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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika
Autoren: Pierre Bellemare
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Anarchie entstünde. Da aber die Luftwaffe die Kontrolle über den Himmel verlor, musste dieser Plan aufgegeben werden. Oskar Skala erläuterte: »Die Scheine der ersten Kategorie haben viele Opfer gefordert, insbesondere unter den Bankiers der neutralen Länder. Sie waren so gut imitiert, dass manche auf einem komplizierten Umweg sogar nach Deutschland zurückgekehrt sind, ohne dass die deutschen Behörden es gemerkt haben. Insgesamt haben wir siebenhundert Milliarden Pfund Sterling gedruckt. Davon wurden hundertzwanzig Milliarden der Kategorie 1 in Umlauf gebracht.«
    Insgeheim stimmte Hauptmann Reeves dem bei. Diese Pfundnoten waren so perfekt, dass man nur diejenigen entdecken konnte, die bereits eine existierende Nummer trugen. Bis zum Schluss fanden die britischen Banken keine andere Lösung, als von zwei doppelten Scheinen jeweils einen zu verbrennen, ohne jedoch zu wissen, ob es sich nun um das Original oder die Kopie handelte. Aber nicht alle wurden aufgespürt.
    Nun mischte sich Major McNally ein.
    »Was ist mit den falschen Dollars?«
    »Das war eine Idee von Krüger. Doch haben wir damit erst sehr viel später angefangen, erst Anfang 1944, und wir sind auf viel größere Schwierigkeiten gestoßen als bei den Pfundnoten, vor allem in Bezug auf das Papier.«
    Die ersten Versuche ergaben tatsächlich nur ziemlich grobe Kopien. Da entdeckte der deutsche Geheimdienst in einem Gefängnis Solly Smolianoff, einen gebürtigen Russen und einzigartigen Fälscher. Auch er war bereit zu kollaborieren, um sein Leben zu retten.
    Ende 1944 gelang es Smolianoff, recht annehmbare Geldscheine zu entwickeln. Da jedoch das Lager Sachsenhausen immer häufiger von Bombenangriffen bedroht wurde, verlegte Bernhard Krüger die Produktion in die österreichischen Voralpen nach Redl-Zipf. Auch hier durchkreuzte der Vormarsch der amerikanischen Truppen, der viel schneller erfolgte als erwartet, ihr Vorhaben. Alles musste gestoppt werden. Bernhard Krüger erhielt von Himmler den Befehl, die Archive zu vernichten, die Druckplatten mit den Geldscheinen im Toplitzsee bei Bad Aussee im Salzkammergut — dort befand sich eine Versuchsanstalt der Deutschen Marine — zu versenken und alle hundertvierzig Personen, die am Falschgeld mitgearbeitet hatten, ins Vernichtungslager zu schicken. Krüger gehorchte und floh mit einem dicken Paket echter Scheine, die als Muster gedient hatten, in die Schweiz. Er schaffte dies dank perfekt imitierter Pässe, da seine Werkstatt auch falsche Papiere hergestellt hatte.
    Damit hatte Oskar Skala alles gesagt. So sah also die furchtbare Operation Bernhard aus, die Großbritannien fast ruiniert hätte. Der Hauptmann und der Major stellten nur noch ein paar Fragen zu den letzten Ereignissen, durch die alles entdeckt wurde.
    »Wie kommt es, dass trotzdem Geldscheine entdeckt wurden?«
    »Ich nehme an, dass die Soldaten, die sie im See versenken sollten, ein paar von den schönsten behalten wollten.«
    »Und warum haben sie die in Särgen versteckt?«
    »Weil sie wahrscheinlich nichts anderes zur Hand hatten. Särge standen damals überall herum. Ständig wurden Leute hingerichtet.«
    Muss man noch erzählen, dass die Alliierten Bernhard Krüger nie erwischt haben? Mit falschen Papieren und einem kleinen Vermögen ausgestattet konnte er wohl seine Tage friedlich in Südamerika oder anderswo beschließen.
     
    Dennoch gibt es zu dieser Geschichte einen Epilog. Nach dem Krieg trat Major Reeves wieder seinen Posten bei Interpol an und Anfang der Fünfziger Jahre musste er sich um eine Affäre mit falschen Dollars kümmern.
    Da verschiedene Polizeibehörden Solly Smolianoff, der nun in Porto Alegre in Brasilien wohnte, in Verdacht hatten, an der Spitze einer Falschmünzerbande zu stehen, stellte Reeves Nachforschungen über ihn an.
    Smolianoff war jetzt fünfzig. Er hatte erst kurz zuvor eine Italienerin geheiratet, die ihm ein Kind geschenkt hatte. Tatsächlich war er verdächtig wohlhabend, doch stammte das Geld womöglich auch aus seiner Spielzeugfabrik, die er mit dem Kapital seiner Frau gegründet hatte und die ausgezeichnet lief.
    Eine eingehende Untersuchung ergab nichts Verdächtiges. Solly Smolianoff hatte jede ungesetzliche Tätigkeit aufgegeben und kümmerte sich nur noch um seine Fabrik. Das freute Major Reeves. Für seine kriminelle Vergangenheit hatte der Ärmste schon genug in Deutschland gebüßt. So endet diese Geschichte, die mit Särgen begonnen hat, mit Spielzeug. Sicher der schönste Schluss, den
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