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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag
Autoren: Franziska Gehm
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geflopst hast.« Silvania putzte sich die Nase. »Er weiß doch nicht, dass wir Halbvampire und unsere Verwandten Vampire sind. Und das soll er auch nicht wissen.«
    Daka kratzte sich hinter dem Ohr. »Na ja. Jetzt weiß er es aber schon. Zumindest weiß er, dass wir nicht ganz normal sind.«
    »Eben. Und deswegen will er mit mir nichts mehr zu tun haben.«
    »Weil du nicht normal bist?«
    Silvania nickte.
    »Na ja. Aber ist es nicht besser, er weiß gleich, dass du nicht ganz normal bist?«
    »NEIN!«, rief Silvania.
    Daka zuckte die Schultern. »Das verstehe ich nicht. Ruf ihn doch einfach an und erkläre ihm alles.«
    »Dass ich ein Halbvampir bin?«
    »Klar. Du musst es ihm natürlich schonend beibringen.«
    »Dann haut er erst recht ab und ich sehe ihn nie, nie, nie wieder.«
    Daka winkte ab. »Nimmst du dir eben einen anderen Nachhilfelehrer.«
    Silvania seufzte. »Ich brauche doch gar keine Nachhilfe.«
    »Na dann.« Daka gab ihrer Schwester einen Klaps auf die Schulter.
    Silvania verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Wie gut, dass sie nicht nur eine Schwester, sondern auch Freunde hatte. Vielleicht hatten Helene und Ludo eine Idee.

Im Wartezimmer
der Liebe
    I ch finde immer noch, du solltest ihn einfach anrufen«, sagte Daka. Sie stand mit Silvania, Helene und Ludo auf dem Schulhof. Vor der ersten Stunde hatten sie über Jacob geredet. In der ersten Pause hatten sie über Jacob geredet. In der zweiten Pause hatten sie über Jacob geredet. Und auf dem Schulhof jetzt auch. Daka verstand nicht, was es da so lange zu reden gab. Sooo spannend war das Thema auch nicht.
    Ludo schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee.«
    »Wieso? Siehst du etwas voraus?«, fragte Helene.
    »Nein. Aber ich habe so ein Gefühl«, sagte Ludo. Seine ockerfarbenen Augen glänzten mystisch.
    »Und was für eins?«, fragte Silvania.
    »Ich glaube, Jacob hat Angst vor dir«, sagte Ludo.
    »Angst? Vor Silvania?« Daka lachte. »Silvania isst noch nicht mal Obstfliegen.«
    »Das mit der Angst kann gut sein«, meinte Helene. »Bestimmt hat ihn die Nachhilfestunde total verschreckt. Eins ist sicher: ER meldet sich nicht mehr bei dir.«
    Silvania blinzelte. Sie schnaufte. »Alles ist aus, bevor es begann«, schluchzte sie.
    »Nichts ist aus«, sagte Helene. »Du musst Jacob einfach glauben lassen, du wärest völlig normal.«
    »Und dass das Chaos bei seinem letzten Besuch nur eine Ausnahme war«, fügte Ludo hinzu.
    Silvania hob den Kopf. »Und wie soll ich das ›einfach‹ tun?«
    »Erzähl ihm, deine Familie steht auf schräge Halloween-Scherze«, schlug Ludo vor.
    »Oder sie haben ein skurriles Theaterstück geprobt«, sagte Helene.
    »Und er ist zufällig mitten in die Probe geplatzt«, ergänzte Daka.
    »Und wie erkläre ich ihm die fliegende Tante Karpa?«, fragte Silvania.
    »Ein bisschen musst du dir auch selber ausdenken«, sagte Ludo.
    »Hauptsache, du wirkst glaubwürdig«, meinte Helene. »Die Verpackung macht's. Am besten, du ziehst dich ganz normal an.«
    Silvania zupfte an der kleinen roten Blume an ihrem Hut. »Normal?«
    »Diese Kategorie gibt es in Silvanias Kleiderschrank nicht.« Daka warf einen Blick auf die lilafarbenen Schnabelschuhe ihrer Schwester. Sie sahen cool aus. Aber wie konnte Silvania nur damit laufen?
    »In meinem schon«, sagte Helene. »Ich leihe dir eine Jeans und ein T-Shirt. Turnschuhe kannst du auch haben.«
    »Und dann?«, fragte Silvania.
    »Dann fangen wir ihn an der Rolltreppe ab«, sagte Ludo.
    Silvania runzelte die Stirn. »Und dann?«
    »Lotsen wir ihn zu dir«, sagte Helene.
    »Und dann?«, fragte Silvania.
    »Dann bist du dran«, sagte Ludo.
    »Alles klar, oder?«, meinte Daka. Sie fand, es war Zeit für einen Themenwechsel.
    Silvania sah die anderen besorgt an.
    »Das wird schon«, sagte Helene und strich ihrer Freundin über den Arm.
    Silvania lächelte zögerlich. Sie dachte an Jacobs winterhimmelgraue Augen. Sie dachte an den kleinen Leberfleck auf seiner linken Wange. Sie dachte an seine Haut, die im Kerzenschein wie Vanillezuckerglasur geschimmert hatte. Dann seufzte sie lange und laut. Sie musste es versuchen.
    Fünf Stunden später saß Silvania auf einer kleinen grünen Bank in der Nähe der U-Bahn-Station Nordheide. Sie hatte eine dunkelblaue Jeans und ein enges rotes Langarmshirt von Helene an. Das heißt, bei Helene war es nicht so eng. Es hatte einen V-Ausschnitt, der mit zwei kleinen Knöpfen zusammengehalten wurde. Silvania rutschte auf die linke Pobacke. Sie rutschte auf die rechte
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