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Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
Autoren: Stefan Ritter
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Kapitel 1
     
    In den Verbotenen Wegen wartet nur eines: der Tod. Sie sind nicht für Menschen geschaffen und dürfen nicht betreten werden. Wer es dennoch wagt, zahlt einen hohen Preis dafür, denn die Götter selber sind es, die den Zutritt nicht dulden.
     
    Der Nebel hatte Einzug nach Boram gehalten und nur wie dunkle Schemen ragten die Häuser der Stadt heraus. Mit dem Nebel war es still geworden, totenstill. Vereinzelt huschten Schatten durch den Nebel, undeutlich und verschwommen, als wären sie nur eine Reflexion von etwas anderem, das unter allen Umständen verborgen bleiben wollte.
    Doch noch unheimlicher wirkte die unnatürliche Stille, die sich über die Stadt gelegt hatte. In ihr lag eine versteckte Bedrohung, die weit über das hinausging, was die Schatten andeuteten. Trotz dieser Stille schienen Stimmen durch die Gassen zu wispern. Stimmen, die von Hass und dem übermächtigen Wunsch nach Vernichtung zeugten. Stimmen, die nicht wirklich existierten.
    Nichts erinnerte mehr an das blühende Leben, das noch vor kurzem hier geherrscht hatte; jetzt gab es nur noch den Nebel und den Tod, den er mit sich gebracht hatte.
    Und auch wenn alles verloren und verlassen wirkte, so gab es dennoch einen Rest von Leben in Boram. Orcard, der ehemals oberste Wächter der Stadt, betrachtete die kleine Gruppe seiner Begleiter und schmerzlich wurde ihm bewusst, wie machtlos er der sie umgebenden Gefahr gegenüber in Wirklichkeit war.
    Sein Blick fiel auf Hendran, der blass und übernächtigt an einer Mauer saß und fast teilnahmslos in den Nebel starrte. Es erschien ihm wie ein Wunder, dass sein alter Freund und Weggefährte noch lebte, aber etwas hielt den Wächter noch immer aufrecht, gleich was er in den vergangenen Stunden auch Furchtbares erlebt hatte.
    Den Rest bildeten zwei weitere Wächter sowie drei Frauen, die ihnen auf ihrer Flucht in die Arme gelaufen waren. Verängstigt wie gejagte Tiere wirkten sie, und im Grunde waren sie alle genau das: gejagte Tiere.
    Orcard lächelte bitter. Es waren so wenige, die er hatte retten können. So wenige. Er tauschte eine der Fackeln aus, die beinahe ausgebrannt war. Das Feuer war ihre einzige Waffe gegen die Dunklen, die drakesh . Sie schreckten davor zurück, und auch wenn man sie damit nicht vernichten konnte, so griffen sie doch nicht direkt an. Aber Orcard machte sich keine Illusionen: es war nur eine Frage der Zeit, bis sie alle tot waren, zumindest wenn sie in Boram blieben.
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, und genau diese beabsichtigte er zu ergreifen: sie mussten die Straße nach Westen erreichen, in der Hoffnung, dass die Sicheren Wege, wie sie genannt wurden, wirklich noch Schutz boten. Er war sich nicht sicher, vielleicht hatte der Nebel inzwischen die Straße genau wie Boram in Besitz genommen, aber sie hatten keine andere Wahl, denn im Osten lag nur das Meer, das ihnen keine Fluchtmöglichkeit bieten konnte.
    »Wir müssen weiter!« Seine Stimme war müde und belegt, dennoch zwang er sich, zuversichtlich zu klingen. »Es ist nicht mehr weit bis zum Tor.«
    Die beiden Wächter – ihre Namen waren Mel und Tergos – erhoben sich schwerfällig und starrten zweifelnd in den Nebel. Hendran schaute zu Orcard, erhob sich jedoch nicht.
    »Vielleicht sollten wir besser hier bleiben«, schlug er vor. »Wer weiß, was uns am Tor erwartet – wenn wir es denn überhaupt erreichen.«
    Doch Orcard schüttelte entschieden den Kopf. »Die Sicheren Wege sind unsere einzige Chance. Wir brechen auf - sofort!«
    Widerwillig stand jetzt auch Hendran auf, die Missbilligung war ihm ins Gesicht geschrieben. Orcard wusste, dass es früher oder später mit ihm zu Problemen kommen würde, aber für den Augenblick war er froh, dass er gehorchte, denn er konnte sich keinen Machtkampf leisten. Nicht jetzt, wo sie alle in so großer Gefahr waren.
    Die drei Frauen standen eng zusammen und hielten sich an den Händen, sie schienen keinen eigenen Willen mehr zu besitzen, jedenfalls taten sie widerspruchslos alles, was Orcard ihnen befahl. Kein Wunder, dachte er, nach dem was sie durchgemacht hatten.
    Er setzte sich an die Spitze ihrer kleinen Gruppe, hinter ihm folgten die Frauen, flankiert von Mel und Tergos, während Hendran den Abschluss bildete. Alle hielten sie Fackeln in den Händen, hoffend, damit die Dunklen abwehren zu können.
    Es war ein furchterregender Marsch, wortlos und voller Schrecken; immer wieder tauchten aus dem Nebel dunkle Schatten auf, zogen sich jedoch wieder
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