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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika
Autoren: Pierre Bellemare
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Argument den Vertrag vor, den er mit De Beers unterschrieben hatte. Schließlich sprach sich in Finanzkreisen herum, dass ein französischer Ingenieur offenbar einen Weg gefunden hatte, künstlich Diamanten herzustellen. Plötzlich fiel der Aktienkurs der Firma ins Bodenlose, sodass sich Sir Julius Wernher doch noch gezwungen sah, Anzeige zu erstatten.
    Am 17. März 1906 wurde Henri Lemoine vor Gericht gestellt. Das bot ihm Gelegenheit zu einer großen Szene. Er verteidigte sich nämlich besonders frech damit, dass er Julius Wernher beschuldigte, alles selbst ausgeheckt zu haben.
    »Er wollte, dass die Aktienkurse aller Diamantenminen abstürzen, um sie billig kaufen zu können. Ich war nur sein Komplize. Natürlich wäre der Schwindel früher oder später aufgeflogen, doch die Leute hätten lange genug daran geglaubt, damit der Plan funktioniert.«
    Das hörte sich im Grunde durchaus plausibel an, sodass der arme Industrielle die größte Mühe hatte zu beweisen, dass er einfach nur naiv gewesen war. Der brillante, leider etwas zu habgierige Betrüger Henri Lemoine wurde hingegen zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.
    Noch ein letztes Detail! Sein Wunderrezept zur Herstellung von Diamanten, das in dem versiegelten Umschlag steckte und nur im Falle seines Todes von Sir Julius Wernher geöffnet werden durfte, wurde per Gerichtsentscheid beim Notar beschlagnahmt und beim Prozess vorgelesen.
    Zumindest in einer Hinsicht hatte Henri Lemoine nicht gelogen: Es war ganz simpel und lautete: 1) Sich einen elektrischen Ofen beschaffen. 2) Man nehme Ruß und Puderzucker. 3) Das Gemisch auf 120 Grad erhitzen, um es in Diamanten zu verwandeln. 4) Sobald die Temperatur erreicht ist, die noch heißen Diamanten herausnehmen.
     

Ein Versprechen aus Afrika
     
    Frankreich, 1993. Im Südwesten Frankreichs erhielten einige Gesellschaften seit geraumer Zeit Post aus dem Niger, aus Zaïre oder einem anderen afrikanischen Staat, die sehr offiziell aussah. Diese Post, die auf Englisch abgefasst war, enthielt eine ganze Reihe von Telefon- und Faxnummern. Sie informierte die Personen, an die sie jeweils persönlich adressiert war, dass ein einflussreicher Geschäftsmann, der im Absenderland enge Verbindungen zur Regierung hatte, in Frankreich ein Bankkonto suchte, um ganz diskret vorübergehend zweiunddreißig Millionen amerikanische Dollar zu parken.
    Wer zwischen den Zeilen lesen konnte, erkannte auch ohne ausdrücklichen Hinweis, dass es sich hier um so genannte Petrodollar handelte. Der Empfänger wurde aufgefordert, sofern er an diesem eindeutig korrekten Angebot interessiert war, so bald wie möglich zu antworten. Der diskrete Kontoinhaber, der bereit wäre, für kurze Zeit die zweiunddreißig Millionen Dollar auf sein Konto überweisen zu lassen, würde großzügig belohnt werden, nämlich mit dreißig Prozent des Ausgangskapitals, also mit siebenundfünfzig Millionen Franc (fast zehn Millionen Euro). Das Ganze müsse allerdings so diskret abgewickelt werden, dass niemand, und vor allem nicht die Finanzbehörden, davon Kenntnis erhielten.
    Viele Empfänger zerrissen den Brief und warfen ihn einfach weg, andere wiederum gaben ihn umgehend an die Polizei weiter. Und die dritte Gruppe, naiv und gierig, sandte den Brief — einfach aus Neugier — an eine Postfachadresse. Einige Tage später erhielten diese Leute einen Anruf und man legte ihnen die Bedingungen des Geschäfts dar: ganz einfach und logisch. Um ihre Redlichkeit nachzuweisen, sollten sie zuerst einen Teil der Kosten für die Transaktion decken, wobei es genügte, eine bestimmte Summe auf ein Geheimkonto im Niger, in Zaïre oder einem anderen Land zu überweisen. Keine große Summe, eher eine symbolische Geste, denn, wie es hieß, »aus kleinen Bächen entstehen große Ströme«. Nachdem eine solche Vereinbarung getroffen war, hörte der großzügige Kontoinhaber nie mehr etwas von der überwiesenen Summe. Und genauso wenig sah er jemals die zweiunddreißig Millionen Petrodollar, die auf seinem Konto hätten geparkt werden sollen.
    Der Betrug, der von Zaïre oder irgendeinem anderen afrikanischen Land gelenkt worden war, bewies, dass das System auf der ganzen Welt funktionierte. Interpol gelang es, sechs nigerianische Betrüger zu identifizieren und festzunehmen, die allein in Frankreich sechs Millionen Franc (mehr als eine Million Euro) abgesahnt hatten. In den entsprechenden Dienststellen weiß man heute, dass dieser »Schwindel afrikanischer Machart« seit 1984 existierte
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