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Die drei ??? Feuermond

Die drei ??? Feuermond

Titel: Die drei ??? Feuermond
Autoren: André Marx
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Flammen in der Nacht
    Die Nacht war ungewöhnlich kühl und neblig, als Bob Andrews den Kinosaal verließ und hinaus auf die nächtliche Straße trat. Die wenigen anderen Zuschauer, die die Spätvorstellung des kleinen Kinos in Pacific Palisades besucht hatten, waren schon während des Abspanns gegangen. Bob sah auf die Uhr. Er musste dringend nach Hause. Das Zeitlimit, das seine Eltern ihm für heute Abend gegeben hatten, war schon um zwanzig Minuten überschritten. Bob öffnete das Fahrradschloss, schwang sich auf den Sattel und radelte los. Wegen des starken Nebels beschloss er, einen kleinen Umweg durch die Berge zu nehmen, anstatt die Küstenstraße entlangzufahren. Dort wurde man bei diesen Witterungsverhältnissen als Radfahrer manchmal einfach übersehen. Zehn Minuten später erreichte Bob den Stadtrand von Rocky Beach. Das kleine kalifornische Küstenstädtchen lag dunkel und ruhig vor ihm. Niemand war mehr unterwegs. Ein Hund bellte irgendwo in der Ferne. Eine schwarze Katze, die von links nach rechts die Straße überquerte, huschte unter ein geparktes Auto, als das Licht der Fahrradlampe sie erfasste. Der Rest der Stadt schien längst zu schlafen.
    Bob fuhr an einer seit Jahren verlassenen Tankstelle und der elektrischen Umspannstation vorbei. Direkt dahinter lag das alte Verwaltungsgebäude der Stadt Rocky Beach, ein hässlicher, verwitterter Betonklotz. Es stand inzwischen leer und sollte zum Glück bald abgerissen werden, da die Stadtverwaltung in das Rathaus umgezogen war.
    Während Bob munter die Filmmusik aus dem Abspann pfiff und sich auf sein warmes Bett freute, geschah es:
    Aus den Augenwinkeln sah er einen grellen Lichtblitz, ein Knall wie von einer Bombe betäubte seine Ohren, und eine Sekunde später wurde Bob wie von einer unsichtbaren Faust getroffen vom Fahrrad geschleudert. Er landete zwei Meter neben seinem Rad hart auf dem Asphalt und ein heißer Schmerz zuckte durch seine Schulter. Er schützte seinen Kopf mit seinen Armen und blieb atemlos liegen.
    Etwas prasselte auf ihn herab. Er hörte das Fauchen von Feuer, roch beißenden Qualm, und eine Welle glühender Luft fegte über ihn hinweg. Bob riskierte einen Blick. Das Verwaltungsgebäude brannte lichterloh. Rabenschwarze Rauchpilze quollen aus den zersprungenen Fenstern, deren Scheiben in winzigen Splittern auf ihn herabgeregnet waren. Die Straßenbeleuchtung war erloschen. Der Strom schien ausgefallen zu sein.
    Bob starrte auf das Flammenmeer. Das Flackern spiegelte sich in den Speichen seines Fahrrads, dessen Reifen sich noch drehten. Die Hitze brannte auf seiner Haut. Jede Sekunde erwartete er eine zweite Explosion. Trotzdem konnte er sich nicht von der Stelle rühren. Er war wie gelähmt. Erst als ihn jemand plötzlich von hinten berührte, erwachte Bob aus seiner Starre. Er wandte sich um. Ein Mann mit ungepflegten, langen, grauen Haaren stand hinter ihm. Sein Gesicht war schmutzig, seine Zähne fleckig und er roch schlecht. Besorgt blickte er Bob an. »Alles in Ordnung, Bob Andrews?«
    »Rubbish-George!«, brachte Bob hervor, als er den Stadtstreicher erkannte.
    Rubbish-George sagte irgendetwas, doch Bob hatte ein schreckliches Piepen im Ohr und konnte ihn kaum verstehen. »Alles klar«, sagte er schnell. »Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.«
    Ein gewaltiges Krachen ließ ihn herumfahren. Ein Stück Außenwand des Gebäudes sackte wie ein Kartenhaus zusammen, stürzte herab und schlug krachend in einer Staubwolke auf. Ein stockwerkhohes Stück Beton kippte auf das Gelände der Umspannstation und knickte einen Strommast um wie einen Zahnstocher. Rubbish-George zerrte Bob auf die Füße und brachte ihn in sichere Entfernung. Bobs Beine sackten weg, als er versuchte, allein zu gehen. Er setzte sich wieder hin. Nun kamen die ersten Menschen heran. Viele trugen nur Pyjamas und Morgenmäntel. Entsetzt starrten sie auf das zerstörte Gebäude und die tosenden Flammen.
    Die Feuerwehr traf ein. Innerhalb von Minuten wurden drei große Löschzüge in Stellung gebracht und an Hydranten angeschlossen. Das Wasser, das die Feuerwehrleute durch die geborstenen Fenster spritzten, hatte kaum Wirkung gegen das Feuer. Während sich weißer Wasserdampf in den schwarzen Qualm mischte, trafen die Krankenwagen ein. Sanitäter liefen eilig umher und suchten nach Verletzten. Einer von ihnen trat auf Bob zu. »Was ist mit dir, Junge? Geht es dir gut?«
    »Ich ... ja, ich ... ich bin nur vom Fahrrad gefallen. Ich ...« Weiter kam er nicht. Der
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