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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika
Autoren: Pierre Bellemare
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bringen.«
    Der Amerikaner beugte sich über die kleinen grünen Scheine. Im Laufe seiner Karriere hatte er eine Menge falscher Dollars gesehen, aber die hier waren praktisch perfekt, mit Ausnahme vielleicht des Papiers. Er murmelte: »Erschreckend! Wie haben die das nur geschafft?«
    Hauptmann Reeves klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Das sollen wir herausfinden. Wir beide übernehmen den Fall. Die Särge standen in einem Lastwagen, den unsere Soldaten in Redl-Zipf, einem Dorf im oberösterreichischen Voralpengebiet, entdeckt haben. Wenn Sie einverstanden sind, unternehmen wir einen Ausflug dorthin.«
     
    Hitlers Falschgeld. Abgesehen von ein paar englischen und amerikanischen Verantwortlichen und Spezialisten wusste damals kaum jemand etwas von dieser außerordentlichen Episode des Krieges. Im Jeep, der ihn nach Redl-Zipf fuhr, hatte Hauptmann Reeves Muße, sich an seinen persönlichen Krieg zurückzuerinnern, einen höchst seltsamen Krieg, der jedoch genauso wichtig war wie eine Schlacht zwischen mehreren Divisionen.
    Anfang 1943 diente er in der Gegenspionage, als ihn sein Vorgesetzter zu sich rufen ließ.
    »Hauptmann, Sie nehmen Ihre alte Tätigkeit wieder auf, nämlich den Kampf gegen Falschmünzer.«
    »Was ist los?«
    »Man hat eine alarmierende Menge an falschen Geldscheinen entdeckt. Die treffen in Paketen zu 100 000 Pfund aus der Schweiz, aus Schweden, Portugal und anderen neutralen Ländern ein. In Kriegszeiten ist so ein Geschäft noch unerträglicher als in Friedenszeiten. Sie haben freie Hand, um herauszufinden, wer die Fälscher sind und wo sie arbeiten.«
    Wer waren diese Fälscher? Das fragte sich Hauptmann Reeves einige Monate lang mit zunehmender Sorge. Erstens kam er keinen Schritt weiter und zweitens wurde die Lage von Tag zu Tag kritischer. Die Qualität der Scheine verbesserte sich ständig und es trafen immer mehr ein. Im Schutze des Krieges Falschgeld herzustellen war eine teuflisch geschickte Idee. Interpol existierte nicht mehr, und die Polizeibehörden waren fast aller Hilfsmittel beraubt. Doch plötzlich kam die Wahrheit ans Licht.
    In Edinburgh wurde ein deutscher Spion aufgegriffen, den ein Wasserflugzeug abgesetzt hatte. Er hatte einen Koffer mit Falschgeld bei sich. Da begriff man, dass der Fälscher niemand anders als das Deutsche Reich selbst war.
    Ein Staat! Hatte sich je ein Verantwortlicher für den Kampf gegen Falschgeld in einer ähnlichen Situation befunden? Hauptmann Reeves hatte es weder mit einem Einzeltäter noch mit einer Bande zu tun, sondern mit einem ganzen Land, dem alle materiellen und technischen Mittel zur Verfügung standen. Das war vor allem katastrophal, weil die englische Währung unter den damaligen Wirtschaftsbedingungen die stärkste der Welt war. Sie spielte die Rolle einer Leitwährung, ähnlich wie Gold. So etwas konnte ganze Länder in den Bankrott treiben, mit unvorhersehbaren Folgen für den Krieg.
    Eine Katastrophe konnte nur knapp vermieden werden. Doch war das, wie Reeves zugeben musste, nicht der Tätigkeit seiner Behörde zu verdanken, sondern einfach nur der Tatsache, dass sich das Deutsche Reich nach dem Sieg der Alliierten auflöste und zusammenbrach.
    In Redl-Zipf begannen Reeves und McNally unverzüglich mit den Nachforschungen. Die Bewohner sprachen nicht aus freien Stücken. Offenbar wussten sie einiges, hatten aber Angst, man könne sie der Mittäterschaft bezichtigen.
    »Wir haben hinter der Brauerei Soldaten gesehen. Das ist alles, was wir sagen können.«
    »Führen Sie uns dorthin.«
    Kurz darauf standen der Engländer und der Amerikaner am Fuße eines Hügels vor einem Eingangsportal zu einem Keller, wie sie früher häufig von Brauereien zu Kühl- und Lagerräumen benutzt wurden. Als sie ihn betraten, glaubten sie zu träumen. In dem Berg existierte ein ganzes Netz von Stollen und Hallen. Sie fanden eine richtige unterirdische Fabrik mit mehreren Dutzend Geldpressen! Außerdem entdeckten sie riesige Schlafsäle, die darauf schließen ließen, wie viele Leute dort gearbeitet hatten. Doch das war auch schon alles. Kein einziges Dokument, keine schriftlichen Unterlagen.
    Sie kehrten nach Redl-Zipf zurück und nahmen die Dorfbewohner wieder ins Verhör, nur diesmal etwas unsanfter. Wo waren die Leute, die in der unterirdischen Fabrik gearbeitet hatten? Waren es Deutsche gewesen? Oder Gefangene? Waren sie geflohen? Hatte man sie hingerichtet?
    Schließlich redeten die Bewohner von Redl-Zipf: »Es waren Gefangene. Die
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