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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)
Autoren: Jennifer Wolf
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PROLOG – DIE AUSERWÄHLTE

    Mein Name ist Maya Jasmine Morgentau und ich bin eine Hüterin der Gaia. Unsere Aufgabe ist es, der Göttin zu dienen und in ihrem Namen hier auf Erden zu sprechen.
    Über die Jahre hatten sich die falschen Menschen zu viel Macht verschafft. Das Endergebnis war das Absterben des Planeten. Die Luft soll so stark verschmutzt und die Erde so ausgehöhlt und vergiftet gewesen sein, dass es der Göttin die Tränen in die Augen trieb. Als sie sie weinte, begann die geschundene Welt zu heilen und Gaia nahm sich vor es nie wieder so weit kommen zu lassen. Sie trieb die überlebenden Menschen zusammen, machte die klügsten Frauen zu ihren Dienerinnen und damit zu den Anführern der menschlichen Rasse.
    Der Orden der Hüterinnen besteht heute im Jahre 3013 aus fünfzig Frauen. Jede dort hineingeborene Tochter wird automatisch aufgenommen, doch meine Generation ist etwas ganz Besonderes.
    Alle hundert Jahre kommt Gaia auf die Erde und erwählt eine der jungen Schwestern im Alter von sechzehn bis zwanzig Jahren. Diese nimmt sie dann mit zu sich, wo die Mutter aller Dinge ihr ihre vier Söhne vorstellt. Aviv, den Frühling; Sol, den Sommer; Jesien, den Herbst, und Nevis, den Winter. Die Auserwählte darf mit jedem eine Woche verbringen, bevor sie sich für einen entscheidet und für hundert Jahre seine Frau wird. Dies ist die höchste Ehre für eine Hüterin, denn sie besänftigt damit die Jahreszeiten und hält die Natur im Gleichgewicht.
    An diesem Abend sollte es so weit sein. Meine jungen Schwestern und ich standen aufgeputzt in den Kutten des Ordens in der Mitte eines Steinkreises im Wald. Die älteren Hüterinnen hatten eine Menschenkette um uns herum gebildet und summten leise ein Lied zu Ehren Gaias. Die Sonne verschwand gerade hinter den Baumwipfeln und tauchte unsere Gesichter in ein schummriges Licht. Es roch nach frischem Gras und Bäumen, während die Hitze des Tages noch in der kleinen Lichtung gefangen zu sein schien.
    Ich sah mich nervös um und zupfte an meiner Kutte. Mein Leben lang war ich auf diesen Moment vorbereitet worden und dennoch konnte ich meinen Herzschlag nicht beruhigen.
    »Du siehst blass aus, Maya«, stellte meine Freundin Iria fest. Sie hatte himmelblaue Augen und langes, blondes Haar. Sie war eine wahre Schönheit und ich war mir fast sicher, dass Gaia sie erwählen würde. Die anderen um uns herum waren zwar nicht unansehnlich, aber eben auch nichts Besonderes. Wir alle trugen unsere langen Haare zu einem geflochtenen Zopf, weil die Göttin selbst es ebenfalls so tat. Mit meinen roten Haaren stach ich jedoch ein wenig aus der Masse hervor. Der Genpool der Menschen war vor rund neunhundert Jahren stark eingeschränkt worden, als die meisten an Krebs und Vergiftungskrankheiten gestorben waren. Sie hatten das Wichtigste aus den Augen verloren: Ihren Lebensraum zu schützen und zu ehren. Dafür bezahlten sie mit ihrem Leben und nun war eine Haarfarbe wie meine zu einer absoluten Seltenheit geworden.
    »Ich habe Angst«, gab ich ehrlich zu und Iria ergriff meine Hand.
    »Sie nimmt garantiert dich«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    Ich wusste nicht, ob mich das freuen sollte oder nicht. Wollte ich erwählt werden? Alles auf der Erde zurücklassen, um einen wildfremden Mann, … nein ich muss mich korrigieren, einen wildfremden Gott zu heiraten? Was war wenn ich ihn nicht liebte? Andererseits würde ich bei Gaia ein wohlbehütetes Leben führen. Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich dank meiner Erziehung im Orden oftmals von der Außenwelt überfordert fühlte. Ich ging nie aus, betrank mich nicht und hatte mit meinen achtzehn Jahren noch nie einen Jungen geküsst, geschweige denn seine Hand gehalten. Wie zur Hölle sollte ich es da mit einem Gott aufnehmen? Nervös wischte ich mir etwas Schweiß von meinen Händen an der Kutte ab.
    »Gaia wird sich in deine grasgrünen Augen sofort verlieben«, sprach Iria weiter.
    »Du bist viel hübscher als ich«, gab ich zurück und schüttelte entschlossen den Kopf. Nein, Iria würde diejenige sein und der Gedanke schmerzte mich. Sie war meine einzige Freundin. Als Hüterinnen wurden wir abgeschottet von den anderen Menschen großgezogen und da wir eine gesegnete Generation waren, hatte man besonders darauf geachtet, dass wir uns auf unsere Bestimmung konzentrierten: Die Braut einer Jahreszeit zu werden.
    »Aber du bist weiblicher«, sagte Iria lächelnd und starrte auf meine Oberweite. Peinlich berührt legte ich eine Hand auf meinen
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