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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)
Autoren: Jennifer Wolf
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muss das einfach glauben, denn sonst werde ich verrückt.«
    Eine Träne stiehlt sich in meine Augen. »Ja, Iria. Es wird mir gut gehen. Da bin ich mir sicher.«
    Entschlossen zieht mich meine Freundin erneut in ihre Arme. »Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du dich in einen der vier verliebst und gar nicht mehr an zu Hause denkst.«
    »Ich werde dich und Mama niemals aus meinem Herzen bekommen. So hübsch kann kein Mann sein.« Ich drücke sie fester an mich und lasse sie ihre Tränen an meiner Schulter weinen.
    Am Abend sitzen wir mit den anderen Hüterinnen zusammen und essen. Meine letzte große Speise, bevor Gaia mich morgen Früh holen kommt. Elaria sitzt zur Feier des Tages mit uns am Tisch und unterhält sich angeregt mit meiner Mutter. Ihre grauen Haare sind so kraus, dass sie nicht wirklich in einem Zopf bleiben wollen. Ich kann nicht anders, als mir noch einmal jedes Gesicht meiner Schwestern einzuprägen. Diese Frauen haben mich großgezogen und nun muss ich sie für immer verlassen. Das ist etwas, was immer noch nicht so ganz in meinen Kopf will. Werden Gaias Söhne dafür Verständnis haben, wenn ich ab und zu Heimweh bekomme?
    »Sie wird die ersten zwei Tage bei Gaia verbringen«, beginnt Elaria zu plaudern und ich spitze meine Ohren. »Die jungen Götter werden ebenfalls da sein. Danach geht sie für jeweils eine Woche mit zu den Jahreszeiten.«
    Der Gedanke, dass ich zunächst bei Gaia bleiben darf und mir die vier Götter erst einmal in aller Ruhe ansehen kann, beruhigt mich ungemein.
    »Sie sind bestimmt unglaublich toll«, schwärmt meine Ordensschwester Ephilie. Ihre Augen werden ganz verträumt, während sie wohl daran denkt, wie hübsch die vier Jahreszeiten sind.
    »Mich würde viel mehr interessieren, wie ihre Charaktere sind«, sage ich laut und werde von allen Seiten seltsam gemustert. Nur meine Mutter lächelt.
    »Ich glaube nicht, dass Gaia einer Horde von Idioten das Leben geschenkt hat«, sagt Iria und bringt mich damit zum Lachen, was aber mehr an dem Gesichtsausdruck von Elaria liegt, als an ihrer Aussage. Unser Ordensoberhaupt scheint über Irias Wortwahl gar nicht glücklich zu sein, verkneift sich jedoch zur Feier des Tages einen Kommentar.
    Nach dem Essen gehe ich wieder zurück in die Räumlichkeiten meiner Mutter. Iria weicht mir nicht von der Seite und drückt immer wieder meine Hand, wenn sie nur den kleinsten Anflug von Aufregung in meinen Augen sieht. Was bedeutet, dass sie mir fast die Hand zerquetscht. Ich gebe meiner Mutter einen Gutenachtkuss und versuche krampfhaft nicht zu weinen.
    »Bis morgen früh, mein Kind«, sagt sie und streicht mir über den Kopf. »Versuch ein wenig Schlaf zu bekommen.«
    »Dafür sorge ich schon«, verspricht Iria und zieht mich in mein Zimmer. Wir ziehen uns um und legen uns zusammen in mein Bett. Nachdem ich das Licht gelöscht habe, herrscht eine Weile vollkommene Stille.
    »In vier Wochen bist du eine Braut«, flüstert Iria und ich schlucke.
    »Ja.« Und ich habe keine Ahnung, wie man mit einem Mann umgeht, geschweige denn mit einem Gott.
    »Ich weiß, was du denkst.«
    »Ach ja?«, frage ich ungläubig.
    »Ja, aber du machst das schon. Der Gott wird dich schon in die körperliche Liebe einführen.«
    »Ich wünschte, ich hätte zumindest schon einmal einen Jungen geküsst«, seufze ich und presse meine Lippen aufeinander.
    »Maya, wir wurden unser Leben lang für diese Aufgabe ausgebildet. Alles, was du jetzt noch nicht weißt, sind Dinge, die von selber kommen.«
    »Ich wünschte nur, ich könnte dir von allem berichten und dich ab und zu um Rat fragen.«
    Iria lacht glockenhell. »Aber ich habe doch selber keine Ahnung.«
    »Trotzdem.« Ich kuschele mich in ihre Arme.
    »Freust du dich denn gar nicht?«
    »Doch, schon«, gestehe ich. »Ich hoffe einfach nur, dass Gaias Söhne nett sind.«
    »Maya, folgst du mir zu Reinigung?«, fragt eine freundliche Stimme hinter mir, nachdem ich gegen fünf Uhr am Morgen mit dem Frühstück fertig bin. Ich drehe mich um und sehe in die braunen Augen meiner Ordensschwester Esra. Als ich nicke, hält sie mir ihre Hand hin. Ich ergreife sie und folge ihr durch die mir so vertrauten Gänge des Ordens. Mama und Iria gehen nur wenige Schritte hinter uns.
    »Ich werde das alles hier so vermissen«, denke ich laut und streife sacht mit meiner rechten Hand an der Steinwand entlang.
    »Das glaube ich nicht«, sagt Esra lächelnd. »Es wird dir bei Gaia so gut gehen, dass du die Erde nicht vermissen
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