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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag
Autoren: Franziska Gehm
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und wandte sich ab.
    Silvania starrte Woiwo fassungslos an. »Wir können einfach nicht blutsverwandt sein.«
    »Achtung!« Woiwo schnippte den Popel mit Daumen und Zeigefinger nach unten.
    Die Zwillinge wichen blitzschnell zurück.
    Der Popel landete – flopp! – auf einer Karaffe. Die Karaffe stand auf einem Glastisch mit goldenen Beinen mitten im Wohnzimmer. In der Karaffe war eine gelblich-grüne Flüssigkeit. Sie hatten überall gesucht – aber dass Dirk van Kombast den Trunk einfach auf dem Wohnzimmertisch stehen lassen würde, damit hatten sie nicht gerechnet.
    »Der Trunk der Germania Dracona!«, rief Daka.
    »Pssst!«, machte Silvania.
    Daka presste die Lippen aufeinander. Hatte Dirk van Kombast sie gehört?
    Vom Klo kam ein Stöhnen. Der Nachbar schien mit sich selbst beschäftigt zu sein.
    Woiwo flog auf den Fußboden.
    Silvania nahm die Karaffe. Sie holte ein Taschentuch hervor und wischte Woiwos Popel mit spitzen Fingern ab. Das Taschentuch drückte sie Woiwo in die Hand.
    Daka stand in der Wohnzimmertür und sah auf den Flur. »Los, machen wir die Fledermaus, bevor Herr van Kombast seine Sitzung beendet.«
    »Wartet mal«, sagte Woiwo. »Ich habe eine Idee.«
    Silvania zog die Augenbrauen nach oben. »Hat es etwas mit Popeln zu tun?«
    »Nein«, sagte Woiwo. »Mit Kacke.«
    »WAS?« Daka riss die Augen auf.
    Silvania stöhnte.
    »Es ist der ultimo eklige Racheplan von Woiwomän«, sagte Woiwo. »Der Komposttyp muss bestraft werden, richtig? Wir tropfen ein bisschen vom Dracona-Saft in seine Milch, seine Limo oder was wir sonst so im Kühlschrank finden.« Woiwo grinste, dass alle Zähne inklusive Zahnlücke zu sehen waren.
    Daka runzelte die Stirn.
    Silvania spitzte die Lippen.
    Der Racheplan war wirklich extrem eklig. Aber auch extrem gut. Und extrem einfach. Doch hatte Dirk van Kombast das verdient?
    Daka und Silvania sahen einander an. Langsam breitete sich ein Lächeln auf den Gesichtern der Zwillinge aus. Sie nickten sich zu.
    Zu dritt schlichen sie in die Küche. Daka gab einen Tropfen in die Milch. Sie hielt kurz inne. Dann gab sie noch einen Tropfen dazu. »Immerhin hat der Komposttyp angefangen«, sagte sie.
    »Stimmt. Er hat den Saft geklaut.« Silvania tropfte etwas Dracona-Trunk auf einen Frischkäse.
    Woiwo tropfte etwas Saft in eine Sprudelflasche. »Wenn schon Durchfall, dann ultimo!«
    Plötzlich rauschte es auf der Toilette.
    »Er hat ausgekackt«, stellte Woiwo fest.
    »Los, nichts wie weg!«, sagte Daka.
    Silvania nahm die Karaffe. »Onu, zoi, trosch!«, rief sie. Dann flopsten sich die drei zur Haustür. Eine Sekunde später ging die Toilettentür auf. Dirk van Kombast trat auf den Flur. Verstört und von der langen Sitzung erschöpft sah er nach links und rechts. Er meinte, er hätte Geräusche gehört. Stimmen.
    Doch Daka, Silvania und Woiwo waren verschwunden.

Wenn Helden
feiern
    O nu, zoi, trosch!«, rief Daka und schlug die Drumsticks zusammen.
    Silvania setzte mit dem Cello ein. Sie saß neben Daka im Wohnzimmer der Tepes auf einem Hocker. Die anderen hatten sich um die Zwillinge herum versammelt.
    Mihai stimmte mit tiefer Stimme und voller Inbrunst sein Lieblingslied an: »Transsilvania rodna inima moi«. Das hieß so viel wie »Transsilvanien, Heimat meines Herzens". Seit er weit entfernt von der Heimat seines Herzens lebte, sang er es besonders gerne. Und besonders laut.
    Daka und Silvania mochten das Lied auch. Doch leider hatte es vierzehn Strophen. Ihr Vater kannte jede Strophe auswendig.
    Helene und Ludo lauschten voller Andacht, während die gesamte Familie Tepes ihr Heimatlied sang. Es klang schön, fremd und sehnsuchtsvoll. Transsilvanien musste ein wundervolles Land sein.
    Als der letzte Ton des Cellos und des Schlagzeugs verklungen waren, sang Mihai Tepes noch immer die letzte Note: »miaaaaaa ...!«
    Schließlich ging ihm die Luft aus.
    Ludo und Helene klatschten.
    »Und jetzt«, sagte Elvira, »wird gefeiert!«
    Ludo und Helene klatschten abermals, Woiwo pfiff durch die Zahnlücke, Daka schlug einen kurzen Trommelwirbel und Tante Karpa stieß einen Jauchzer aus. Und kurz darauf einen kleinen Rülpser.
    Mihai Tepes schenkte Karpovka ein. Wenn es etwas zu feiern gab, schmeckte der Schnaps mit der Afterraupe auf dem Flaschenboden besonders gut. Für die Gäste, Daka, Silvania und Woiwo hatten Frau Tepes und Tante Karpa eine Banane-Erdbeer-Melone-Minze-Kokos-Birne-Bowle angerührt. Tante Karpa wollte ein paar Zitterspinnen hinzugeben. Zur Dekoration, sagte sie.
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