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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika
Autoren: Pierre Bellemare
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und dass er nicht auf Frankreich oder Afrika allein beschränkt war: Überall auf der Welt sandten kleine Gauner mit einem Postfach sorgfältig ausgewählten Briefpartnern ihre bizarren und trotzdem verlockenden Angebote.
    Obwohl die meisten dieser tückischen Rundbriefe in den Müll geworfen wurden und nur einige Dummköpfe in aller Welt darauf antworteten und sogar Geld schickten, ist es doch interessant zu wissen, dass allein in den letzten Monaten des Jahres 1993 verschiedene Interpol-Dienststellen viertausend Briefe mit dem gleichen Schwindel-Angebot registriert hatten.
     

Die dreiundzwanzig Särge
     
    Falschmünzer — in diesem Buch ist von den berühmtesten die Rede — erregen unwillkürlich Sympathie. Das ist vielleicht nicht richtig, aber es ist eine Tatsache. Statt ihre ungesetzliche Tätigkeit zu missbilligen, bewundern wir ihr Talent. Man steht auf ihrer Seite, nicht auf der des Staates oder der Staatsbank, obwohl diese im Grunde nur alle ehrlichen Leute schützen wollen. Allerdings gibt es da eine Ausnahme. Für den Fälscher in der folgenden Erzählung empfinden wir nur Abscheu und Ekel. Und zwar gleich von Anfang an, da alles mit der Entdeckung von dreiundzwanzig Särgen begann.
    Dieser Falschmünzer hieß nämlich Adolf Hitler.
     
    15. Mai 1945. Genau eine Woche zuvor hatte das Dritte Reich in Berlin kapituliert. Unter den in Deutschland stationierten alliierten Besatzungstruppen war der Siegesjubel noch nicht verklungen. Trotzdem war die Freude wegen der Not der Zivilbevölkerung, der Vertriebenen und der KZ-Häftlinge nicht ungetrübt. Die Waffen schwiegen zwar, doch der Tod war noch allgegenwärtig. Überall machte man makabre Entdeckungen.
    Major McNally war ein Agent des amerikanischen Geheimdienstes und zugleich der größte Falschgeld-Spezialist seines Landes. Er hatte sich im Krieg ausgezeichnet und war nun in Frankfurt stationiert. Am frühen Morgen traf ein Leutnant am Steuer eines Jeeps bei ihm ein. Er war allein.
    »Major, ich habe den Befehl, Sie abzuholen.«
    Major McNally diskutierte nicht lange, sondern nahm im Fahrzeug Platz, das eine lange Fahrt durch die Straßen der Stadt antrat. Überall erinnerten zerstörte Gebäude an die tragischen Ereignisse, die sich hier vor kurzem abgespielt hatten. Plötzlich hielt der Jeep vor einer Vorstadtvilla, die von einer kleinen Armee bewacht wurde. Amerikanische und englische Soldaten hielten mit dem Finger am Abzug Wache. Was ging hier vor? Bestimmt wurde hier ein hoher Nazibonze verhaftet. Bloß, was ging ihn das an?
    Neugierig stieg der Major aus. Dann erlebte er eine zweite Überraschung. Eine bekannte Gestalt kam ihm entgegen, Hauptmann Reeves vom Intelligence Service. Reeves war sein englischer Kollege und ebenfalls Spezialist im Kampf gegen Falschgeld. Vor dem Krieg hatte er in dieser Sparte auch einen hohen Posten bei Interpol bekleidet.
    »Der gute alte Reeves! Was verschafft mir das Vergnügen?«
    »Wir haben etwas Seltsames entdeckt, Major: Särge.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Das sind keine gewöhnlichen Särge. Sehen Sie selbst.«
    Einen Moment später betraten sie das Haus. Auf dem Dielenboden des Wohnzimmers standen in Reih und Glied nebeneinander zweiundzwanzig Särge. Doch wie Hauptmann Reeves bereits angedeutet hatte, war an ihnen etwas ungewöhnlich. Die Deckel waren abgenommen, sodass man ihren Inhalt sehen konnte: Geldscheinbündel, zu Hunderten, zu Tausenden. Genauer gesagt handelte es sich um englische Pfundnoten. Major McNally stürzte sich auf einen der Särge. »Verdammt! Das ist es also?«
    »Ja, das ist Hitlers Falschgeld. Etwa einundzwanzig Millionen. Wir haben es eben gezählt. Einundzwanzig Millionen Pfund, ein Vermögen!«
    Der Major hatte seine Reflexe als Geheimdienstmann nicht verloren. Er nahm die Scheine in die Hand, befühlte sie, hielt sie gegen das Licht, suchte nach einem Fehler.
    »Außerordentlich! Wirklich verblüffend!«
    »Moment, Sie haben längst nicht alles gesehen.«
    »Gibt es denn noch mehr?«
    »Ja, und das betrifft unmittelbar Sie: Es gibt einen dreiundzwanzigsten Sarg. Lassen Sie uns nach nebenan gehen.«
    In diesem Zimmer stand tatsächlich noch ein weiterer offener Sarg. Nur hatten die Scheine darin eine andere Farbe. Sie waren grün, einheitlich grün. Major McNally stieß einen Schrei aus: »Falsche Dollars! Die wurden also auch gefälscht! Wieso wussten wir nichts davon?«
    »Meiner Meinung nach hatten sie eben erst mit der Produktion begonnen und noch keine Zeit, sie in Umlauf zu
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