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Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Titel: Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel. Auf der Flucht nach Burma

    Frau Ellen von Valentini blickte uns erschreckt an. „Sie wollen wieder nach dem schrecklichen Feuer-Tempel zurück und wollen sogar den furchtbaren weißen Elefanten rauben?"
    „Natürlich, gnädige Frau", krähte der kleine Lord Hagerstony vergnügt, „diese Gelegenheit darf ich mir nicht entgehen lassen. Und die Herren haben mir ihre Begleitung ja schon zugesagt." Kichernd rieb er sich die Hände, während er sein sonnenverbranntes Gesicht in unwahrscheinlich viele Falten zog.
    Ja, wir hatten dem kleinen Lord, der uns in seinem Motorboot vor den verfolgenden Feuerpriestern gerettet hatte, unsere Begleitung zugesagt. Und jetzt, als ich ihn so richtig betrachtete, schien es mir, als hätten wir übereilt gehandelt. Der kleine Mann schien den harmlosen Spleen zu haben, auf jeden Fall Abenteuer erleben zu wollen, aber er schien die Gefahren, die uns bevorstanden, doch zu unterschätzen, obwohl wir ihm ausführlich erzählt hatten, wie schwer die Befreiung der Valentinis aus den Händen der fanatischen Feuerpriester gewesen war. Und vorläufig befanden wir uns noch immer auf der Flucht, denn erst in Burma war das Ehepaar vor weiteren Nachstellungen der mächtigen Priester sicher - und bis dort mußten wir zweihundert Kilometer quer durch Siam zurücklegen.
    Der Lord schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er sandte mir aus seinen grauen Augen einen listigen Blick zu und sagte: „Wir fahren jetzt bis in die Nähe der kleinen Stadt Prome. Dort verstecken wir das Boot und wenden uns westwärts quer durch das Land. Hoffe dann schon recht gute Abenteuer mit Ihnen zu erleben." Sein Blick wanderte zur Riesengestalt Pongos, und er nickte unserem schwarzen Freund fast zärtlich zu. Aus unserer Erzählung kannte er ja die außerordentlichen Fähigkeiten und übermenschlichen Kräfte des treuen Schwarzen.
    „Ich habe eigentlich an Abenteuern genug", seufzte Frau Ellen und schmiegte sich an ihren Gatten, „es war doch grauenhaft, ohne Gedächtnis unter diesen fanatischen Priestern zu leben. Und nun wollen Sie deren Idol, diesen gefährlichen Elefanten, herausholen? Wie wollen Sie das fertigbringen?"
    „Ganz einfach", lachte der Lord, „wir fahren hin, holen ihn heraus, schaffen ihn über den Menam und führen ihn ebenfalls nach Burma."
    Ich warf Rolf einen bedenklichen Seitenblick zu. Der Kleine schien wirklich nicht ganz normal zu sein, daß er diese wichtige Frage, über die ich schon längere Zeit nachgedacht hatte, mit diesen paar Worten lösen wollte. Als ob sich der weiße Elefant so „einfach" herausholen ließ. Aber Rolf nickte dem Lord beistimmend zu und meinte: „Ich weiß schon, wie Sie es machen wollen, Lord. Und es ist der einzige Weg. Nur die Krokodile im Menam machen mir noch Sorge."
    „Die werden wir auch davon abhalten, unseren Elefanten zu überfallen", sagte Hagerstony ernst. Dann lachte er wieder, als er mein verblüfftes Gesicht bemerkte, nickte Rolf zu und kicherte:
    „Wollen es ruhig für uns behalten, Herr Torring. Die anderen Herrschaften können sich allein die Köpfe zerbrechen. Ah, da vorn, sehen Sie nur." Wie ein Gummiball sprang Hagerstony auf und eilte an den Bug des Motorbootes. „Jim Vollgas", rief er seinem Diener am Steuer zu, „John, meine Pistole." Das galt dem zweiten Diener, der sofort eine mächtige Mauserpistole aus dem Gürtel zog, die er seinem Herrn brachte. „Jim, schneide ihm den Weg ab, hurtig los!"
    Aufgeregt, hoch auf dem verdeckten Bug stehend, deutete er mit der Pistole nach vorn. Dort war vom linken Ufer aus, höchstens fünfzig Meter vor dem Boot, ein mächtiger Tiger ins Wasser geglitten und durchquerte jetzt schnell den Strom. Bekanntlich schwimmen die Tiger ganz vorzüglich, und dieser mächtige Bursche hätte sicher das andere Ufer erreicht, wenn nicht die Jagdlust des kleinen Lords zu groß gewesen wäre.

    Unser Boot schoß mit äußerster Kraft vor und raste in spitzem Winkel auf den Kopf der riesigen Katze zu. Hagerstony hob jetzt den Arm, und der erste Schuß peitschte über die glitzernde Fläche des Menam. Aber gerade in diesem Augenblick machte Jim eine scharfe Schwenkung, um dem Tiger den Weg abzuschneiden. Wir konnten deutlich sehen, daß die Kugel den mächtigen Kopf, der jetzt nur noch dreißig Meter vor uns war, streifte. Und ausgerechnet riß das Geschoß einen breiten Streifen Fell dicht über der Nase heraus. Mit heiserem Wutgebrüll wandte sich der Tiger sofort und schnellte förmlich auf unser Boot
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