, werden wir nie erfahren. Ich kann Ihnen nur sagen, daß die Szene zur Zeit mit dem besten Heroin, das es je gab, vollgepumpt ist. Und die Preise liegen so im Keller, daß man heute einen Schuß kaufen kann wie früher eine Rolle Drops. Bei den Fixern tut sich dementsprechend auch was. Sie drücken sich voll wie Verdurstende. Allein in dieser Woche haben wir schon wieder zwei Goldene Schüsse!«
    »Dann sollte man sagen dürfen: Wer Petrescu erschossen hat, war der beste Schütze. Man sollte ihn in Gold fassen!« Engelbrecht seufzte und holte das Foto aus der Tasche. »Aber es bleibt ein Mord, wir müssen ermitteln, den Täter finden und ihn zur Verurteilung abliefern, auch wenn man ihm und uns eigentlich gratulieren sollte. Döhrinck, das ist meine Privatansicht. Ein kleiner Schritt außerhalb der Rechtsstaatlichkeit.«
    »Wenn es ein Mordbefehl aus den Kreisen der großen Bosse war, können Sie die Akten zuklappen!« sagte Döhrinck. »Denken Sie an Kemal Özdogan.«
    »Wir tappen wie die Deppen herum.«
    »Anders wird es im Fall Petrescu auch nicht werden.«
    »Und das hier?«
    Döhrinck betrachtete das Foto und schmunzelte. Engelbrecht nahm es ihm wieder weg.
    »Sie sollen sich nicht Ihren Wunschträumen hingeben, sondern Ihre Meinung sagen.«
    »Die Frau ist Klasse!«
    »Und wenn sie die Mörderin ist? Motiv: Besitz dieser Fotos! Dabei ist eins unter den Sessel gerutscht.«
    »Das wäre ein filmreifer Fall. Aber auch den werden Sie nie auflösen. Ohne Gesicht? Wie sehen Sie Ihre Chancen, Kollege?«
    »Reichlich hoffnungslos.« Engelbrecht steckte das Foto wieder ein. »Wir werden natürlich versuchen, Petrescus Leben systematisch aufzurollen. Aber es ist kaum zu erwarten, daß wir auf diese Frau stoßen, und auf Ihre Rauschgifthändler schon gar nicht. Das Mieseste ist, daß ich mit Özdogan und Petrescu zwei Tote im Haus habe, die unsere Aufklärungs-Statistik belasten.«
    Bereits die Morgenzeitungen brachten einen Bericht über den Mord. Ein Bild von Petrescu, das ihn irgendwo im Süden zeigte, am Meer, mit offenem Hemd und behaarter Brust, unterstrich den Eindruck, daß, nach den ersten Feststellungen, anscheinend der Kopf einer internationalen Rauschgiftorganisation von Rivalen oder einer unbekannten Geliebten erschossen worden war. Dann folgten die üblichen Fragen der Polizei: Wer hat in der fraglichen Zeit in der Nähe des
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