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Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Titel: Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes
Autoren: Hans Warren
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zu. „Stoppen, Jim", brüllte der Lord. Und im nächsten Augenblick verschwand er kopfüber in den aufspritzenden Wellen. Er hatte nicht an den Ruck gedacht, den das Boot durch das plötzliche Umsteuern der Schraube bekam. Auch wir stolperten durch diesen Ruck vornüber, und als wir uns aufrichteten, war das Boot, das seine Fahrt nicht so schnell verlangsamen konnte, dicht neben dem Tiger. Und im nächsten Augenblick, schlug die rasende Bestie ihre Pranken auf den Rand, dicht neben der schreckerstarrten Frau Ellen, und zog sich hoch.
    Der ganze Vorgang hatte sich so schnell abgespielt, daß wir noch nicht dazu gekommen waren, unsere Pistolen zu ziehen. Es sah äußerst gefährlich für uns aus, denn der aufs äußerste gereizte Tiger würde uns alle blitzschnell niederschlagen, wenn er erst im Boot Fuß gefaßt hatte. Und das mußte in den nächsten Sekunden der Fall sein. Da krachte vom Fluß her ein Schuß, und der Tiger wandte aufbrüllend den Kopf. Der kleine Lord war hinter dem Boot aufgetaucht. Durch seinen unfreiwilligen, aber tadellosen Kopfsprung, der ihn tief unter Wasser gebracht hatte, war er davor bewahrt worden, durch die Schraube des Bootes, das über ihn hinwegfuhr, verletzt zu werden. Beim Auftauchen hatte er sofort unsere gefährliche Lage übersehen und - wassertretend - der Bestie eine Kugel durch die Rippen gejagt.
    Das war unsere Rettung, denn offenbar überlegte der Tiger jetzt, ob er den Feind im Wasser da zuerst angreifen sollte. Und dieser Augenblick genügte für Pongo. Er warf mich mit kräftigem Stoß zur Seite, sprang vor und ließ sein mächtiges Hai-Messer mit aller Kraft auf den Schädel der Bestie niedersausen. Aufbrüllend löste der schwerverwundete Tiger die Pranken vom Bootsrand und klatschte schwer ins Wasser zurück.
    Und dann durchzuckte uns ein furchtbarer Schreck, denn der mächtige, tobende Körper des Raubtieres wurde gerade auf den kleinen Lord zugetrieben, der sich mit kräftigen Schwimmstößen dem Boot genähert hatte. Und so schwer verwundet der Tiger auch war, er hatte immer noch genug Kraft, um den Lord in Sekunden zu zerreißen. Nur noch wenige Meter waren sie auseinander, die Bestie erblickte den Feind und schwamm mit aller Kraft vorwärts, jetzt waren sie zusammen, schon streckte der Tiger die furchtbare Pranke aus - da verschwand der Lord. Dicht vor seinem gefährlichen Feind war er untergetaucht, mit einer Ruhe und Kaltblütigkeit, die ich dem kleinen Mann nie zugetraut hätte. Unwillkürlich rief ich „Bravo" und nickte dem Diener Jim am Steuerrad zu. Aber der große, hagere Engländer verzog keine Miene, sondern hielt unbeirrt das Boot mit schwach laufendem Motor auf derselben Stelle gegen den Strom. Offenbar war er ähnliche Sachen von seinem Chef gewöhnt, und schon bei dieser Gelegenheit erkannte ich so recht, wie sehr das Äußere eines Menschen täuschen kann.
    Der Tiger hatte kehrt gemacht und schwamm wieder auf das Boot zu. Er hatte aber kaum zwei Meter zurückgelegt, da tauchte Hagerstony dicht neben ihm auf, riß die Pistole, die er zwischen den Zähnen trug, hervor und gab aus nächster Nähe zwei Schüsse auf den mächtigen Kopf der Raubkatze ab. Dann warf er sich zurück, um dem Todeskampf des Tigers zu entgehen, der in blindwütigem Toben die Wellen des Menam zu Schaum zerschlug. Ruhig drosselte Jim, der Diener, die Touren des Motors noch mehr und ließ das Boot geschickt rückwärts hinab gleiten, bis wir dicht neben dem Lord waren. Hagerstony stieß sich heran — die Pistole hatte er wieder zwischen den Zähnen —, packte den Bootsrand und schwang sich gewandt hinauf.
    „Verzeihen Sie, daß ich Sie erschreckt habe, gnädige Frau", wandte er sich höflich an die zitternde Ellen von Valentini, „ich konnte mich aber nicht zurückhalten, als ich dieses Prachtexemplar von Tiger sah. Jim, John, zieht ihn ab."
    Er trat ans Steuer und hielt das Boot geschickt so, daß seine Diener den jetzt reglosen Körper des Tigers heranziehen konnten. Dann half ihnen Pongo. Ein Ruck seines gewaltigen Armes, und der schwere Körper flog ins Boot. Dann zog er seinen haarscharfen, malaiischen Kris und machte geschickt die zum Abstreifen des Felles nötigen Schnitte.

    „Pongo allein machen", wies er die Hilfe der beiden Diener zurück.
    „Gut, Jim", rief der Lord, „übernimm das Steuer wieder." Während das Boot mit erhöhter Geschwindigkeit den Menam hinauf schoß, trat der kleine Lord auf Pongo zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich danke dir,
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