Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag
Autoren: Franziska Gehm
Vom Netzwerk:
Ludos Nase. Er hielt die Hand über sein Bowleglas, damit keine Fliege aus dem Netz ins Glas stürzte.
    »Kannst du voraussehen, wann ich graue Haare bekomme?«
    »Ähm ... nicht so bald.«
    »Und wie viel Kilo ich in diesem Jahr abnehme?«
    Ludo verschluckte sich an der Bowle und musste husten. »Bestimmt, genau, mindestens, also auf jeden Fall... zwei Kilo. Oder drei. Vielleicht aber auch nur eins.«
    Tante Karpa sah mit einem Seufzer auf ihren Bauch hinauf. Sie schien nicht zufrieden mit der Vorhersage. »Werde ich beim Flugpilates-Wettbe-erb einen der vorderen Plätze belegen?«
    Ludo nickte. »Zwischen eins und zwanzig.«
    Tante Karpa runzelte die Stirn. »Es nehmen doch nur 16 Flugpilatinnen teil.«
    Ludo nahm schnell sein Bowleglas und stand auf. »Ich hole mir mal Nachschlag.«
    Elvira überreichte Vlad eine Klobrille. Darauf hatte sie vier Vampire gemalt, die dem Mond entgegenflogen. »Das seid ihr auf eurer Reise nach Transsilvanien«, erklärte Frau Tepes.
    Vlad Tepes rückte das Monokel zurecht, nahm die Klobrille in die Hand und betrachtete sie. »Elvira! Das ist ein echtes Kunstwerk. Die ist viel zu schade zum Draufsetzen. Ich werde sie in Bistrien an die Wand hängen.« Außerdem benutzten Vlad, Karpa und Woiwo Tepes ihre Toilette in Bistrien nur in Ausnahmefällen. Meistens flogen sie lieber wie alle Vampire in den Wald. In der Natur verrichtete sich das Geschäft doch am schönsten.
    Mihai schenkte seinem Bruder noch einen Karpovka ein. Dann steckten die Brüder die Köpfe zusammen und redeten über alte Zeiten, neue Abenteuer, ihre Heimat und Rennzecken.
    Die Familie Tepes und ihre Gäste feierten, bis die Dämmerung einsetzte. Dann hieß es Abschied nehmen.

Feuchtfröhlicher
Abend
    A uch Dirk van Kombast hatte einen feuchtfröhlichen Abend. Im Gegensatz zu den Tepes hatte er mehr den feuchten Teil erwischt. Er saß auf dem Klo. Sein Gesicht war so weiß. Er hielt die Hände wie zum Gebet zusammengepresst. Seine Augen waren gerötet, seine blonden Haare verklebt. Er schwitzte und hatte gleichzeitig eine Gänsehaut. Alle paar Sekunden zog sich sein Magen zusammen, grummelte und ... explodierte.
    Hätte ihn einer der Ärzte oder Schwestern, zu denen er als Pharmavertreter kam, so gesehen, sie hätten ihn nicht wiedererkannt. Dirk van Kombast erkannte sich selbst nicht wieder.
    Er nahm einen Schluck aus der Sprudelflasche. Trinken war jetzt wichtig. Der Flüssigkeitsverlust durch Durchfall kann zu Austrocknung und Elektrolytverlust führen. Bei lang anhaltendem Durchfall können Austrocknung und Elektrolytverlust zum Tode führen, hatte Dirk van Kombast im Internet gelesen.
    Er wollte nicht austrocknen. Seine Salze wollte er auch nicht verlieren. Und sterben wollte er erst recht nicht. Dirk van Kombast war sich sicher, dass der Germania-Dracona-Trunk den Durchfall ausgelöst hatte. Wahrscheinlich vertrugen ihn nur Vampire. Oder vielleicht tranken sie ihn gar nicht, sondern rieben sich den Trunk auf die Zähne. Dirk van Kombast erinnerte sich, dass sein Vampire-Best-Buy-Bug an dieser offenbar entscheidenden Stelle versagt hatte. Er würde die Firma verklagen.
    Dirk van Kombast presste die Hände fester zusammen, als sein Magen sich mit einem lauten Grummeln meldete. Immerhin musste es bald vorbei sein. Seit er einen Schluck von dem gefährlichen Vampirtrunk genommen hatte, waren Stunden vergangen. Seitdem hatte er nur Sprudel getrunken und eine halbe Scheibe Brot mit etwas Frischkäse gegessen.
    Auch wenn er noch nichts davon merkte: Er war auf dem Weg der Besserung. Bald würde er wieder gesund sein. Bei vollen Kräften. Dann würde er sich rächen. An dem kleinen Pausbackenvampir, der ihm den Pflanzentrunk gestohlen hatte, an den blutgierigen Nachbarn und an allen Vampiren der ganzen Welt. Dirk van Kombast gab nicht so schnell auf. Beim nächsten Mal würden sie ihm nicht entkommen. Das stand fest. Was noch nicht feststand, war der konkrete Plan. Der würde sich finden.
    Doch zunächst musste Dirk van Kombast ein anderes, viel dringlicheres Problem lösen: Er starrte ängstlich auf das letzte Klopapierstück in seiner Hand. Er überlegte, wie viele Schritte der nächste Supermarkt entfernt war. Zu viele.
    Dirk van Kombast atmete lange aus. Er sah auf das klägliche Klopapierstück in seiner Hand, dann auf seine Puschelhausschuhe. Er dachte an seine Mutter. Plötzlich zog sich sein Magen zusammen. Dirk van Kombast schloss die Augen.

Azidio,
bis bald!
    Ü ber die Reihenhaussiedlung am nördlichen Rand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher