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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord
Autoren: Celeste Bradley
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benahm, liebte Bailiwick seinen mutigen und eigenwilligen Freund. Das einzige Pferd weit und breit übrigens, das in der Lage war, den riesigen Körper des Lakaien zu tragen. Evans treuer Ramses etwa würde mit Bailiwick auf dem Rücken vermutlich schnell schlappmachen.
    Während er mit seinem widerborstigen Pferd kämpfte, spürte der junge Mann, wie Fiona sich mit jedem Atemzug weiter von ihm entfernte. Seine Brust fühlte sich an wie eingeschnürt. Irgendwann reichte es ihm. Er zog den mächtigen Kopf des Tieres zu sich herunter und blickte streng in Balthazars braune Augen. » Sie verlässt mich, du Rüpel! Fiona verlässt mich, und du bist meine einzige Hoffnung, wenn ich sie noch aufhalten will. Mach also deine bescheuerten riesigen Zähne auseinander und lass dir die verdammte Trense anlegen! «
    Langsam senkte Balthazar seine langen weißen Wimpern über die Augen und öffnete weit das Maul. Bailiwick verschwendete keine Sekunde. Er schob das metallene Gebissstück tief hinter Balthazars gelbe Zähne und schnallte die Riemen hinter den samtenen Ohren zu, die sich ihm jetzt bereitwillig entgegenbogen – fast als wollte der Wallach sagen: » Beeil dich! Wir müssen dein Mädchen einholen! «
    Und weil er plötzlich in Eile war, trottete Balthazar vom Hof. Unglücklicherweise ohne Sattel und ohne seinen Reiter. Bailiwick rannte fluchend mit den Zügeln in der Hand neben ihm her, um sich schließlich auf Balthazars Rücken zu werfen. » So ist’s richtig, Junge. Wozu brauchen wir einen Sattel! «
    Der Schimmel galoppierte an, und Bailiwick hielt das Gesicht lachend in den Wind. » Ich komm und hol dich, Fiona! «
    Während Fiona seit Stunden auf dem Wagen eines Landfahrers zwischen klappernden Töpfen und Pfannen saß und gemächlich durch die Gegend geschaukelt wurde, kamen Bailiwick und sein Pferd in Windeseile voran und rannten auf ihrem Weg durch die Vororte Londons alles in Grund und Boden. Auf den Märkten sprangen die Leute entsetzt zur Seite, und er hoffte nur, dass Wilberforce nicht von dem umgestürzten Bäckerwagen und den von Balthazars Hufen zerstampften Brotlaiben erfuhr. Er war froh, als sie endlich die Stadt hinter sich und die Landstraße erreicht hatten, wo sich ihnen kaum noch ein Hindernis in den Weg stellte.
    Ein gutes Stück die Straße hinunter rutschte Fiona indessen auf ihrem harten Sitz herum und stieß einen Seufzer aus. Zwar war sie es gewöhnt, in wenig komfortablen Vehikeln durch die Lande zu rumpeln, doch diese Reise gestaltete sich besonders unangenehm. Nicht nur weil ihr Sitz äußerst unbequem war, sondern auch weil sie den Staub voll ins Gesicht bekam. Wehmütig dachte sie daran, wie sauber und behaglich es doch im Brown’s gewesen war. Sie seufzte erneut und dachte an die angenehme Arbeit für die reizenden Damen und die üppigen, köstlichen Mahlzeiten. Drei am Tag, das musste man sich mal vorstellen.
    » Es ist besser so « , sagte sie leise vor sich hin. Sonst würde sie am Ende so fett werden wie die Frau vom alten Pomme, und niemand schaute sie mehr an.
    Doch, ihr Johnny. Ihr großer, schüchterner Riese, der würde sie selbst dann noch mit hungrigen Augen verfolgen. Die Erinnerung an ihn stimmte sie traurig. So gerne hätte sie diesen Hunger gestillt, aber er wollte ja nicht. Fiona begriff es einfach nicht. Warum konnte er ihre Berührung nicht ertragen?
    Als sie den hübschen Burschen das erste Mal sah, war sie mit zwei Freundinnen auf der Landstraße von einer Räuberbande bedrängt worden, die erst von ihnen abließ, als Johnny Bailiwick des Weges kam wie ein Racheengel auf einem großen weißen Ross, das mit donnernden Hufen durch den Banditenhaufen geprescht war. Fiona lächelte ein wenig wehmütig und glaubte noch immer den mächtigen Hufschlag zu hören.
    Ba-ba-da-dumm. Ba-ba-da-dumm.
    Sie richtete sich ein wenig auf, blinzelte in die Nachmittagssonne und erkannte in der Ferne tatsächlich einen Reiter. Vermutlich ein Kurier oder ein Gutsbesitzer auf einem Ausritt, dachte sie. Mit allem hätte sie gerechnet – nicht aber damit, plötzlich ihren Johnny auf seinem Furcht einflößenden Pferd zu sehen. Er kam ihr vor wie ein edler Ritter auf seinem Schlachtross. Abgehärtet durch ein Leben auf der Straße, waren Fiona solche Gedanken eigentlich fremd, doch mit einem Mal erkannte sie, dass in ihrem Innern ein mädchenhaftes, romantisches Herz schlug.
    Johnny hat mich gesucht.
    Der Kesselflicker, der den Wagen lenkte, erschrak, denn es hörte sich an, als sei eine
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