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0224 - Fluch der Erdgeister

0224 - Fluch der Erdgeister

Titel: 0224 - Fluch der Erdgeister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Die beiden großen Range Rover hielten in einer noch größeren Staubwolke. Joern Skagen sprang ins Freie, rückte den großen Strohhut zurecht, um gegen die sengende Sonne wenigstens halbwegs geschützt zu sein, und sah sich prüfend um.
    Eigentlich überflüssig; mehr als das, was er aus dem Wageninneren sah, konnte er jetzt auch nicht entdecken. Aber dafür holte der Staub, vom nachdrängenden Fahrtwind getrieben, ihn ein.
    Der Fotograf hustete und zog sich fluchtartig wieder in den Wagen zurück.
    »Da sind wir«, stellte er überflüssigerweise fest.
    Die drei Mädchen auf der Rückbank kicherten verstohlen. Natürlich waren sie da! Vor ihnen erhoben sich die runden Hütten aus dem Steppengras, überschattet von breitblättrigen Bäumen. In den kleinen Gehegen rumorten Zuchttiere, und von irgendwo kamen andere Tierstimmen, deren Verursacher frei lebten.
    Von Menschen war nichts zu sehen.
    Der Mann auf dem Fahrersitz lehnte sich weit zurück, zog einen Beutel hervor und entnahm ihm eine kurze Stummelpfeife. Bedächtig begann er sie zu stopfen.
    »Warum sind keine Menschen zu sehen?« wollte Joern Skagen wissen. »Ist das Dorf leer?«
    Der Fahrer tippte mit zwei Fingern auf die Uhr im Instrumentenbord. »Mittag. Stunde der größten Hitze. Schon mal was von Schatten und Hütten gehört? Da rührt sich die nächsten zwei Stunden keiner.«
    »Dann können wir ja schon mal ins Dorf fahren und unsere Zelte aufschlagen«, sagte Skagen.
    Der Fotograf war mit seinem Troß im Auftrag eines amerikanischen Herrenmagazins unterwegs. Er sollte eine Fantasie-Bilderstory mit afrikanischer Folklore und hübschen Mädchen liefern.
    Was macht ein Fotograf, wenn ihm gerade nichts Primitiveres einfällt? »Wir knipsen eine Kannibalen-Story«, schlug er vor. »Ein paar Mädchen allein unterwegs, der Wagen streikt, Kannibalen überfallen und verschleppen sie in ihr Dorf. Im letzten Moment beschließt der Häuptling, daß die Girls zu hübsch zum Kochen und Verzehren sind, und steckt sie in seinen Harem. Happy-End.«
    Sein Redakteur war begeistert. Je dümmer, desto besser war die Devise. »Hauptsache, man sieht sehr viel von den Mädchen«, machte er zur Bedingung und schickte Joern Skagen auf die Reise.
    Er gabelte einen ortskundigen Führer auf, der nicht nur Geländewagen fahren konnte, sondern auch die drei oder vier hiesigen Eingeborenen-Dialekte verstand. Monty Craft hatte hier fünfundzwanzig seiner dreißig Lebensjahre verbracht und war von der Sonne fast so dunkel wie die Ureinwohner dieses Landstrichs. Seine Haare waren lang und schneeweiß von einem Erlebnis, über das er grundsätzlich nie sprach, nicht einmal, wenn er einen halben Kasten Bier im Alleingang niedermachte. Seine Muskelpakete reichten aus, bei einer Reifenpanne auch mal selbst den Wagenheber zu spielen, und er konnte so ziemlich alles, was nötig war. Bis aufs Kochen. Davon verstand Sybil Jenkins mehr, die Maskenbildnerin. Sie fuhr im zweiten Wagen mit, in dem sich die kostbare Fotoausrüstung mit etlichen Requisiten befand, die Joern Skagen mitbrachte, falls die Neger im Dorf schon zu zivilisiert waren und keinen großen Kochtopf mehr besaßen, in den gerade zwei gefesselte und wohlgenährte Wohlstandsbürger paßten.
    Cora Williams, Skagens Assistentin, lenkte den Wagen. Skagen selbst besaß keinen Führerschein und begnügte sich mit dem Beifahrersitz. Hinter ihm saßen die drei Fotomodelle, die er aufgetrieben hatte, ausgesucht hübsche, langhaarige Mädchen.
    Die beiden Fahrzeuge ruckten wieder an. Langsam rollten sie in das Dorf hinein. Gut fünfzehn Rundhütten mit Reetdächern erhoben sich, unregelmäßig verstreut. Im hinteren Teil des Dorfes standen sechs der Hütten ringförmig um einen großen Platz. Dort ragte ein riesiger, hölzerner Pfahl empor, reich verziert mit geschnitzten Figuren und Dämonenköpfen, der Skagen an die Totempfähle seiner Wahlheimat Arkansas erinnerte.
    Etwas an diesem Pfahl faszinierte sein künstlerisches Auge. Das Ding besaß eine geradezu magische Anziehungskraft. »Der muß ins Bild«, entschied er spontan.
    Monty Craft stoppte den Wagen und zog die Handbremse hörbar an. »So«, sagte er trocken und setzte seine Pfeife in Brand.
    »Drücken Sie doch mal auf die Hupe, damit der Häuptling merkt, daß Gäste da sind«, verlangte Skagen.
    Craft tippte sich an die Stirn.
    »Jetzt ist Mittagsruhe«, sagte er. »Nur Weiße sind so verrückt und fahren in dieser Hitze durch die Gegend. Wenn Sie unbedingt etwas tun wollen,
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