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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag
Autoren: Franziska Gehm
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Elvira Tepes überzeugte ihre Schwägerin, dass sich mit Erdbeeren und Minzblättern auch gut dekorieren ließ.
    »Schnappobyx!«, rief Mihai und hob das Glas.
    »Schnappo was?«, fragte Ludo.
    »Das heißt Prost«, erklärte Daka.
    »Alles klar.« Ludo streckte Herrn Tepes sein Bowleglas entgegen.
    Vlad Tepes tippte mit seinem langen Fingernagel gegen sein Schnapsglas. Das Glas klirrte leise. Niemand hörte es. Vlad nahm ein Messer und schlug an das Glas. KNACK! KLIRR! zerbrach es.
    Alle sahen zu Vlad.
    »Ich ... äh ... wollte nur etwas sagen.« Vlad legte die Scherben seines Schnapsglases auf einem Beistelltisch ab. Er rückte sein Monokel zurecht und drückte das Kreuz durch. »Es ist an der Zeit, Dank zu sagen. Dank meinem Bruder und seiner liebenswerten Frau, dass sie uns ohne Zögern aufgenommen, Unterschlupf und ... ja, auch Nahrung gegeben haben.« Vlad lächelte Elvira und Mihai an.
    Elvira winkte ab. Für einen Moment vergaß sie, dass ihr Teppich voller transsilvanischer Heimaterde war, dass Pille und Palle durch das Haus hüpften und dass der Kronleuchter schief hing. Dafür gab es kaum noch Obstfliegen in der Wohnung.
    Mihai nickte seinem Bruder zu. Immer und unter jeden Umständen würde er seinem Bruder und seiner Familie Unterschlupf gewähren. Sie waren blutsverwandt. Und transsilvanisches Blut war dicker als Wasser, Karpovka und Fliegenbrei. Allerdings dachte Mihai Tepes mit Sorge an die Blutkonserven im Keller. Sein Vorrat war fast aufgebraucht.
    »Besonderer, ausdrücklicher, tiefer Dank aber gilt euch«, fuhr Vlad Tepes fort. Er zeigte mit dem Messer auf Daka, Silvania, Helene und Ludo.
    Ludo starrte auf das Messer.
    Helene wich einen Schritt zurück.
    Die Zwillinge musterten ihren Onkel.
    »Ihr habt heldenhaften Mut bewiesen. Ihr wart bereit, für die Rettung der Vampirheit euer eigenes Leben zu opfern.« Vlad Tepes fuchtelte mit dem Messer. »Dass zwei normale Menschen ...« Vlad hielt inne und sah Helene und Ludo nachdenklich an, »... dass zwei halbwegs normale Menschen nachts gemeinsam mit Vampiren und Halbvampiren zum Friedhof des Grauens aufbrechen, dass sie sich in Gefahr begeben, um Vampiren zu helfen, das hat mein Bild von den Menschen geändert.«
    Helene kniff sich in den Arm.
    Ludo wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Er entschied sich für sein Bowleglas.
    »Natürlich bleiben Vampire Vampire und Menschen Menschen und manche Menschen Nahrung. Nicht, dass ihr da was falsch versteht«, fügte Vlad Tepes hinzu.
    Helene nickte schnell.
    Ludo nahm einen kräftigen Schluck Bowle.
    »Und nun zu euch beiden.« Vlad zeigte mit dem Messer auf seine Nichten. »Ohne euch wären Bistrien, Transsilvanien, die Vampire der ganzen Welt verloren. Ihr habt mit dem grausamen Geist von Osmund Mortus gekämpft und gewonnen. Ihr seid echte Heldinnen, mutig, klug, schnell und großmütig. Die Vampire der ganzen Welt sind euch zu ewigem Dank verpflichtet.«
    Silvania bekam rote Kringel um die Augen.
    Daka streckte die Brust heraus und strahlte.
    Mihai Tepes wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Seine Töchter! Sie waren zwar Halbvampire, aber in ihnen steckte ein ganzer Vampir. Am liebsten würde er noch einmal ›Transsilvania rodna inima moi‹ singen. Er konnte ja zumindest die CD mit den fünfzehn Versionen auflegen.
    Da Elvira Tepes die CD nach den ersten beiden Versionen gegen eine Rock-CD austauschte, war die Party bald gut im Gange. Daka und Silvania tanzten mit Mihai und Vlad. Vlads Locken wippten im Takt. Mihais Mähne wehte bei jeder Drehung.
    »Boi, boi, boi!«, rief Daka und stemmte die Faust in die Luft.
    Silvania tanzte zurückhaltend. Links – tap. Rechts – tap. Manchmal hob sie einen Finger im Takt. Hin und wieder lächelte sie Vlad, Mihai und Daka zu. Aber meistens sah sie zur Wohnzimmertür. Dort hatte sie Jacob zum letzten Mal gesehen. Zum letzten Mal in ihrem Leben. Silvania seufzte. Doch niemand hörte es bei der Musik.
    Woiwo hatte eine neue Freundin gefunden. Diese wusste noch nichts von ihrem Glück. Doch sie ahnte es. Helene verfolgte Woiwo mit den Augen, der ununterbrochen um sie herumflog.
    »Magst du Schlammburgen?«
    »Nein.«
    »Und Wasserbomben?«
    »Geht so.«
    »Kommst du mich mal besuchen?«
    »Hm.«
    »Ich lade dich als Essen ein.«
    »WAS?«
    »Fumpfs. Zum Essen, meine ich.«
    »Hm, ich weiß nicht ...«
    Ludo saß mit seinem dritten Glas Bowle am Wohnzimmertisch. Tante Karpa baumelte vor ihm vom Kronleuchter. Ihr Haarturm mit dem Fliegennetz hing direkt vor
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