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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika
Autoren: Pierre Bellemare
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Geld seiner Bekannten.
    Damit hatte er einen Finger in ein Räderwerk gesteckt. Er wurde das Opfer einer unerbittlichen Maschinerie, die jeder Betrugsspezialist kennt und die das Schneeball-Prinzip genannt wird. Ein hübscher Name für ein übles Verfahren.
     
    Zwei Jahre verstrichen. Camille Moreau hatte den Verkauf von Fertighäusern aufgegeben und übte offiziell den Beruf eines Anlageberaters aus. Tatsächlich war das jedoch nur ein Deckmantel. Er war nun Partner von René Degros und führte die Buchhaltung über die Kundenkonten.
    Außerdem warb er neue Kunden an. Nachdem alle seine Freunde und Bekannte in den Genuss der Wunderanlage gekommen waren, suchte er überall nach weiteren Interessenten. Für neue Einlagen erhielt er nur eine bescheidene Provision. Da jedoch die Mund-zu-Mund-Propaganda hervorragend funktionierte, wanderten so große Summen durch seine Hände, dass sein Lebensstandard um einiges stieg.
    Camille Moreau wusste, dass er eine illegale Tätigkeit ausübte, weil man dafür eine Lizenz als Bankier brauchte. Doch sagte er sich zur eigenen Beruhigung, dass er schließlich nichts Böses täte. Eigentlich erwies er allen nur einen Gefallen. Dennoch ging er äußerst vorsichtig vor. Es existierten nur Nummernkonten, möglichst wenig Papiere und alles Schriftliche wurde so bald wie möglich im Reißwolf vernichtet. Die Summen ließ er sich natürlich nur in bar geben. Danach händigte er sie René Degros aus, der ihm jeden Monat die Zinsen überwies.
    Im Grunde hatte Camille Moreau nur eine Sorge: die Herkunft des Geldes. Monsieur René geizte weiterhin mit Auskünften. Er verriet nur, dass er mit einem ausländischen Investor in Verbindung stand und Informanten in Finanzzentren auf der ganzen Welt hatte. Ansonsten hatte er sich nicht verändert. Wegen seiner Hilfsbereitschaft trotz seines hohen Alters wurde er von allen bewundert. Mehr denn je setzte er sich für karitative Vereine ein. In der ganzen Stadt war er ein geachteter Mann.
    Die Monate verstrichen und das Geld strömte weiter herein. Die Summen waren erst groß, dann riesig: sogar achtstellig. Da bekam es Camille Moreau plötzlich mit der Angst zu tun und beauftragte einen Privatdetektiv. Diesem erzählte er nicht, wie die inoffizielle Bank funktionierte, sondern gab sich nur für jemanden aus, der misstrauisch war und vor einem größeren Geschäft mehr über René Degros wissen wollte.
    Bei den Untersuchungen des Detektivs kam einiges heraus. Der alte Herr war nicht die gute Seele, für die man ihn hielt. Er hatte Frau und Kinder verlassen, um Mitglied der Emmausjünger zu werden. Nachdem ihn Abbé Pierre jedoch beschuldigt hatte, Geld unterschlagen zu haben, war er aus diesem karitativen Verein wieder ausgetreten.
    Seltsamerweise berichtete der Detektiv nichts über die Wunderanleihen mit den 120 Prozent Zinsen, entweder weil das Geheimnis so gut gehütet war oder weil er bei seiner Arbeit geschlampt hatte. Dennoch brachte er auch diesbezüglich einige Auskünfte. René Degros war kein Anfänger. Man hatte ihn bereits vierzehn Mal wegen illegaler Ausübung des Bankiersberufes angeklagt.
    Diesmal musste Camille Moreau etwas unternehmen. Doch obwohl er hin und her überlegte und die Lage von allen Seiten betrachtete, war er ratlos. Er konnte sich nicht dazu durchringen, Anzeige zu erstatten, weil er sich damit selbst denunziert hätte. Den eigenen Ruin und das Gefängnis zu riskieren ging über seine Kräfte. Einfach fliehen und alles aufgeben? Auch das war unmöglich. Er konnte seine Kunden, die sich auf ihn verließen und ihm manchmal ihr ganzes Vermögen anvertraut hatten, nicht im Stich lassen. Ganz zu schweigen davon, dass das sogar gefährlich gewesen wäre. Manche waren nämlich nicht gerade Waisenknaben.
    So blieb Camille Moreau. Er versuchte sich einzureden, dass Monsieur René nach vierzehn unlauteren Versuchen endlich eine legale Goldader gefunden hatte, dass an den Wunderinvestitionen nichts Anrüchiges war und dass es sich wirklich nur um Spekulationen auf dem asiatischen Markt und in Steuerparadiesen handelte.
    1986 ereignete sich jedoch genau das Gegenteil von dem, was Camille Moreau befürchtet hatte. René Degros verließ ihn. Eines schönen Tages verkündete er: »Mein lieber Camille, ich werde jetzt achtzig und meine Gesundheit ist nicht mehr die beste. Ich denke daran, mich zurückzuziehen.«
    Dieser Entschluss wunderte Camille Moreau nicht im Geringsten. Er hatte sich schon längst gefragt, wie Monsieur René in
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